Der Aufgang Des Abendlandes
Renntierweide«, »der laufende Mann«, alle
bisher bekannten Schnitzereien und Gravierungen jener Wilden übertreffen himmelhoch jede ägyptische Wandmalerei und
zwar, was psychologisch am auffälligsten, nicht nur in künstlerischer Auffassung, sondern nach der sozusagen
wissenschaftlichen Seite der Kunst hin: in Proportion und Perspektive. Sonst kennen wir von diesen Künstlern nur kleine
Steinbeile. Daß sie in schutzgewährenden Höhlen wohnten, wäre begreiflich, wo es weder Seen noch
Biberbeispiele gab und man gegen Raubtiere dort am sichersten sein Lager aufschlug. Wissen wir aber, ob wir nicht nur nach
zufälligen Funden urteilen und sie nicht doch andere Wohnungen hatten und auch andere Waffen, sich des Höhlentigers
zu erwehren? Jedenfalls schmückten sie die Höhlen mit sinnigen Zeichen ihrer bildungsfrohen Seele. Hatten sie keine
gezähmten Haustiere, so würde eben das entsprechende Rindvieh noch nicht aus Asien eingewandert sein, doch sie
hatten ja das Renntier, was will man mehr? Schwere Not und Klimawechsel mögen sie in ihren Bergasylen physisch
herabgedrückt haben, doch ihr Kunsttrieb konnte nur das Erbe einer langen Kulturvergangenheit sein, eher beweist dies
also für den Psychologen klar das Vorherbestehen einer hohen untergegangenen Rasse. Der Neolith scheint dagegen
trauriger Rückfall zum Lemurier ohne jede geistige Evolution, er bildete nur praktische Fähigkeiten aus, muß
aber auch hierin Vorgänger gehabt haben. Übergang vom Wilden wäre viel zu schnell erfolgt, um einem Prinzip
langsamer Entwicklung zu genügen. Vom Paläolithen wissen wir viel zu wenig, um zu beurteilen, ob er nicht als
atlantisches Erbe Eigenschaften besaß, die für ihn Ackerbau unnötig machten, ihm auch hypnotischen Schutz
gegen Raubtiere sicherten. In einer Höhle fand man Skelette von sieben zusammenhockenden Menschen neben Hyänen und
Löwen, wir möchten dies als gemeinsame Flucht vor Erdbeben deuten, indessen bleibt doch seltsam, daß die
Raubtiere augenscheinlich einträchtig mit den Menschen sich verständigten statt sie zu fressen. Was beweisen die
Steinbeile und Eolithenkiesel bis ins Eozän? Daß es damals Wilde gab wie heute! Ein Naturforscher nach 100+000
Jahren, wenn Europa vielleicht unterging, könnte ebenso logisch aus Zigeunerüberbleibseln schließen,
daß es dort keine Zivilisation gab. Verschlänge heute ein Erdbeben alle Küsten Australiens und nur der
»Busch« mit Papuabewohnern bliebe übrig, so könnten spätere Forscher das Märchen eines
»Commonwealth of Australia« verlachen. Gewöhne man sich doch endlich den Wahn ab, daß die Urrassen in
eintöniger Uniformität eine sich überall ähnliche Menschheit bildeten. Hohe und niedere Rassen lebten
nebeneinander wie heute, in Alteuropa die Großen von Cro Magnon Krapila, Mentone neben Kleinen und Verwilderten in
belgischen und Tyroler Höhlen.
Verständen aber die Mittelmäßigen, die im Geleise ihrer Examina trotten, etwas von Psychologie und
Ästhetik, so verständen sie, daß die Künstler, die nach damaliger Gepflogenheit auf Renntiergeweihen
ihre Meisterwerke einritzten, nie und nimmer Wilde waren oder von so besonderer Kulturart, daß jede äußere
Zivilisierung sich vor ihnen verstecken muß. Wir brauchen aber die kunstfremden Neolithen nicht für Degenerierte
zu halten, sondern nur, was in gleicher Weise das Evolutionsprinzip schädigt, die natürliche Ungleichheit
nebeneinander stehender oder aufeinander folgender Rassen seit Anbeginn voraussetzen. Der Paläolithenmann, der mit einem
Steinmesser sein Renntier anatomisch proportional und Gras und Bachrand perspektivisch schraffierte – was die Malerei
erst seit Leonardo kennt –, tat ein Wunder wie etwas Selbstverständliches und stieg unendlich höher als die
ganze Durchschnittsmenschheit eines späteren Europa. Wer weiß übrigens, ob er sich nicht den Berglöwen
als Hauskatze und Jagdgefährten hielt und sein Lager mit ihm teilte, geborgen in »magischer«
Unverletzbarkeit, und den Elefas für sich arbeiten ließ! Rawlinson macht sich über den
»ursprünglichen Wilden« lustig, der wohl nie als allgemeiner Typ bestanden habe. Jawohl, aus einer
devonischen Kalksteinhöhle bei Torquay fand man übereinander gelagert eine neolithische Schicht mit ausgezeichneten
Geräten und darunter eine andere mit Knochen ausgestorbener Riesentiere nebst kleinen Steinbeilen, für die daher,
wie wir ergänzen, nur Hände kleiner Menschen passen. Glaubt
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