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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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auch so die Unmöglichkeit später Menschwerdung erkennbar wird. Die wahren Ziffern
gehören in ein viel späteres Kapitel, es kommt aber aufs gleiche heraus, ob man angebliche Affenahnen mit
reißender Schnelle zum Heidelberger und Neanderthaler werden läßt oder den Menschen in immer weitere Ferne
hinausrückt, der unauffindbare Affe flieht doch immer vor uns her ins Reich der Nebel und Schatten.
    Sobald das missing link zwischen Mensch und Affe in Frage kommt, betragen sich beide Parteien ungefähr so wie Feinde
und Freunde des Spiritismus. Die wenigsten haben eine klare Vorstellung, worum es sich handelt, kennen meist nicht mal die
vorhandenen Tatsachen. Viele glauben ernstlich, man habe auf Java ein wohlerhaltenes Skelett des Affenmenschen gefunden! Im
Notfall wird gefälscht und geschwindelt. Die Leute vom Schlage Keplerbund verbreiten, der Dubois-Fund betreffe einen
richtigen Orang-Utan, das ist unwahr. Die Darwinisten verbreiten, es sei erwiesenermaßen ein Homo erectus, das ist
gleichfalls unwahr. Über Priorität von Mensch oder Affe behaupten sie ferner, die Eolithentheorie, wonach der
Mensch schon im Eozän sich Steine schliff, sei endgültig erledigt, wieder unwahr, doch auch nicht wahr, daß
der Mensch in der ältesten Tertiärperiode unbedingt sicher festgestellt sei. Dies Problem ist von
größter Bedeutung, denn jenseits des Pliozän ist nicht die kleinste Spur vom wirklichen Affen bemerkbar,
höchstens ein Phantasiegeschöpf im Miozän; lebte also der Mensch schon lange zuvor, so wäre dieser ganze
Evolutionswahn beseitigt. Abschließender Fundbeweis für oder wider konnte freilich nicht erbracht werden;
jedenfalls bleibt es dreiste Unwissenschaftlichkeit, aus vorläufigem Fehlen von Funden menschlicher Überreste in
älteren Straten irgendwelchen Beweis für spätes Erscheinen des Menschen ableiten zu wollen. Unsere eigene
Hypothese, der anthropoide Affe sei möglichenfalls ein sodomitischer Bastard des Menschen, steht nicht allein da, denn
über Dubois' Pithekanthropus wurde gleiche Vermutung laut. Daß die Dubois-Mythe, gestützt auf einen einzigen
unvollständigen Schädel, von Fanatikern wie Klaatsch unerbittlich kolportiert wird, stößt nicht um,
daß auch die angebliche Entdeckung von Waffen und Feuergebrauch des Ungeheuers durch die Selenkaexpedition 1906 als
vorschneller Leichtsinn selber eingestanden wurde, daß Cunningham und Schwalbe nur einen dem Gibbon oder Schimpansen
ähnlichen Affen erkannten, d.h. vielleicht Abart des javanischen Orang-Utan. Die Stirn war sogar noch
zurückfliehender, d.h. tierischer als beim Schimpansen, welchem auch Höhe und Länge der Schädelbildung
durchaus glichen. Trotzdem wird behauptet, unterhalb der Schädeldecke sei Brocasche Windung erkennbar, d.h.
Sprachfähigkeit. Falls nicht vorschneller Irrtum vorliegt – Haeckelianer sind so leicht bei der Hand, ihnen
Schmeichelndes zu sehen –, was versteht man hier unter Sprache? Die Affen sollen ja laut gewissen Forschern selber eine
Sprache haben, wie übrigens fast jedes Tier, und wer weiß, ob man nicht noch bei einem bevorzugten Gorilla
Brocasche Windungen entdeckt, so daß sein Gebrüll als artikuliertes Fluchen auf die Menschheit erscheint! Hat der
Papagei auch Brocasche Windungen?! Nur als Formulieren begrifflichen Denkens nimmt die Sprache einen hohen, sogar
höchsten Rang im organischen Leben ein, keineswegs als stotternder Naturlaut. Die Schädelsezierung eines
Polyglotten (Dr. Sauerwein 1904) ergab gar nichts Bemerkenswertes nach dieser Richtung, man darf also der bloßen
mechanischen Sprachbeherrschung keinen übermäßigen Wert beilegen. Beim Papagei steht es anders, denn hier
beruht alles auf eigener Beobachtung und Belauschung, spontaner Denktätigkeit. Auch erwies sich Gambettas Schädel
trotz bedeutender Ausbildung des Rethorikorgans sonst als Hohlkopf nach bisheriger anatomischer Auffassung, denn Umfang und
Hirngewicht waren außerordentlich gering. (»Umfang« bemessen nach der Fähigkeit, mehr oder minder
Gehirn zu umfassen.)
    Nun wird ferner behauptet, der angebliche Pithekantropus übertreffe an Schädelumfang (850 ccm) um 250-350 ccm
des Volumens den des höchsten Affen und bleibe durchschnittlich nur um 30 ccm hinter dem des niedrigsten Exemplars
allerältester Durchschnittsmenschen (Tiroler Funde), was sich indessen in manchen Fällen (man besitzt über 900
solcher Schädel) bis 1190 ccm erhebt. Das ergibt ein ergötzliches Dilemma. Der

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