Der Attentäter - The Assassin
und das andere Funkgerät auf einem der Schreibtische liegen und ging zur Tür, wo er sich noch einmal kurz umdrehte. Keiner der beiden Männer bewegte sich. Als er schon im Flur war, fiel ihm sein Rucksack ein. Hätte er die Sachen schnell darin verstaut, hätte er Zeit gespart, doch es ließ sich nicht mehr ändern.
Er lief den Korridor, dann die Treppen hinab, und nach einer knappen Minute hatte er das Gebäude verlassen und rannte über das dunkle Grundstück in Richtung Norden. Wieder hörte er aus der Ferne ein Heulen, doch diesmal waren es mehrere Sirenen, und das Geräusch kam näher. Es war so, wie er befürchtet hatte; die beiden Sicherheitsbeamten hatten sofort Bericht erstattet, als sie wussten, dass jemand in der Botschaft war. Gern hätte er gewusst, wie sie herausbekommen hatten, dass er dort war, doch es spielte keine Rolle mehr. Jetzt zählte nur noch, dass er möglichst schnell wieder bei Kharmai war.
Hinter ihm ging eine Alarmanlage los. Plötzlich war nicht nur das Gebäude hell, auch auf dem Grundstück flackerten versteckte, in dem Rasen verborgene Scheinwerfer auf. Es war, als hätte sich alles gegen ihn verschworen.
Er schnappte nach Luft, der Schmerz wurde immer unerträglicher. Es blieb ihm nichts übrig, als ihn zu ignorieren, und er rannte weiter.
»Ich glaube nicht, dass Sie ein Recht dazu haben. Ohne Grund können Sie mich nicht einfach festhalten.«
»Und ob«, antwortete Lowe gelangweilt. Er hatte sich einzuschmeicheln
versucht und ein paar unbeholfene Versuche gemacht, mit ihr zu flirten, doch da sie nicht reagierte, verlor er allmählich das Interesse. »Hören Sie, Ma’am, Sie hätten einfach meine Fragen beantworten sollen. Das hätte uns beiden eine Menge Ärger erspart.«
»Ich habe Ihre Fragen beantwortet, und zwar wahrheitsgemäß. Warum das jetzt nötig ist, verstehe ich nicht.«
»Und ich verstehe nicht, warum Sie um diese frühe Morgenstunde immer noch auf den Abschleppdienst warten. Wann wollen Sie da angerufen haben?«
Kharmai atmete tief durch und blickte auf ihre Hände. Es wurde immer schwieriger, Lowes Fragen plausibel zu beantworten oder ihnen auszuweichen. Seit er vor zwei Minuten wieder in den Streifenwagen gestiegen war, bombardierte er sie geradezu damit.
»Ich habe Ihnen bereits alles erklärt, Officer. Auf der I-95 machte mein Motor auf einmal diese komischen Geräusche. Also bin ich abgefahren, um nach einem Hotel zu suchen und mich am nächsten Morgen um einen Automechaniker zu kümmern. Aber dann bin ich vorher hier liegen geblieben, weil der Motor endgültig den Geist aufgab. Also habe ich den Abschleppdienst angerufen, und dann tauchten Sie auf und haben eine Sekunde später an meine Scheibe geklopft …« Sie nahm sich vor, ihre Stimme entrüstet klingen zu lassen. »Keine Ahnung, was daran ungesetzlich sein soll. Sagen Sie es mir.«
»Nein«, antwortete er geduldig, »nichts von dem, was Sie getan haben, verstößt gegen das Gesetz. Aber ich finde es interessant, dass Sie eine achtstündige Fahrt erst so spät am Tag angetreten haben. Und auch, dass Sie Richmond ohne irgendeinen Ausweis und die Fahrzeugpapiere verlassen haben. Die meisten denken an diese Dinge.«
»Zugegeben, das war nicht besonders intelligent. Aber es ist ziemlich egal, oder? Ich kann ja sowieso nicht mehr fahren. Sobald der Abschleppdienst kommt, nehme ich ein Taxi zum nächsten Hotel. Und glauben Sie’s mir, Officer, von dort rufe ich zuerst meinen Freund an, damit er meinen Führerschein schickt. Vielleicht lasse ich ihn auch direkt herkommen. So oder so ist das Problem schnell gelöst.«
»Könnte man meinen.« Lowe rutschte auf seinem Sitz hin und her. »Tut mir leid, aber ich kann Sie nicht allein lassen, Miss Brown.«
Kharmai reagierte nicht. Nachdem sie das Für und Wider abgewogen hatte, war sie zu dem Entschluss gelangt, dass es besser war, ihm einen falschen als gar keinen Namen zu nennen.
»Ich habe bereits meinen Sergeant benachrichtigt«, fuhr Lowe fort. »Sobald er hier ist, wird er sich ein bisschen mit Ihnen unterhalten, aber Sie müssen auf jeden Fall heute Nacht in der Stadt bleiben. Sie können gerne auf der Polizeiwache telefonieren … Vielleicht kann Ihr Freund den Führerschein per Expresssendung über Nacht schicken, wie Sie eben sagten. Mit ein wenig Glück sind Sie gleich morgen früh auf dem Weg nach Baltimore.«
Kharmais Kehle war wie zugeschnürt, sie spürte Panik aufsteigen. Um ihre Reaktion zu verbergen, guckte sie schnell aus dem
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