Der Auftrag
hudathanische Flotte, die Angriffswellen, die breiten Zonen der Vernichtung, die Millionen von Opfern und die scheinbar sinnlosen Angriffe bereiteten Chien-Chu Übelkeit. Und sie machten ihm auch Angst, weil sein Sohn Leonid draußen am Rand lebte und vermutlich in Gefahr war. Er verdrängte den Gedanken und zwang sich dazu, sich auf das vorliegende Problem zu konzentrieren.
Norwood beendete den Bericht mit der geradezu flehentlichen Bitte um Hilfe und erklärte dann, dass sie beabsichtige zu kapitulieren. Der Handelsherr bewunderte Norwoods ruhige, leidenschaftslose Darstellung und die Selbstkontrolle, der es bedurfte, um eine solche Aufzeichnung zu machen. Das Imperium brauchte Offiziere ihres Kalibers, und er konnte nur hoffen, dass sie überleben würde.
»Also«, sagte der Imperator und legte die Fingerspitzen ein wenig affektiert aneinander, »wir haben ein Problem. Mich würden Ihre Reaktionen interessieren. Admiral Scolari, Sie sind die Dienstälteste, ich wäre dankbar, Ihre Überlegungen zu hören.«
Scolari gab sich alle Mühe, nicht beflissen zu wirken. Die Leute auf Worber’s World taten ihr Leid, aber in erster Linie wollte sie den Angriff für ihre eigenen Zwecke nutzen. Tatsache war, dass das Imperium zu groß und zu fett geworden war, als dass es wirksam geschützt werden konnte, und deshalb favorisierte sie eine kleinere, engere Gruppierung von Systemen, die der Navy ihre Aufgabe leichter machen würde. Wenn Kolonisten draußen in den Randzonen leben wollten, dann sollten sie das ruhig tun, aber auf eigenes Risiko. Dass eine strategische Neuorientierung die Legion zwingen würde, Algeron zu verlassen, war da eine willkommene Dreingabe. Der Imperator war verrückt gewesen, der Legion einen eigenen Planeten zuzusprechen, und dies war jetzt die Chance, diesem Unfug ein Ende zu machen.
Scolari hatte auch noch andere Gründe. Je stärker das Militär war, desto höher waren die Steuern, und es gab einige sehr mächtige Organisationen, die etwas gegen hohe Steuern hatten. Organisationen, die jenen helfen würden, die ihnen halfen; und da Scolari nur noch fünf Jahre bis zur Pensionierung hatte, war es Zeit, an ihre Zukunft zu denken. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht.
»Danke, Euer Hoheit. Lassen Sie mich zuallererst sagen, dass Ihre sämtlichen Streitkräfte sich auf Bereitschaftsstufe Fünf befinden oder das sein werden, sobald die Nachrichtentorpedos die am weitesten entfernten Außenposten erreicht haben.«
Der Imperator nickte bedächtig. »Ausgezeichnet. Wir müssen auf die nächsten Schritte der Hudathaner vorbereitet sein.«
»Und damit stellt sich natürlich die Frage«, schloss Scolari sich geschickt seinen Worten an, »was die Hudathaner als Nächstes tun werden?«
»Ins Zentrum des Imperiums vorstoßen«, prophezeite Mosby selbstbewusst, »und alles vernichten, was sich ihnen in den Weg stellt.«
Scolari runzelte die Stirn. Ihre Frage war eher rhetorisch gewesen, und Mosbys Reaktion hatte sie überrascht. Sie zwang sich zu einem Lächeln.
»Vielen Dank, General, aber ich würde gerne zuerst meine Meinung äußern.«
Mosby nahm einen Blick des Imperators wahr, den sie für mitfühlend hielt, und neigte den Kopf. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich hatte laut gedacht.«
Chien-Chus Respekt für Mosby nahm zu. Für seinen Geschmack mochte diese Frau vielleicht ein wenig zu liberal sein, aber jedenfalls benutzte sie ihren Kopf zum Denken und beherrschte ihr Handwerk. Die Hudathaner hatten sich einen Vorteil erkämpft und würden ihn natürlich nutzen. Anders zu handeln, wäre dumm.
»Also«, fuhr Scolari fort, »ich habe Scouts ausgeschickt, um die hudathanische Flotte aufzuspüren und uns über ihre
Aktivitäten zu berichten. Eine wohl überlegte Reaktion erfordert nachrichtendienstliche Erkenntnisse. Wir wissen nur sehr wenig über diese Rasse und was sie bewegt.«
»Und bis dahin?«, fragte Chien-Chu ruhig.
»Und bis dahin«, erwiderte Scolari gereizt, »können wir uns über einige der näher liegenden Alternativen unterhalten.«
Mosby ahnte, worauf der Handelsherr hinauswollte, sah das Blitzen in seinen Augen.
»Was sind das für Alternativen?«, fragte sie.
Scolari hatte die Kontrolle über die Situation verloren und merkte das. Sie beeilte sich, Alternativen aufzuzählen in der Hoffnung, damit wieder die Oberhand zu gewinnen.
»Die erste Alternative bestünde darin, über das bereits Getane hinaus nichts zu unternehmen. Unsere Streitkräfte befinden sich im höchsten
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