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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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den Abgrund zu trudeln. Wahrscheinlich würde er den Sturz überleben, aber er hatte keine Lust, wieder hinaufklettern zu müssen.
    »Ich befinde mich auf einem langen schmalen Vorsprung am Rand des Grabens«, sagte er leise, um keine vibrationssensiblen Meerestiere aufzuscheuchen, wie zum Beispiel Haie.
    Ihm fiel auf, dass der seltsame Haufen, auf den der Krake ihn geworfen hatte, eine Art Nest zu sein schien. Vielleicht schlief der Krake nicht hier, aber offenbar war es seine Fress- und Sammelstelle für alles, was ihn interessierte. Um Artemis herum lagen etliche Knochen, unter anderem die gewaltigen Rippenbögen eines Pottwals, die er zunächst für ein Schiffswrack gehalten hatte. Außerdem gab es mehrere kleine Boote, einen großen Messingpropeller, dicke funkelnde Quarzbrocken, phosphoreszierende Felsen, diverse Truhen und sogar ein zerknautschtes orangefarbenes Tiefsee-U-Boot mit grinsenden Skeletten darin.
    Rasch wich Artemis ein paar Schritte zurück, obwohl sein Verstand ihm sagte, dass die Skelette ihm nichts anhaben konnten.
    Nichts für ungut, aber in letzter Zeit traue ich meinem Verstand nicht mehr so recht.
    Erstaunlicherweise schien es in diesem ganzen Durcheinander keinerlei unterirdische Überbleibsel zu geben, obwohl Atlantis direkt jenseits des Riffs lag.
    Doch dann sah Artemis, dass er sich geirrt hatte. Keine zehn Meter von ihm entfernt war ein kleiner, schlanker Computerwürfel aus Metall mit gnomischen Zeichen, der kurz über der Oberfläche des Felsvorsprungs zu schweben schien.
    Nein, Moment, er schwebt nicht. Er ist von einem durchsichtigen Gelkörper umgeben.
    Artemis ging darauf zu und stupste das Gel vorsichtig an. Als außer einem kleinen zischenden Funken keine Reaktion kam, schob er den ganzen Arm bis zur Schulter hinein und packte den Würfel an einer Ecke. Dank der Servofunktion des Anzugs konnte er ihn ohne Schwierigkeiten herausziehen.
    Vielleicht ein Wrackteil von der Sonde , dachte er, dann sagte er laut: »Ich habe etwas gefunden, was wichtig sein könnte. Foaly, können Sie es sehen?«
    Keine Antwort.
    Ich muss dringend zurück zum Shuttle oder wenigstens hinunter in den Aufprallkrater. Vor allem weg von dem Riesenkraken, der mich anknabbern und mir das Mark aus den Knochen saugen will.
    Das mit dem Mark aus den Knochen saugen bedauerte er sofort, weil es viel zu anschaulich war und ihm wieder übel wurde.
    Ich weiß nicht mal, in welche Richtung ich gehen soll , fiel ihm auf. Das ganze Unterfangen ist unsinnig. Wie groß ist denn schon die Wahrscheinlichkeit, dass ich auf dem Meeresboden irgendeinen Hinweis finde?
    Ein ironischer Gedanke, wie sich noch zeigen sollte, denn er hielt einen entscheidenden Hinweis in den Händen.
    Artemis drehte sich hierhin und dorthin, um zu sehen, ob der Strahl seines Helms vielleicht auf irgendetwas fiel, das ihn zu einer guten Idee inspiriert hätte. Doch da war nichts, außer einem fast durchsichtigen Fisch, der seinen kugeligen Körper mit Stummelflossen vorwärts bewegte und Plankton durch seine runden Nasenöffnungen filterte.
    Es muss doch was passieren , dachte er mit leiser Verzweiflung, denn mittlerweile war ihm klar, dass er mutterseelenallein in der Tiefe des Meeres hockte, mit mehreren Tausend Metern Wasser über sich und ohne die leiseste Ahnung, was er tun sollte. Artemis hatte unter Druck immer gute Ideen gehabt, aber das war für gewöhnlich eher der intellektuelle Druck, wie man ihn in der entscheidenden Phase eines anspruchsvollen Schachspiels verspürte, und nicht die Art von Druck, die einem die Knochen im Körper zermalmen und sämtliche Luftbläschen aus den Lungen pressen konnte.
    Dann passierte tatsächlich etwas: Der Krake kam zurück, und in zwei seiner Arme trug er etwas, das aussah wie die Spitze der Raumsonde.
    Was hat er damit nur vor? , fragte sich Artemis. Es sieht fast so aus, als wollte er es wie ein Werkzeug benutzen .
    Aber wofür? Was für eine Nuss würde ein Riesenkrake damit knacken wollen?
    »Mich«, stieß Artemis aus. »Ich bin die Nuss.«
    Er hätte schwören können, dass der Krake ihm zuzwinkerte, bevor er das tonnenschwere Raumschiffteil auf den Fleischhappen in der blauen Schale niederkrachen ließ.
    »Ich, ich bin die Nuss!«, rief er erneut in leicht hysterischem Tonfall. Er lief rückwärts, so schnell er konnte, ein wenig beschleunigt durch den Eigenantrieb seines Anzugs. Es reichte gerade aus, um die Wucht des Schwungs zu spüren, aber nicht das Metall selbst. Die Spitze der Sonde bohrte

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