Der Auftrag
über die Wangen rannen.
… und den Vätern sind gewisse Rechte zugestanden und den Müttern in gleicher Weise, denn sie sind die Quelle des Lebens…
Unbekannter Naa-Autor »Buch der Gesänge« Standardjahr ca. 1000 v. Chr.
18
Planet Algeron,
Imperium der Menschheit
Die Kaverne war halb so groß wie die, die Wegweit Hartmanns Dorf über viele Generationen gedient hatte, aber was ihr an Raum mangelte, wurde durch ein Gefühl kuscheliger Wärme mehr als ausgeglichen, ein Gefühl, das als umso angenehmer wahrgenommen wurde, wenn man wusste, dass es draußen schneite.
Das Feuer in der Mitte der Kaverne, das von reichlich getrocknetem Dooth-Dung gespeist war, brannte mit gleichmäßiger blauvioletter Flamme. Hitze strahlte nach außen, wie Wellen aus der Mitte eines Tümpels zum Ufer streben. Es wärmte Hartmanns alte Knochen und steigerte das Gefühl des Wohlbehagens, das mit sechs Bechern von Sichertöters Bier einherging. Ein starkes Gebräu, auf das der jüngere Mann zu Recht stolz war. Hartmann rülpste leise und sah sich um.
Die Kaverne war voll, bis fast an die Grenze ihres Fassungsvermögens. Familien saßen in Grüppchen herum, Junggesellen, parfümiert bis an den Rand des Erträglichen, beobachteten aus dem Augenwinkel Jungfrauen, und die Alten, die so dicht am Feuer saßen, dass es ihnen den Pelz zu versengen drohte, tauschten Lügengeschichten aus, die jeder schon einmal gehört hatte.
Und dort, im munteren Schein des Feuers, saß Windsüß. So vollkommen, so voll Liebreiz, ihrer Mutter so ähnlich. Der Mensch saß neben ihr, die Arme um die Knie geschlungen, und starrte ins Feuer, während Sichertöter auf der anderen Seite saß, zustimmend nickte und mit einem langen Stock im Feuer herumstocherte.
Die beiden sahen so glücklich aus, ein so vollkommenes Paar, dass Hartmann von einem Gefühl des Wohlwollens erfüllt war. Er nippte an seinem siebten Krug Bier, dachte, wie glücklich die beiden sich doch preisen konnten, verliebt zu sein, und erhob sich. Die Kaverne kreiste um ihn, wurde unscharf und stand dann wieder deutlich vor seinen Augen.
»Brüder! Schwestern! Ich bitte um das Recht zur Rede!«
Gespräche verstummten, Köpfe drehten sich, und eine Vielzahl von Stimmen antwortete:
»Gewährt!«
Hartmann lächelte und machte eine weit ausholende Handbewegung, die die ganze Menge einschloss.
»Danke.« Seine Augen stellten den Kontakt mit Windsüß her, sahen aber nicht die Sorge, die sich dort spiegelte.
»Zuerst möchte ich meinem Gastgeber Reitlang Sichertöter für die Wärme seiner Gastfreundschaft danken.«
Eine Folge kurzer Pfiffe signalisierte die Zustimmung der Dorfbewohner.
Hartmann lächelte. »Und dann möchte ich, in Antwort auf Sichertöters Liebe zu meiner Tochter und die Zuneigung, die sie für ihn empfindet, ihre bevorstehende Heirat ankündigen.«
Einen Augenblick lang herrschte verblüfftes Schweigen, dann brach die Hölle los. Die Kaverne füllte sich mit Pfiffen, gebrüllten Gratulationen und einer Vielzahl von Fragen. Wann würde die Hochzeit stattfinden? Wo würde die Zeremonie abgehalten werden? Wie fühlte sich das Paar?
Windsüß blickte schockiert, Booly verärgert und Reitlang triumphierend. Aber Hartmann sah nichts davon. Er hob seinen Krug und ließ mit einer Handbewegung Ruhe einkehren. Der Lärm verstummte. Hartmann lächelte gütig.
»Ruhig jetzt. es gibt Formalitäten zu erfüllen … und nichts soll ungesagt bleiben. Und deshalb gebe ich mit den Worten, die vor mir mein Vater gebraucht hat und vor ihm der seine, meine Tochter in aller Form in Reitlang Sichertöters Hände, ermahne ihn, sie vor jedem Leid zu beschützen, und erinnere ihn an die Pflichten, die mit einem solchen Geschenk einhergehen. Ein Krieger muss nämlich die Bedürfnisse seiner Gefährtin vor alles andere stellen, darf sein Bett mit keiner außer ihr teilen und muss für seine Jungen sorgen. Und da es niemanden gibt, der Widerspruch erhebt und die Zuneigung meiner Tochter fordert und .«
»Warte!«
Überrascht und vom Bier leicht benommen hielt Hartmann inne. Er sah hin, sah noch einmal hin. Nein! Das konnte nicht wahr sein! Es war wirklich der Mensch, der
da gerufen hatte!
Booly stand auf und sah Hartmann an. Er war fast ebenso überrascht wie der Häuptling. Er spürte, wie Windsüß an seinem Hosenbein zerrte, reagierte aber nicht darauf. Seine Stimme war ruhig und schnitt wie eine wohl geschliffene Klinge durch das herrschende Schweigen.
»Ich, William Booly, mache Reitlang
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