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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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fanden allerdings in Trelawneys
Borneostreifereien eine Begegnung mit solchem bejahrten Einsiedler, als Verbrecher oder Rebell von seiner Herde
ausgestoßen, der sich eine Hütte aus Ästen und Blättern gemacht habe. Da der Orang sonst immer ein
Baumnest hat, wird die bekannte lebhafte Phantasie des Erzählers wohl übertrieben haben, und soll man etwa aus dem
Einzelfall folgern, sein Sprößling Mensch habe von ihm Hüttenbauen gelernt? Die Malaien wissen sogar, der
Waldmensch rede nur deshalb nicht, weil er fürchte, sonst arbeiten zu müssen, nach malaiischer Anschauung der
schlimmste Fluch des vom Naturleben Abtrünnigen. Solcher kindlichen Volkssage entspricht die Vorstellung, der Mensch
stamme von diesem inartikulierten Baumkletterer ab, dieser vom Halbaffen, der nicht mal Ähnlichkeit mit dem Affen hat,
welches dumme, niedrige Geschöpf dann wieder von viel höheren Säugetieren und diese in bunter Reihe von Vogel,
Insekt, Reptil abstammen. Natürlich müßte der Fisch als unterste animalische Stufe dann wieder von der
Pflanze herrühren! Eher ließe sich hören, daß Insekten direkt aus den Pflanzen aufsteigen, siehe
Verhältnis der Wespe zum Gallapfel, doch auch damit wäre ja die famose Stufenleiter unterbrochen. Und das alles nur
wegen ähnlicher Knochen oder Gewebestruktur? Haben denn Pflanzen und Kristalle den gleichen Bau? Nicht daß wir
wüßten! Sie haben zwar gleiches Bewegungsstreben, vollbringen damit sogar wahre Wunder, aber da ihr Los das
Beharren der Wurzel im Boden bleibt, hat ihr Bau eine vertikale Richtung, verschieden vom animalischen, und ihre
Ernährungswerkzeuge sind andere. Warum? Weil eben ihr Ernährungsprozeß ein anderer, viel reinlicherer ist.
Kam die zufrieden gedeihende Flora etwa gemäß dem Kriechen der Orchideenschmarotzer, ihrer schlechtesten
Auswürflinge, zur Faunabewegung und verwandelte sich so selbstmörderisch zu eigenen Pflanzenfressern? Solcher
Absurdität begegnen vernünftige Evolutionisten mit Fallenlassen der einen Urzelle und Annahme verschiedener
Urzellen, zerbrechen aber damit schon die darwinistische Gesetztafel, denn genau mit gleichem Recht darf man dann
unzählige Urzellen für jede beliebige Art voraussetzen.
    Schon am Eingang der Entwicklungslehre steht nicht etwa ein Fragezeichen, sondern ein hahnebüchener Schlagbaum. Denn
da nachweislich jede Zelle erst aus einer andern entsteht, spottet eine Generatio æquivoca der Urzelle jeder
empirischen Erfahrung und theoretischen Möglichkeit, gerade dann, wenn man Mechanistik zugrunde legt. Um mechanische
Evolution zu dekretieren, setzt man umgekehrt Selbsturzeugung voraus, ein Wunder aller Wunder, das von vornherein Mechanistik
niederschlägt. Durch Sonne und Wasserschleim werden Bedingungen des Lebens geschaffen, gleichsam seine Wiege, doch keine
kosmische Befruchtung könnte aus Materieklümpchen lieben erwecken, falls nicht ein Eikeim schon vorhanden war, d.
h. eine aus früherer Zelle stammende Zelle. Früher woher? Jedenfalls aus unsichtbaren Ursachen. Wären
Wissenschaftsmechaniker nicht so bar denkerischer Logik, müßte ihnen aufgehen, daß einerseits ex nihilo nil
fit, andererseits Etwas immer dem Etwas gleicht, aus dem es hervorging, also die Schöpfung in ihrem Wesen nur einem
unsichtbaren Ursprung gleichen kann. Generatio spontanea muß tatsächlich stattgefunden haben, wenn wir bis zum
letzten zureichenden Grund zurückgehen. Wie man aber einer spontanen Zeugung eine Zielstrebigkeit absprechen kann,
erklärt sich nur durch Vernunftlosigkeit der Vernunftpächter.
    Wir gehen nicht so weit wie v. Rechenberg im Aufsatz »Die Ursache der Ähnlichkeit menschlichen und tierischen
Körperbaus« 1915, daß »plötzlich ohne verbindendes Zwischenglied ganz unvermittelt die
Säugetiere nach den Sauriern auftreten«, denn Archäopterix und Schnabeltier sollen doch eben angebliche
Zwischenglieder bedeuten. Wichtiger ist, daß die Fossilien ganz und gar nicht die chronologische Reihenfolge des
Darwinismus zulassen, daß vielmehr in gewissen alten Schichten weder Säugetiere noch Vögel, wohl aber
Menschen und Saurier nicht einträchtig nebeneinander wohnten und um die Oberherrschaft kämpften. Daß hierbei
der kleine schwache Mensch (der Urmensch glich meist keineswegs dem Orang und Gorilla an Kraft) der überlebende Sieger
blieb, ist ein deutlicher Fingerzeig eines antimechanischen Naturkampfs. Allerdings finden sich schon in der Jurakreide
Vogelspuren neben Reptilien und

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