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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Nachrichten zu überbringen.
    «Was?»
    Zachary schluckte schwer, bevor er es endlich herausbrachte. «Unser Informant behauptet, Agentin Alex Bishop von der Vampire Federation sei zusammen mit einem Polizisten namens Joel Solomon auf dem Weg nach Venedig, um dort das Kreuz zu suchen.»
    Solomon und die VIA arbeiteten also jetzt zusammen. Es war schon demütigend genug, von dem Menschen übertölpelt worden zu sein – aber jetzt auch noch zu hören, dass er mit dem verhassten Feind zusammenarbeitete, war schier unerträglich. Gabriels Augen glühten vor Zorn.
    Lillith trat an ihn heran und nahm seine Hände. «Lass mich ihnen nachfahren. Ich werde dieses VIA -Luder vernichten, bevor sie etwas findet. Den Menschen reiße ich in Stücke und serviere dir dann seinen Kopf auf einem Tablett.»
    «Nein, Schwester, das wirst du nicht tun. Ich
will
sogar, dass sie das Kreuz finden.»
    Sie runzelte die Stirn. «Willst du etwa zulassen, dass das über uns kommt? Nachdem unsere Spezies die ganze Zeit über alles darangesetzt hat zu verhindern, dass das Kreuz irgendwann wiederauftaucht? Das ist viel zu gefährlich. Purer Wahnsinn ist das.»
    «Gerade weil das Kreuz so gefährlich ist, können wir uns nicht leisten, es zu ignorieren», erklärte er. «Die Zeit ist reif, es wieder auszugraben, um mit ihm das zu machen, was ihm angemessen ist.»
    «Aber wem können wir die Angelegenheit anvertrauen, jetzt, wo –» Lillith hielt mitten im Satz inne, weil sie Finchs Namen nicht erwähnen wollte.
    «Du vertraust mir schon seit so vielen Jahren», erwiderte Gabriel leise und strich ihr übers Haar, bevor seine Hand über den Hals zu ihrer Schulter glitt und schließlich auf ihrer Brust verharrte. Sie schloss halb die Augen und rang nach Luft.
    «Vertraue mir auch jetzt», sagte er.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 56
    Londoner Parlamentsbibliothek, 21.03  Uhr
    J eremy Lonsdale war so vollständig in das Manuskript seiner Rede vertieft, der er gerade den letzten Schliff verlieh, dass ihm bis zu diesem Augenblick nicht einmal aufgefallen war, dass er als Einziger noch so spät in der Nacht in der Bibliothek saß. Er war mit seinen Korrekturen fast fertig, und so war es bald Zeit, in sein luxuriöses Stadthaus in Kensington zurückzukehren, in dem er die beiden Tage in der Woche verbrachte, an denen er sich nicht in Italien oder auf seinem Landsitz in Surrey aufhielt.
    Die Aussicht, in ein leeres Haus zu kommen, erschien ihm nicht sonderlich verlockend. Seine Arbeit war das Einzige, das ihn noch von seinen Sorgen ablenken konnte, und so hatte er sich seit seiner Rückkehr aus der Toskana mit frischem Elan in sie gestürzt. Zu Hause dagegen gelang es ihm nie ganz, die Aussichtslosigkeit seiner Situation zu verdrängen.
    Er nahm seinen Stift und kritzelte im Licht der Bankerlampe eine weitere kleine Anmerkung zu einer Formulierung auf eine der bedruckten Seiten. Er las alles noch einmal durch und nickte; so klang es doch gleich viel aufrichtiger. Zufrieden schob er das Blatt weg aus dem Schein der Lampe und nahm sich ein neues. Dann fiel ihm noch etwas ein, und er griff wieder nach dem ersten Blatt.
    Seine Finger trafen auf die nackte Tischplatte. Das Blatt war weg. Er verstellte den Leuchtwinkel der Lampe, sah aber nur eine große Fläche mattgrünen Leders. War es vielleicht von der gegenüberliegenden Tischkante auf den Boden gefallen?
    Er schob den Stuhl zurück und wollte gerade aufstehen, als die Stimme im leeren Raum ihn erstarren ließ.
    «Nette Rede, Jeremy.»
    Es war Stone. Er stand unmittelbar hinter dem Lichtkegel der Tischlampe, vollkommen reglos und wie mit der Dunkelheit verschmolzen. Als er auf den Schreibtisch zutrat, glänzte sein umhangartiger schwarzer Ledermantel. In seinen Händen hielt er das fehlende Blatt Papier.
    «Dieses Meisterwerk an Scheinheiligkeit wird bei den Leichtgläubigen zweifellos gut ankommen», sagte Stone.
    Lonsdale blickte sich nervös um. «Wie zum Teufel sind Sie am Sicherheitsdienst vorbeigekommen?»
    Stone lachte. «Kennen Sie mich immer noch nicht gut genug, Jeremy?»
    «Was wollen Sie?»
    «Nur mit Ihnen reden, Jeremy. Und Ihnen eine kleine Aufgabe übertragen.»
    «Was für eine Aufgabe?»
    «Die Angelegenheit ist für uns alle von größter Wichtigkeit. Zwei meiner Feinde sind auf dem Weg nach Venedig, um sich dort ein ganz bestimmtes historisches Artefakt zu beschaffen. Einer dieser Feinde gehört Ihrer eigenen minderwertigen Spezies an; der andere, wie ich zu meiner Schande gestehen

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