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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Vögeln in Langhals und Kopfprofil
etwas dem platten langgestreckten Schlangenschädel, doch gleiches könnte man von Giraffe und Kamel sagen, denn
solche Kopf- und Halsform ist nur lokalen Bedingungen angepaßt, ohne daß man daraus Verwandtschaft mit dem Reptil
entnimmt. Bewegt der Schwan beim Schnappen den Hals wie die Schlange, so folgt er nur lokaler Nötigung gegen
Wasserinsekten. Was soll denn die Gans sein, Übergang aus Reptil zu Vogel oder zu Säugetier? Sie frißt Nudeln
und Kartoffeln, die Ente auch, was weder dem Reptil noch dem sonstigen Vogel einfällt. Der stets bösartige
Gänserich sucht zu zischen wie eine Schlange, hat aber ein besonders starkes Geschwätzigkeitsorgan und steht
geistig ziemlich hoch, während er »evolutionär« auf der Skala tiefstehen müßte, weil einzig
Gans und Schwan im ganzen Vogelreich gewisse reptilartige Äußerlichkeiten zu haben scheinen. Gab es fliegende
Reptile, so hatten sie einfach den Flügelbau der Insekten, deren Wurmkörper sie natürlich fortsetzten, aber
nicht von uns bekannten Vogelarten. Da das Reptil sich ebensogut aus dem Wurm wie aus dem Fisch entwickelt haben könnte,
sein schwaches Fliegen (Drache) nur dem Insektenflug ähnelt, so ist seine Entwicklung zum Vogel um so
unwahrscheinlicher, als sich in alten Straten der Vogel längst vom Reptil gesondert findet wie letzteres vom Fisch, und
welche von den 200+000 Insektenarten schon bestanden, weiß man nicht. Sofern der Darwinismus nicht offene Türen
einrennt, verwechselt er stets transformierende Anpassungen mit wirklicher Umwandlung der Arten. Ist nicht wahrscheinlicher,
daß der freifliegende Vogel die Urform und die kleine Spielart schwimmender Vögel nur durch Futteranpassung daraus
entstand, statt umgekehrt Aufstieg aus dem Amphibienbereich?
    Ähnlichkeiten erklären sich viel einfacher durch die schon von Leonardo gesuchte Gleichmäßigkeit der
Strukturen im Grundbauplan der Natur, die alles Animalische wie alles Pflanzliche nach ebenso einfachen wie sinnvollen
Allgemeinregeln formt. Baum und Blume haben Keimsamen, Wurzeln, Stamm (Stengel, Blüte, Wipfelkelch). Trotzdem behauptet
wohl niemand, daß die Eiche sich aus der Rose entwickelte. Diese wilde Verwirrung der Begriffe bedeutet nur ein
vorwitziges Spiel, in die unbegreifliche Mannigfaltigkeit der Phänomene solche Gesetze hineinzuzaubern, wie sie dem
Menschenverstand einleuchten. Die Gesetze, nach denen die schöpferische Unendlichkeit arbeitet, müssen uns
notwendig ebenso unbegreiflich bleiben wie sie selber. Sie richtet ewige Transformationen ewigen Werdens schwerlich danach
ein, ob der Herr Lehrer sie für seine Schule gebrauchen kann, man kann sich allegorisch vorstellen, daß Dame Natur
vor übermütigem Lachkrampf ein Erdbeben bekommt, wenn sie an ihrem Herd ein Darwinistenkochbuch zur Hand nimmt und
sich ihre Rätsel von Vater Häckel als Rezepte für wissenschaftliche Leibgerichte servieren
läßt.
    Die Ente ist gefühlvoll und anhänglich, bittet zutraulich, wenn man ihre Sprache versteht; die nahe verwandte
Gans fordert frech, ärgert sich über alles, haßt den Menschen, doch auch hier gibt es Ausnahmen von
Dankbarkeit für gute Behandlung. In den Arten ist alles individuell ohne jede Zusammengehörigkeit. Anpassung
ändert nie das wahre Wesen beim Tier wie beim Menschen. Wenn ein Literat aus Weltkriegsnöten sich schmutzigen
Geschäften anpaßt, evolutionierte er sich dann zum Schieber? Er bleibt immer der gleiche Gänserich, nur die
Nahrung ändert sich, nicht mal die Schwimmhaut! Gleiche Gattung, ungleiche Psyche. Wie verhält sich der kluge
Bär zum Schwein, der weise Elefant zum Tapir, Nashorn und anderen idiotischen Dickhäutern? Der Affe hat zwar einen
schlechteren Charakter als manche anderen Tiere, steht aber moralisch hoch über dem tückischen
Südseekannibalen, der »Morden« und »Töten« sprachlich nicht unterscheidet und für
Vater- oder Kindermord, die beliebtesten Taten, eigene Kosenamen hat. Doch die gleich alten Ceylon-Weddha und afrikanischen
Pygmäen sind gutartig, die weiland Buschmänner dazu noch hochbegabt und die höchste bisher auf Erden
erschienene Rasse vom Neanderthaler bis zum Sumerer entstand noch viel früher, die vornehmste Menschenpsyche stände
also zeitlich dem Anthropoiden am nächsten! Es ist nicht mal beweisbar, ob der Heidelberger oder Tiroler Urmensch mit
dem Neandertaler oder Aurignacier, deren Schädel schon Vogt als »vornehm und nobel« pries,

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