Der aufrechte Soldat
Dutt unterstellt. Okay? Ihren Befehl erhalten Sie in ein oder zwei Tagen.«
»Sehr wohl, Sir.« Himmel nochmal!
Er schickte sich an zu gehen. Norman tauchte wieder aus dem Halbdunkel auf und drückte einen Zigarettenstummel aus, während er sich näherte.
»Wenn ich noch einen Vorschlag machen dürfte, Sir, da ich schon viele Nachhutabteilungen von hier habe abrücken sehen und manchmal miterleben mußte, daß Ausrüstungsgegenstände gestohlen wurden – Sie wissen ja, wie das so geht, Sir. Es wäre vielleicht von Nutzen, einen zuverlässigen Fahrer zu bekommen. Ich könnte Ihnen da McGuffie empfehlen, der sich gerade in solchen Fällen bewährt hat.«
»Wie zuverlässig ist er denn?«
»Nun, er ist ausgesprochen zuverlässig, Sir, und au ßerdem kennt er so gut wie jeden hier.«
»Schön, ich rede heute nachmittag mit ihm.«
»Danke, Sir! Dann überlasse ich das Ihnen.«
Gor-Blimey verschwand nach den üblichen Ehrenbezeugungen.
Norman nickte mir herablassend zu. »Das ist noch mal gut gegangen!« Indem er den Kopf abwandte, schaffte er es, seine Zigarette noch einmal anzuzünden, ohne sich die Nase zu versengen.
»Wie meinst du das?«
»Wie ich es gesagt habe – eine Minute lang stand alles auf der Kippe. Ich dachte schon, der Scheißer wolle dir an den Kragen. Dem würde ich nicht weiter trauen als bis ans Ende meiner Nase.«
»Du kannst mich mal!«
»Sag mir nicht, was ich dich kann, Freundchen! Du hast schließlich eins auf den Deckel gekriegt, und das solltest du nicht vergessen.«
»Ich verpass’ dir gleich eins in die Fresse!«
Er wies mit einem nikotingelben Finger auf seine Balken am Ärmel. »Was meinst du denn, was das ist? Eine Verzierung, daß ich den Mädels gefalle? Paß mal auf, Kumpel, ich habe nichts gegen dich, aber du willst doch ’ne ruhige Kugel schieben? Ich dachte, Jock ist ein Freund von dir.«
»Und wenn er es ist?«
»Nun, dann solltest du für deine Kumpels auch mal ein Wort einlegen, oder? So wie ich das getan habe. Wenn du in dieser Armee weiterkommen willst, dann solltest du ganz schnell erkennen, wer deine echten Kumpels sind, und dich mit ihnen gut stellen und dich um die anderen Jungs in der Truppe einen feuchten Schmutz scheren.«
»Ich werd’ dran denken.«
Er hatte sich mittlerweile hinter seine Theke verzogen, stützte sich mit beiden Händen darauf und inhalierte den Rauch seiner Zigaretten. »Und ich sag’ dir noch eins. Benimm dich ja anständig, wenn ich in der Nähe bin, sonst bekommst du ganz großen Ärger, klar?«
In diesem Augenblick dachte ich nur noch daran, schnellstens aus dem Magazin zu verschwinden und eine Lunge voll frischer Luft zu genießen, die nicht nach muffigen Uniformen stank. »Ich habe nicht vor, Ärger anzufangen. Ich bin mit Jock total friedlich hergekommen, oder nicht? Warum regst du dich plötzlich so auf? Du hast dich doch vor nicht mal zwei Minuten einem Offizier an den Hals geworfen.«
»Dieses Magazin ist tabu für jeden, bis auf meine Freunde. Und noch eine Sache, du redest mich mit Corporal an, verstanden? Nimm dich bei mir ja in acht, Freundchen, denn ich kann manchmal richtig gemein werden. Ich hab’ hier im Lager eine ganze Menge Freunde, mehr, als du vielleicht glaubst, klar? Was wollte Jock überhaupt?«
»Etwas wegen eines Kerls beim Divisionsstab, glaube ich.«
»Welcher Kerl bei der Division?«
»Das hat er mir nicht verraten. Kann ich jetzt gehen?«
Er nahm die Kippe aus dem Mund und massierte sich die Nase. »Worauf wartest du noch?«
Man konnte die echten Berufssoldaten sofort erkennen, dachte ich. Sie bildeten eine eigene Armee innerhalb der Armee. Leute wie McGuffie, der abscheuliche Norman und Rusk im Küchenzelt waren Berufssoldaten aus Neigung. Wehrdienstpflichtige wie Wally Page und Enoch und Geordie waren im Vergleich mit ihnen unschuldige Kinder. Es war genauso wie bei den alten Knastbrüdern und den erstmals Verurteilten im Gefängnis.
Unser Gefängnis spuckte uns aus in Richtung Burma und in den Krieg, für den wir ausgebildet worden waren. Ali bestätigte es. »Zuerst gehen Sie nach Kalkutta, Sahib, dann über den Bramaputrafluß und weiter nach Burma.« Aber ähnliche Geschichten erzählte Ali schon seit ein paar Wochen.
Die Atmosphäre in der Kaserne veränderte sich allmählich. Wir konnten die Geräusche des Dschungels hören. Sie ließen unsere letzten Tage in Kanchapur unwirklich erscheinen.
Ich schaffte es, einen Brief nach Hause zu schreiben. Ich machte einen Spaziergang vor den
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