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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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keiner Geister bedürfen, bisher sprach
noch kein Jenseitiger ein bedeutendes Wort. Daß die von Medien zitierten Cäsars und Shakespeares wie dumme Jungen
reden, wird als Hinterlist maskierter Elementals ausgelegt. Doch wenn laut neuester Geisterrapporte Längstverstorbene
überhaupt nicht zu uns reden können, weil schon in höhere Sphäre aufgestiegen, so gewinnen wir wenig
durch Verkehr mit lauter mittelmäßigen »Seelen«. Warum erscheinen nicht die »prominenten«
Weltkriegtoten Kitchener, Wilson, der Zar und sagen über sich reuig das Nötige aus? Die »neue
Offenbarung« kann nur für solche wichtig sein, deren verbildete Blindheit die Selbstverständlichkeit der
Fortdauer leugnete. Diese würden sich bis zuletzt widersetzen, die Gläubigen aber sich aus den Kreisen rekrutieren,
die sonst jedem Kirchenhumbug anhingen. Den Denker langweilt handgreifliche Vergröberung von intuitiv viel besser
Gewußtem. Daß Geisterverkehr nichts fruchtet, wußte schon Jesus, in dessen Zeitalter man daran glaubte und
doch in Narrheit verharrte. Wir warten zunächst, was indische Geisterseher von ihrer höheren Warte zu berichten
haben und ob sich ein Geist meldet, der einem Denker etwas Entscheidendes zu berichten hat. Bis dahin sind die astralischen
nur Spiegelung menschlicher Poltergeister. Wenn ein griechischer Weiser das Universum unverfroren »eine Statue des
menschlichen Intellekts« nannte, könnte ja auch Geisterspuk ähnliche Statuen vorstellen. Dies Jenseits
fließt zu sehr ins Diesseits über, als daß wir ihm höhere Offenbarung verdanken könnten.
Gleichwohl haben wir uns mit ihm abzufinden, die andrängende Masse der Phänomene läßt uns keine andere
Wahl. Nach Fallenlassen der nur für Unwissende glaubbaren Schwindeltheorie könnte man das Ganze für
Selbsthypnose erklären, wovor sich natürlich alle bekehrten Physiker und Skeptiker ursprünglich durch
Vorsichtsmaßregeln hüteten. Das Gedankenübertragungsexperiment, von dem jeder Wissende unzweideutige Proben
bekam, erfolgt aber auch ohne jede konkrete Hypnose durch Fernwirkung und flößt dennoch nicht nur wirkliche
Vorsätze und Handlungen, sondern sogar sichtbare Halluzinationen ein. Jede Selbsthypnose oder jede Telepathie als
Ursache des Spiritismus würde uns, falls man eine Geisterwelt dabei ausschließt, in noch tiefere Geheimnisse
stürzen. Nur die Vedantavergötterung der Seele könnte sich darauf berufen, weder Materialismus noch
Kirchenchristentum gewinnen etwas durch solche Auslegung und wir raten ihnen, lieber wie Kinder, die immer das gleiche
eingelernte Sprüchlein herleiern, bei der Schwindeltheorie zu verharren. Lodge und die ihm gleichgesinnten Physiologen
leiden natürlich wie Crookes und Wallace an Gehirnerweichung, auch Doyles Meisterdetektiv Sherlok Holmes ist ein
kritikloses Opfer von Einbildungen, denn sonst würden die Geschäfte von Wissenschaft und Kirche gestört und
das wäre der Weltuntergang, nicht wahr? Gewiß reden alle nur wie Blinde von der Farbe, die vor telepathischen
Sehen die Augen schließen, so steht's auch beim Spiritismus. Doch ob dessen subjektiv einleuchtende Erscheinungen als
objektive Realität aufgefaßt werden dürfen? Fortdauer der gewöhnlichen Iche verletzt zu sehr gewisse
Grundregeln der Erkenntniskritik. Eher könnten sonstige »Geister«, nicht Verstorbene, die Iche
personifizieren in Kontakt mit Selbstvorstellungsfähigkeit des menschlichen Unbewußten. Liegt nicht Analogie
dafür vor beim Genie, das aus scheinbarem Nichts ein sichtbares Etwas schafft? Das würde freilich den Materialismus
noch viel tödlicher treffen, denn damit würde schlechtweg alles Illusion, Sichtbares und Unsichtbares, als wahres
Ding-an-sich bliebe nur übrig selbstherrliche Psyche, deren Vorstellungskraft keine Grenzen kennt und die im organischen
Leben als anonymer stiller Partner doch der eigentliche Prinzipal wäre. Da wären wir wieder bei jenem Unnennbaren,
dessen Erörterung Buddha verbot, weil unsere praktische Vernunft alles uns Unverständliche mit wohltätigem
Schleier deckt, sonst müßte das im Weltprozeß nötige Geschäft menschlicher Lebensfunktionen sich
insolvent erklären. In letzter Instanz fallen Vedanta und Buddhismus doch zusammen, da Nirwana auf Selbstbefreiung des
Selbst beruht. Späterer Beleuchtung, wenn wir uns europäischem System zuwenden, bleibt aufgespart, beide indische
Gedankenkreise zu verknüpfen und innerhalb ihrer dem Spiritismus die richtige Stelle

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