Der Aufgang Des Abendlandes
Menschenich. Das deterministische Gebundensein jedes sichtbar agierenden Bewußtseins
bedeutet mit nichten Mechanistik, denn das Unsichtbare dahinter, versinnbildlicht als Äther, erfüllt den
unendlichen Raum und seine Wirksamkeit läßt sich sogar physikalisch nachweisen, nur stumpfe Gedankenlosigkeit
verkennt im Sichtbaren einen psychophysikalischen Doppelprozeß. Daß dieser aber auf Anordnung des Unsichtbaren
erfolgt, diese nicht anerzogene, sondern angeborene Selbstverständlichkeit natürlichen Denkens muß
künstlich umgebracht werden, damit nicht die Katheder wanken und die vom Geiste freien Freigeister wieder mal umlernen
müssen, daß die Freiheit ganz wo anders zu suchen sei. Der Materialismus fragt spöttisch, da er wie die
Kirche nur auf faustdicke Buchstaben pocht, wie sich das Unsichtbare beweisen lasse. Nun, Napoleon sagte auf der Sternwarte
zu Laplace, der ihm »die Hypothese Gott« verekeln wollte: »Sie zeigen das unendlich Große, mir
scheint das unendlich Kleine, das uns unsichtbar ist, viel wichtiger«. Darüber lächelten damals Laplace und
Monge mit gleicher Superklugheit, wie sie den Erfinder des Dampfschiffs dem Irrenhaus empfahlen. (Beiläufig blamierte
sich später auch Cuvier mit diktatorischer Bestreitung unmittelbar darauf erwiesener Tatsachen). Heute sehen wir in
jedem Tropfen oder Staubklümpchen neue Lebewelten. Als man den Einfluß wohltätiger oder
gemeinschädlicher Bakterien entdeckte, hätte man sich über den Analogieschluß Rechenschaft geben sollen,
daß ähnlich unzählbare psychische Bazillen wirken, sinnlich unerkennbar, doch gewaltige Wirklichkeiten.
Heutige Katastrophenatmosphäre ist wohl bis zum Rande damit geschwängert und nichts verbietet, daß ein
erleuchtetes Geisterauge sie wahrnimmt.
Laut Paracelsus herrscht in jedem Menschen diejenige Tiernatur, die in ihm meistausgebildet. Er meinte es figürlich,
doch wirklich zeigt manches Menschengesicht tierähnliche Züge, wie die Griechen es im Faun ausdrückten. Sind
das nun Affengesichter, wie es Darwinisch sein müßte? Weit gefehlt, meist Schaf-, Ziegen-, Pferd-, Hund-, Fuchs-,
Katze-, Vogelgesichter sogar Löwen-Falken-Adlertyps kommen vor. Atavistischer Rückfall? Nein, Tierähnlichkeit
offenbart sich weniger in Physiognomie als Ausdruck, psychisches Zurücksehen nach dem Tierreich schafft Faungedanken,
die vielleicht als Astrallarven sich beim Reinkarnierten eindrängen. Nichts bezeichnender für die verstimmende
Absicht, als daß Evolutionsgläubige ihren Traum am Grabe abbrechen und ihn um Himmelswillen nicht auf ein Jenseits
übertragen. Doch ein Naturgesetz müßte universal gelten und Aufwärtsentwicklung vom Fisch zum Menschen
wäre ein solches Wunder, daß es Fortsetzungswunder für Übermenschen bereithalten müßte, deren
Existenz sich unmöglich mit bloß irdischer Bewußtseinssphäre vertrüge. Oliver Lodge wundert sich
über Engherzigkeit der Evolutionisten, die keine Jenseitsevolution anerkennen, harmlos begreift er nicht, daß das
zweckstreberische Märchen nur dem Spießeraufkläricht huldigt und sein Salz verlöre, wenn man es mit
Idealzucker bestreut. Ohne es zu wollen, sagte schon Helmholtz die ganze Theorie tot, indem er die Arbeitssumme im All
für eine Konstante erklärt, was kann sich also darin evolutionieren? Nun geht ja jede Welterklärung des
Menschen von seinem Bewußtsein aus, in diesem aber bilden Lust und Unlust gleichfalls eine sich gegenseitig aufhebende
Konstante, Empfindungs- und Denkweise bleiben als »Temperament«, »Charakter« unveränderlich,
jeder angebliche Fortschritt unterläge immer dem Relativitätsgesetz. Der Bewußtseinsstand der heutigen
Eidechse ist kein anderer als der des Dinosauriers gemäß seiner damaligen Umgebung. Da der Durchschnittsmensch
nichts als sein Futtersuchen versteht, so bleibt ihm der Fisch relativ gleichwertig, der eigentliche Bewußtseinsstand
unterscheidet sich nicht merklich, nur das Milieu wechselt. Bemerkenswerte Winke gibt die Gleichgültigkeit zoologischer
Stufenleiter für geistige Wertbestände. Papageien, Raben, Krähen stehen intellektuell fast über allen
Säugetieren, sogar physisch durch Langlebigkeit über allen mit Ausnahme des Elefanten, die Ameisen und Bienen sogar
in mancher Hinsicht über dem Durchschnittsmenschen; unstreitig zeigen Elefant, Hund, Pferd, Biber höhere geistige
und ethische Eigenschaften als der anthropoide Affe. Schlammabdruck des Archäopterix, das einzige magere
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