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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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dass er wusste, wann und wo er ihm schon begegnet war.
    Carla wickelte sich langsam den Schal vom Hals.
    »Alles nicht so schlimm, das Wichtigste ist, dass wir einen Freund haben, der uns hilft - und damit meine ich nicht nur Kurt und mich. Dieser gute Mensch hilft vielen Juden. Und er ist nicht allein.«
    Daut wollte diesen Satz zuerst unkommentiert lassen, überlegte es sich dann aber anders.
    »Davon habe ich heute schon einmal gehört. Aber nicht alle diese Judenfreunde führen Gutes im Schilde.«
    »Du kennst Otto Weidt nicht.«
    Carla hatte es kaum ausgesprochen, senkte sie den Kopf, als hätte man sie bei etwas Verbotenem ertappt.
    »Verdammt!«
    Daut sah die Angst in ihrem Blick.
    »Keine Sorge. Ich habe nichts gehört.«
    Es klopfte an der Tür. Die Engelmann brachte auf einem Tablett eine Kanne heißes Wasser, zwei Teegläser, eine Zuckerdose und einen Teller mit Schmalzstullen.
    Daut goss einen Finger breit Korn in die Gläser, rührte zwei Löffel Zucker hinein, füllte mit Wasser auf und reichte Carla den Grog.
    »Trink, das tut dir gut.«
    Carla blies kurz in das Glas und trank in kleinen, hastigen Schlucken.
    »Zwischendurch solltest du auch etwas essen«, sagte Daut lachend. »Nicht, dass du mir betrunken wirst.«
    Carla nahm eine Brotscheibe, und sie tranken und aßen schweigend. Als sie ihr Glas geleert hatte, sagte sie:
    »Kurt will sich auf gar keinen Fall irgendwo verkriechen. Er muss sich zwischendurch auch mal frei bewegen können. Dazu brauchen wir Papiere.«
    »Wie wollte ihr denn an die kommen?«
    »Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass du ... du warst doch bei der Kripo, da hast du doch bestimmt noch Verbindungen.«
    Daut schwieg und stierte vor sich hin. Auch Carla sprach nicht mehr weiter. Sie hatte alles gesagt. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis Daut auf die Einladungskarte auf seinem Nachttisch zeigte.
    »Gehst du auch zu dieser Feier?«
    Carla nickte.
    »Ich hole dich ab. Bis dahin muss Kurt die Füße stillhalten. Schafft er das?«
    Carla schluckte.
    »Das muss er schaffen.«

Donnerstag, 4. März 1943
    Neununddreißig
     
     
    Rösen bedachte Daut mit einem neugierigen Blick, als er das Büro betrat.
    »So pünktlich heute Morgen ‒ und ohne Uniform.«
    »Für das, was wir vorhaben, ist das besser.«
    Daut setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, schlug die Beine übereinander, zupfte das Hosenbein seines dunkelgrauen Anzugs glatt und hörte Rösen zu.
    »Ich habe mein Tagwerk im Prinzip schon erledigt, als ich die Kriminaltechnik zum Haus von Grahn in Marsch gesetzt habe. Die dürften sich in diesem Augenblick den Keller vornehmen, und wenn es so ist, wie ich vermute, haben wir den Fall heute Abend abgeschlossen und trinken in aller Ruhe im Rübezahl ein oder zwei Mollen auf unseren Erfolg. Bis dahin bleiben wir hier ruhig sitzen und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein.«
    »Schön«, antwortete Daut, »dann lassen wir die Techniker ihre Arbeit machen und gehen derweil meiner Spur nach.«
    »Was soll das heißen, deiner Spur?«
    »Ich hätte auch sagen können, der Spur des Geldes. Du erinnerst dich, worüber wir gestern gesprochen haben?«
    Rösen schaute Daut nur mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Guck nicht so, Ernst. Mir ist einfach die Sache mit dem Aufbewarier nicht aus dem Kopf gegangen. Wenn es sich nicht um den großen Unbekannten handelt, der, wie wir wissen, nur in seltenen Fällen der Täter ist, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Die erste ist Werner Grahn.«
    Rösen unterbrach ihn fröhlich.
    »Sag ich doch. Lass uns eine rauchen, einen Blümchenkaffee trinken und auf den Anruf der Techniker warten, dass sie massenweise Blutspuren gefunden haben.«
    »Ich schlage vor, dass wir die zweite Option prüfen, statt Däumchen zu drehen.«
    »Und das heißt konkret?«
    Daut stand auf und ging zur Tür.
    »Lass uns zum Auto gehen, ich erzähle es dir unterwegs.«

Vierzig
     
     
    »Es sieht schon viel besser aus als gestern.«
    Carla tupfte Kurts Wunde an der Augenbraue mit einem in Jod getränkten Wattebausch ab. Charlotte streichelte ihm über die Hand, während er wegen des kurzen, brennenden Schmerzes die Luft anhielt. Sie machte sich Sorgen um ihren Bruder, der in einer schlechten seelischen Verfassung war. Er saß den ganzen Tag in einem Sessel und grübelte vor sich hin. Seine Angst war mit Händen zu greifen. Er fürchtete, dass man ihn abholte, weil er nicht zur Arbeit erschienen war. Carla redete die ganze Zeit auf ihn ein.
    »Du kannst nicht

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