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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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unterscheiden, sonst absolut gleich, wobei merkwürdigerweise Phase 3
geradeso eine verstärkte Mischung von Phase 1 und 2, wie C eine wunderliche Mischung von A und B. Diese drei innerlich
identischen Zeitläufte (Manwantara, Zusammenbruch der alten Gesellschaft durch Krieg und Revolution) paßten aber
allein fürs Wesen von A, B, C. Bei solcher überraschender Identität des Milieu in höherem Sinne wäre
also belanglos, ob das äußerliche soziale Milieu der drei Revenants wirklich verschieden wäre. Aber ist dem
so? Leider können wir nicht deutlich werden, weil man sonst erraten könnte, wer mit den drei gemeint, und das
wünschen wir aus Gründen nicht. Dazu kommt, daß A und B genau, wenn auch nicht immer richtig, in ihrem
Erdenwallen bekannt, C nicht oder zu wenig. Des letzteren persönliches Milieu würde, wenn richtig bekannt, wieder
als Mischung aus dem von A und B erscheinen, sinnreiche Verschmelzung äußerlich entgegengesetzter Bedingungen. Das
bezieht sich sogar auf äußere Würdigung und Weltgeltung, die weder derjenigen von A noch B quantitativ gleich
und dennoch qualitativ die nämliche ist. Die Widersacher von A waren auch die von B, die von C in wenig veränderter
Form die von A und B, denn diese Verfolger werden geradeso wiedergeboren wie die für A und B Begeisterten, nur mit dem
Unterschied, daß jenen bei Lebzeiten ein Teil des großen Haufens anhing, während der andere sie grimmig
befehdete und beschimpfte. Bei C blieb das Maß der Anhänger und Beschimpfer viel kleiner, dafür die
Lobpreisung durch einzelne Erkenner noch maßloser. Die persönliche Verfolgung blieb ziemlich aus wie umgekehrt das
weltweite Aufsehen. Denn es spielt bei Obigem auch das Temperament der verschiedenen Rassen mit, der A und B angehörten.
Wir erwähnten noch nicht, daß A, B, C jeder einer anderen Nation entstammten: um so beweiskräftiger für
Karmavererbung ihre geistige und Charakter-Identität. A hatte übrigens anscheinend noch einen präexistenten
Vorläufer in der Nation von B, von gleicher revolutionärer Bitterkeit bis zu genialem Irrsinn, dessen geistige Art
mehr in B und C als in A zum Wiederdurchbruch kam. Dieser Vorläufer, den wir diesmal mit richtigem Namen S nennen
wollen, stand an wirklicher Bedeutung hoch über A, obschon minder berühmt.
    A schwärmte für die Nation B, in der er als B wiedererstand, B hielt viel von Nation C, in der er dann
wiederkam. Jeder haßte mehr oder minder die eigene Nation, wie denn C sich allzeit nach Nation B zurücksehnte,
gegen die B sich aufgelehnt hatte. A wünschte notorisch der Nation B anzugehören, B pries Nation C für
geeigneter, ihn zu verstehen. Beider Wunsch erfüllte sich, doch A wurde als B nicht glücklicher, und B als C lernte
alle Unarten der ohne wirkliche Kenntnis gewünschten Nation C kennen. Wenn C wünschen würde, zu Nation B
heimzukehren, so würde er nur das frühere Schauspiel des B wiederholen in nur rassemäßig
veränderter Auflage. Die Beziehung der drei untereinander entbehrte nicht mal handgreiflicher Berührung ihrer
Lebensaufenthalte. B, der unverhohlene Vorliebe für das zur Rassengruppe A Gehörige verriet, sah sich unversehens
an zwei fremde Orte versetzt, wo einst A hauste, und gedachte des A, als er buchstäblich in dessen Fußstapfen
wandelte, mit so leidenschaftlicher Inbrunst, als wäre A sein Doppelgänger – was ja ganz richtig war.
Ähnlich fühlte sich C, als er B geistig kennenlernte, elektrisch durchzuckt mit unbeschreiblicher Empfindung, als
schaue er sich selbst im Spiegel, auch erwachte in ihm an vaterländischen Orten des B deutliche Erinnerung, daß er
dies alles schon mal gesehen habe. Es wäre wertvoll, nachzugehen, wie der oben angedeutete S in Weltstadtverderbnis nach
Natur und schlichten Verhältnissen schmachtete, was ihm im A gewährt wurde (beider äußere Herkunft
gleich plebejisch), auf den die Händel des S übergingen, während dessen intime Privattragödie mehr auf B
abfärbte. Man darf wohl kaum als Zufall betrachten, daß A, B, C durch Schicksalsfügung ohne eigenes Zutun
lange nach gleicher südlicher Zone verschlagen wurden in wichtigen Epochen ihres Lebens. Übrigens darf nicht
vergessen werden, daß B, so sehr sein späteres Milieu von dem des A abstach, als Knabe in fast gleicher Misere
aufwuchs und wenigstens seine pekuniären Verhältnisse trotz sonst glänzender Stellung noch lange unsichere und
bedrängte blieben. Bei C waltete auch hier wieder

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