Der Attentäter - The Assassin
Wehr- oder Zivildienst absolviert, aber so ein Job in einer Botschaft zog nicht unbedingt die besten und hellsten Kandidaten an. Vielleicht konnten sie sich gegenseitig Feuerschutz geben, aber hatten zu viel Angst vor den Konsequenzen, um sofort abzudrücken. Er hatte nur die Chance, auf diese Unentschlossenheit zu setzen.
Leider stellte sich umgehend heraus, dass er sich irrte. Der Schuss löste sich in dem Moment, als seine Linke das Handgelenk des Deutschen umschloss und seine Rechte mit der Wucht eines Hammers den Radialnerv traf. Die Waffe entglitt den Fingern des Mannes und fiel zu Boden. Sein Kollege, noch in der Nähe der Tür stehend, schrie etwas auf Deutsch, aber Kealey ignorierte es und zog seine Beretta.
Er schlang den linken Arm um den Hals seiner Geisel, bohrte ihr die Mündung der Waffe in den Rücken und postierte sich
so, dass sein Körper durch den des anderen gedeckt war. Ein brennendes Gefühl in seiner linken Seite ließ keinen Zweifel daran, dass er getroffen worden war; die Kugel des Deutschen war nicht ins Leere gegangen. Solange er sich die Wunde nicht ansehen konnte, würde er nicht wissen, wie schlimm es stand. Vielleicht war es nur ein Kratzer, vielleicht lebensbedrohlich. Noch hatte der Schmerz nicht voll eingesetzt, doch das würde sich in ein paar Augenblicken ändern.
Der Sicherheitsbeamte an der Tür schrie immer noch auf Deutsch, offenbar völlig außer sich. Der Blick seiner blauen Augen wirkte irrational und unberechenbar. Der Lauf seiner Pistole bewegte sich hektisch hin und her, offenbar war seine Schussposition alles andere als gut. Das verschaffte Kealey einen Zeitgewinn, wenn auch nur einen kleinen. Kharmai brauchte seine Hilfe, so viel war klar, doch er konnte erst etwas für sie tun, wenn er diese beiden aus dem Weg geräumt hatte. Er hoffte nur, dass sie clever genug war, den Cop hinzuhalten.
Er brachte seinen Mund dicht vor das Ohr der Geisel. »Wie heißen Sie?«
»Wie ich …?«
»Genau, Ihr Name «, zischte Kealey bedrohlich.
»Klein, Günter Klein. Bitte, ich habe eine Tochter, zu Hause in Bonn …«
»Immer schön locker, Günter.« Er zuckte zusammen, der Schmerz wurde schlimmer. Wenn es nur eine Fleischwunde war, dann eine üble. »Ich möchte, dass du deinen Freund bittest, die Waffe fallen zu lassen. Sofort.«
Als Angehöriger der deutschen Botschaft in Washington musste der Mann an der Tür Englisch verstehen, aber Kealey wusste, dass die Worte mehr Gewicht hatten, wenn sie aus dem Mund eines Landsmanns kamen. Klein, offenbar völlig
verängstigt, brachte stotternd vor, was Kealey ihm eingeflüstert hatte, und der Mann an der Tür antwortete mit einem Wortschwall, ließ aber die Waffe nicht fallen.
»Er weigert sich und sagt, er wird uns beide töten.«
Kealey fluchte leise und traf eine Entscheidung. Es war sinnlos, so dauerte es zu lange. Der Schmerz in seiner Seite war fast unerträglich, und er spürte etwas Warmes über seine Hüfte laufen. Nicht mehr lange, dann würde sich die Verletzung auf seine Schnelligkeit auswirken. Scheiß drauf …
Er stieß Klein zur Seite, wodurch er einen Augenblick schutzlos war. Dann hob er die Beretta und drückte ab.
Die Kugel schlug in den rechten Arm, direkt über dem Ellbogen. Der Mann an der Tür schrie auf und ließ die Waffe fallen. Einen Sekundenbruchteil darauf trat Kealey nach links und schlug Klein mit der Faust ins Gesicht. Er prallte gegen einen Schreibtisch, ein Stuhl kippte um, der Boden war mit Papieren übersät.
Der andere Mann streckte den heilen Arm aus, um seine Waffe aufzuheben. Kaum hatten sich seine Finger um den Griff geschlossen, da war Kealey schon bei ihm und trat sie ihm gerade noch rechtzeitig aus der Hand. Dann verpasste er ihm zwei Schläge ins Gesicht, und der Mann brach zusammen und blieb reglos am Boden liegen.
Kealey drehte sich zu Günter Klein um, der offensichtlich bewusstlos war. Dann kassierte er schnell die Waffen und Funkgeräte der beiden ein. Sie hatten mit Sicherheit umgehend gemeldet, dass ein Eindringling in der Botschaft war, doch wenn sie wieder zu sich kamen, bevor er die Botschaft verlassen hatte, sollten sie nicht noch weitere Informationen durchgeben. Und er wollte auch keine Kugel in den Rücken bekommen.
Nachdem er die Munition aus den Pistolen genommen hatte, entfernte er aus einem der beiden Funkgeräte die Batterien. Das anders steckte er in die Tasche, zusammen mit der Munition, die sich auch für die Beretta verwenden ließ. Er ließ die Waffen
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