Der Aufgang Des Abendlandes
Punkt Erotik, wobei angenommen werden könnte,
daß jener große Präexistente sich Eigenschaften des B wünschen mochte. Daß selbst die Stammsitze
beider sich ziemlich nahe lagen, daß sie wichtige Lebenszeiten im gleichen Süden verlebten wie auch A und C,
könnte man als Zufall betrachten, aber nicht, wenn Identität von Wesen und Schicksal so auffallen. Doch wir
stolpern über den Stein des Anstoßes, daß dieser größere Präexistente wohl kaum als A
zunächst wiedergeboren sei, den man nur mit B, nicht mit jenem älteren Größeren verbinden darf. Und wie
stände es gar mit dem früher angedeuteten Zwischenglied S, so entschieden mit A und B vereinbar, doch schwerlich
mit jenem Größeren! Natürlich kann man auf den Einfall kommen, daß Reinkarnierung nicht aus einem
Stück erfolgt und zum Wiederaufbau Ungewöhnlicher sich ein Doppelich aus zwei Präexistenzen vereinen
könnte. Also geraten wir noch tiefer in Mysterium hinein. Zwar wäre Reinkarnierung als B ohne Zwischenglieder jenes
Größeren würdig, zumal B tatsächlich von zwei bedeutendsten Beurteilern einst mit jenem verglichen
wurde, andererseits hängt aber das Zwischenglied A so unverkennbar mit B zusammen, C für Erkennende so direkt mit B
und indirekt mit A wie letzterer mit S, daß man die direkte erlauchte Abstammung des B von jenem größern
Ahnen bezweifeln muß: Dieser wäre bei S, A und C von seiner Höhe merklich herabgesunken.
Wir wissen, daß unsere Verschweigung der gemeinten Namen und Personen und anderes dabei, was ein genaueres Kennen
unserer eigenen Auffassung voraussetzt, den Ununterrichteten nicht aufklärt und alles Konkrete im Dunkel bleiben
muß. Hätte er den Schlüssel, nämlich Erraten der Namen, so würde dem Kundigeren manche Einzelheit
klar. Vielleicht erleichtert es das Suchen, daß A und jener größere Präexistente den gleichen
Anfangsbuchstaben ihres wirklichen Namens führten, ebenso B und C einen anderen gleichen. (Daß S Anfangsbuchstabe
des Pseudonyms ist, unter dem jener Größte schuf, scheint ein unheimlicher Witz der in S verkörperten
Weltsatire.) Alle, S inbegriffen, sind Germanokelten, Wiedergeburt erfolgt rassenmäßig.
Und ist nicht obiger Zweifel auch nur Kleingeisterei? Ist höchstes Schaffen nicht bloß günstige
Karmafügung, während das gleiche zugrunde liegende Selbst in ungünstigem Milieu nur bruchstückweise zum
Vorschein kommt? Zwar halten wir A für das unbedeutendste Glied der Kette in »Werken«, obwohl sein Wirken zu
weltgeschichlicher Handlung wurde, doch niemand verkennt in ihm ein düster Elementares, das vielleicht nur eines andern
Milieu bedurfte, um in reinerer Form zu schaffen. Er verfiel gleicher Gesellschafts- und Weltstadtvergiftung wie sein
Vorgänger S, trotzdem er günstiger in freier Natur aufwuchs, zeigte den gleichen snobistischen Bettelstolz des
hochgekommenen Plebejers unter »Vornehmen«. Denn das Wesen bleibt kausal gleich, auch bei Änderung des
Anfangsmilieu, ein Aristokraten-Ich des gleichen Selbst prägt den Stolz nur in scheinbar anderer Form aus. Nun setzte
aber S mit vermehrter Gewalt eine Seite jenes größten Präexistenten fort, der höchstwahrscheinlich auch
wie S ein tragisches Ende nahm: grausamsten Weltschmerz der Menschenverachtung. Könnte dieser Teil sonst kosmischer
Gefühle sich nicht vereinzelt in einem Dämon der Weltsatire reinkarniert haben? Das übrige transzendentale Ego
hält sich zurück, bis es seinen erhabensten Teil wieder in B hervorbringt, dem aber gleichfalls die Weltsatire
anhaftet. Als C sinkt es teilweise ins Milieu von S und A zurück, woraus gleiche abstoßende
Eigentümlichkeiten folgern (Anfälle von Verfolgungs- und Größenwahn, aggressive Wut und boshafter Hohn),
behält gleichwohl die noblere Erbschaft von B und dessen scheinbar dem A und S widersprechende Eigenschaften
(Wohlwollen, Großmut), verbunden mit teilweiser Milieuverbesserung gegenüber S und A und in gewissem Sinne auch
gegenüber B. Daraus ergibt sich widerspruchsvolles Leben und Wirken, wobei Glück und Unglück sich scheinbar
verschieden von S, A, B mischen, auch das Wirken sich scheinbar unterscheidet, tatsächlich aber die größte
Ähnlichkeit obwaltet, indem bei C Elemente von S, A, B verschmolzen. »Nicht derselbe und doch kein anderer.«
[Fußnote]Nicht nur beim äußeren, auch beim inneren Erfolg, Vollendung wirklicher Leistung, waltet Karma.
Goethe ohne sein Milieu wäre nicht der Goethe geworden. Jener
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