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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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vor und hauchte Eragon einen Kuss auf die Stirn. »Ich verzeihe dir«, flüsterte sie und klang zum ersten Mal wie ein Kind ihres Alters. »Ich kann gar nicht anders! Du und Saphira habt mich zu der gemacht, die ich heute bin, und ich weiß, dass ihr nichts Böses beabsichtigt habt. Ich verzeihe dir, aber folgendes Wissen soll dir auf der Seele lasten: Du hast mich dazu verurteilt, all das Leid wahrzunehmen, das mich umgibt. Selbst jetzt, in diesem Augenblick, treibt mich dein... 
Segen
 dazu, einem Mann zu Hilfe zu eilen, der sich keine drei Zelte entfernt in die Hand geschnitten hat, weil er einem jungen Fahnenträger helfen wollte, der sich in den Radspeichen eines Streitwagens den Zeigefinger gebrochen hat. Und ich spüre zahllose andere Menschen, die sich gerade verletzt haben oder sich gleich verletzen werden, und möchte am liebsten allen helfen. Es kostet mich immense Kraft, diesem Drang zu widerstehen, besonders wenn ich, wie in diesem Fall, den Mann ganz deutlich vor mir sehe… Ich kann nachts nicht schlafen, so stark ist der innere Zwang. 
Das
 ist dein Vermächtnis an mich, Drachenreiter.« Ihre Stimme hatte wieder den bitteren, spöttischen Tonfall angenommen.
    Saphira schob den Kopf zwischen die beiden und berührte mit der Schnauze das Drachenmal auf der Stirn der Kleinen. 
Friede, Wechselbalg! Du trägst viel Wut im Herzen.
    »Du musst nicht für immer so leben«, sagte Eragon. »Die Elfen haben mir beigebracht, wie man einen Zauber zurücknimmt, und ich glaube, ich kann dich von diesem Fluch befreien. Es ist sehr kräftezehrend, aber man kann es schaffen.«
    Einen Moment lang schien das Mädchen seine bemerkenswerte Selbstbeherrschung zu verlieren. Ein kleines Seufzen entfleuchte ihren Lippen, ihre Hand, die Eragon noch immer hielt, zitterte, und in ihren Augen schimmerten Tränen. Dann verbarg sie ihre wahren Gefühle schnell wieder hinter einer Maske aufgesetzter Unbekümmertheit. »Nun, wir werden sehen. Wenn überhaupt, dann solltest du es erst nach der bevorstehenden Schlacht versuchen.«
    »Ich könnte dir viel Schmerz ersparen.«
    »Es wäre aber nicht gut, wenn du dich überanstrengst, wo doch unser Überleben von deinem Einsatz abhängt. Ich leide nicht unter Größenwahn: Du bist wichtiger als ich.« Ein listiges Lächeln überflog ihr Gesicht. »Wenn du den Zauber jetzt zurücknimmst, kann ich außerdem keinem der Varden mehr helfen, wenn er in eine gefährliche Situation gerät. Du möchtest doch nicht, dass Nasuada deshalb stirbt, oder?«
    »Nein«, bekannte Eragon. Er schwieg eine Weile und dachte nach, dann sagte er: »Na gut, ich warte. Aber ich schwöre dir: Falls wir diese Schlacht gewinnen, werde ich meinen Fehler wieder gutmachen.«
    Das Mädchen neigte den Kopf zur Seite. »Ich nehme dich beim Wort, Drachenreiter.«
    Nasuada erhob sich aus ihrem Stuhl und sagte: »Elva hat mich in Aberon vor einem gedungenen Mörder gerettet.«
    »Tatsächlich? Dann stehe ich in deiner Schuld... Elva... denn du hast meine Lehnsherrin geschützt.«
    »Kommt jetzt«, sagte Nasuada. »Ich muss euch dreien Orrin und seinen Adeligen vorstellen. Bist du dem König schon einmal begegnet, Orik?«
    Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Ich war noch nie so weit im Westen.«
    Als sie das Zelt verließen - Nasuada mit Elva an ihrer Seite vorneweg -, versuchte Eragon, in Aryas Nähe zu gelangen, um mit ihr zu reden, doch als er auf sie zuging, beschleunigte sie ihre Schritte und schloss zu Nasuada auf. Unterwegs sah Arya ihn kein einziges Mal an, und das verletzte Eragon mehr als jede körperliche Wunde, die er sich irgendwann einmal zugezogen hatte. Elva schaute zu ihm zurück, und er wusste, dass sie wahrnahm, wie er sich fühlte.
    Wenig später erreichten sie ein weiteres großes Zelt. In dem orangefarbenen Licht, das über allem lag, war es schwierig, seinen Farbton genau zu bestimmen. Als man ihnen Einlass gewährte, sah Eragon erstaunt, dass der Innenraum mit einer skurrilen Sammlung von Messbechern, Destillierkolben, Reagenzgläsern und anderen naturwissenschaftlichen Instrumenten angefüllt war. 
Wieso schleppt jemand all dieses Zeug auf ein Schlachtfeld?,
 fragte er sich verwundert.
    »Eragon«, sagte Nasuada, »ich möchte dir Orrin vorstellen, den Sohn von Larkin und König von Surda.«
    Aus den Tiefen des gläsernen Durcheinanders tauchte ein großer, gut aussehender Mann mit schulterlangem Haar auf, das von einer kleinen Goldkrone gebändigt wurde. Sein Geist war, ebenso wie der von Nasuada,

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