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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Paß mal auf, Kumpel, er hätte das Gesuch durchbringen können, wenn er es nur versucht hätte, das kannst du mir glauben! Dieser miese Bastard! Ich mach’ ihn wegen dieser Sache fertig! Du wirst sehen, daß ich’s tue!«
    Ich lachte. »Laß nur, Jock! Ich spendier’ dir ein Bier.« Ich wies auf die Kantine.
    »Nein, da gehe ich nicht rein, da ist jemand drin, der mich nicht ausstehen kann. Wir gehen lieber rüber zum Magazin, wo mein alter Freund Norman arbeitet – der hat für uns ganz bestimmt was zu trinken. Aber diesem Gore-Blakeley zahle ich’s heim, den mach’ ich fertig, und wie –«
    Während wir zum Magazin des Quartiermeisters gingen – ich eher widerstrebend, weil ich Corporal Norman mit seinen runden Schultern seit unserer ersten Begegnung nicht leiden konnte –, sagte ich: »Ich habe gar nicht erwartet, daß ich mit meinem Gesuch durchkomme. Gor-Blimey hat mich vorsorglich darauf hingewiesen, daß ich kein Glück haben würde. Burma ruft, Jock, und es ist wohl zu spät, um noch auszusteigen – daran hätten wir in England denken sollen.«
    Seine Augen verengten sich. Er wurde sehr gefährlich. »Verlaß dich nur auf Jock McGuffie … Verlaß dich auf Jock McGuffie … Das ist alles, was ich sage! Bleib auf seiner Seite, und er paßt auf dich auf. Wir werden es schon schaffen, aus dieser Sache rauszukommen. Aber bei Gott, wenn ich dich nach Neu-Delhi gebracht hätte, dann hätten sie uns niemals mehr in den Dreck schicken können.«
    »Du hattest es alles genau geplant, nicht wahr?«
    »Natürlich hatte ich alles geplant – wofür hältst du mich eigentlich? Für einen totalen Idioten?« Wir hatten mittlerweile das Magazin erreicht, und er führte mich hinten hinein. »Aber ich habe andere Pläne, weißt du das? Ja, andere Pläne … Oben bei der Division arbeitet ein alter Kumpel von mir, den besuche ich heute abend. Er wird mir bei der Ausführung der kleinen Idee helfen. Keine Angst, Kamerad – wir revanchieren uns noch gründlich für diesen ganzen elenden Scheiß …«
    Seine Stimme sank zu einem ordinären Knurren ab. Wir betraten das Gebäude. Das Magazin war ein kleines Lagerhaus, vollgestopft mit Regalen und Schränken, wo alles von Stacheldrahtrollen bis zu dicken wollenen Winterunterhosen, die für den Gebrauch in den Tropen völlig ungeeignet waren, aufgestapelt war, und zwar nach der in der Armee üblichen Ordnung, das heißt alphabetisch, so daß unter dem jeweiligen Anfangsbuchstaben alle möglichen Dinge beieinanderlagen, die der Verwendung nach um Welten voneinander getrennt waren, so zum Beispiel Rasierpinsel neben Reithosen, Klopapier neben Kochgeschirren, Waschschüsseln neben Winterstiefeln und so weiter.
    Inmitten dieses dreidimensionalen Ausrüstungsalphabets lebte Corporal Phil Norman; der Geruch seiner ständig brennenden Zigaretten konnte bis zu einem Unterschlupf verfolgt werden, wo er zwischen Gasmasken, Bastmatten, Regenplanen, Uniformhemden aller Größen das Lager verwaltete, schlief und seine Freunde bewirte te.
    Während Jock und ich zum vorderen Teil des Magazins schlenderten, wo ein indischer Helfer gerade Ausrüstungsgegenstände in Schränke stapelte, trafen wir Norman an. Er stand in Habtachtstellung da, und seine blassen Augen blickten furchtsam auf zu niemand anderem als Captain Gore-Blakeley persönlich.
    »Jawohl, Sir! Jawohl, Sir!« sagte er eifrig und brüllte zwischendurch seinen Helfer an: »Ali, schlaf nicht ein, sieh zu, daß du die Westen ordentlich zusammenfaltest, ehe du sie hineinlegst!« Und wieder: »Jawohl, Sir! In Ordnung, Sir!«
    Von der Anwesenheit unseres Kompanieführers in Unruhe versetzt, wandte ich den Kopf, um Jocks Reakti on festzustellen. Er suchte schnellstens das Weite, gab mir Zeichen, gab auch Norman über Gore-Blakeley hinweg Zeichen, verzerrte sein Gesicht zur Karikatur einer Warnung (für mich), absoluten Offiziershasses (für Norman) und totaler Unterwürfigkeit (für den Rücken des Captain). In diesem Augenblick wandte Gor-Blimey sich um und gewahrte uns; der Unterwürfigkeits- und Gehorsamsausdruck fror auf Jocks Gesicht ein, während er sich von einem Flüchtigen, der im Begriff war, durch die Hintertür zu verschwinden, in einen ordentlichen Soldaten verwandelte, der vortrat, um seinen Vorgesetzten vorschriftsmäßig zu grüßen.
    »Tut mir leid, hier hereinzuplatzen, Sir, aber ich woll te gerade Corporal Norman wegen eines Transportproblems sprechen.« Jock marschierte an mir vorbei und baute sich vor Gor-Blimey

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