Der Auftrag
waren weiß. Die Fenster standen offen, draußen regnete es, und die Vorhänge bauschten sich. Von irgendwo kam Musik und verband sich mit dem Geräusch des fallenden Regens zu neuen Harmonien.
Mosby sah sich um, entdeckte aber nichts von dem, was sie erwartet hätte. Keine Spiegeldecken, spezielles Mobiliar oder Kameras. Das beruhigte und enttäuschte sie zugleich.
Der Imperator schob eine Augenbraue hoch. »Es gefällt dir? Soll ich die Fenster schließen?«
Mosby lächelte. »Es gefällt mir, und bitte, lass die Fenster offen. Ich liebe den Regen.«
Der Imperator war sanft, fast überraschend sanft, wenn man bedachte, dass er sich nehmen konnte, was er wollte. Seine Hände waren warm, langsam und geduldig. Als er sie entkleidet hatte und sie nackt auf dem Bett lagen,
berührte er ihr Haar.
»Soll ich das abnehmen? Oder möchtest du es lieber aufbehalten?«
Mosby sah ihm in die Augen. »Das liegt ganz bei dir, Nicolai. Willst du mich? Oder die Frau, in deren Rolle ich geschlüpft bin?«
Der Imperator lächelte und nahm ihr die Perücke ab. Ihr echtes Haar war kurz, so kurz, dass es fast nur ein Flaum war, und er strich mit der Hand darüber.
»Du bist sehr schön.«
Sie hob die Arme, und er ließ sich einen Augenblick Zeit, um den Anblick zu genießen, ehe er die Umarmung annahm.
Er ließ sich Zeit beim Auskleiden, küsste sie vom Kopf bis zu den Zehen, zog den Liebesakt in die Länge, und als der Höhepunkt schließlich kam, war es wie der erste Akt eines Stücks aus zwei Akten. Befriedigend, aber ohne Endgültigkeit, als ob noch mehr gesagt, getan und gefühlt werden könnte.
Der Imperator küsste jetzt ihre Nase und fuhr mit der Handfläche über die Stoppeln auf ihrem Kopf.
»Hat es dir gefallen?«
Mosby grinste. »Und wenn das jetzt nicht der Fall wäre? Würdest du dann meine Ansicht durch imperiales Dekret verändern?«
Der Imperator nickte würdevoll. »Natürlich. Mehr als das. Ich würde deine Ansicht zum Staatsgeheimnis erklären und dich per Eid zum Schweigen verpflichten.«
Mosby kicherte. »Die Mühe kannst du dir sparen, Nicolai. Es war gut.«
»Es hat dir also gefallen?«
»Ja, es hat mir gefallen.«
»So, dass du es noch einmal versuchen willst?«
Mosby gab einen schnurrenden, kehligen Laut von sich. »Ganz entschieden.«
»Gut, und nachdem das so ist, habe ich mir die Freiheit genommen, einen Freund einzuladen, damit er sich uns anschließt.«
Einen Augenblick erschrak Mosby, als sich eine weitere verborgene Tür aufschob und ein zweiter Mann den Raum betrat. Zuerst erkannte sie ihn nicht, aber das änderte sich schnell, als er ins Licht trat. Der Imperator? Oder ein exaktes Duplikat, bis hinunter zu der Erektion, die da unübersehbar ragte.
Der Imperator strich ihr mit der Hand über den Arm. »Du brauchst nicht zu erschrecken. Er ist ein Klon. Du hast ja keine Ahnung, wie viele langweilige Zeremonien er mir abnimmt.«
Mosby wusste über Klone Bescheid und hatte vor fünf Jahren bei einem Grenzkonflikt gegen eine ganze Brigade Klone gekämpft, aber näher war sie nie mit einem in Verbindung getreten. Sie zwang sich, blasiert zu wirken. »Er sieht gut aus. aber hat er denselben Geschmack wie du, was Frauen angeht?«
»Oh, ganz entschieden«, erwiderte der Imperator. »Und jetzt entspann dich, damit ich es dir zeigen kann: Wenn ein Imperator gut ist, können zwei noch besser sein.«
Mosby tat, wie er sie geheißen hatte, und stellte fest, dass der Imperator absolut Recht hatte.
Ihr Legionäre seid Soldaten, um zu sterben, und ich schicke euch dorthin, wo ihr sterben könnt.
General François de Negrier Standardjahr 1883
7
Legionsaussenposten NA-45-16/R,
GENANNT »SpINDLE«,
Imperium der Menschheit
Die hudathanischen Schlachtschiffe kamen aus der Sonne. Das Licht, die Hitze und die Strahlung, die von dem braunen Zwerg ausgingen, tarnten ihren Anflug zunächst, aber die Legionäre verfügten über ausgezeichnetes Peil-gerät und orteten sie.
»Da kommen sie, Captain, pünktlich wie erwartet.«
Der Elektronik-Tech hatte brandrotes Haar, Sommersprossen und den unvermeidlichen Spitznamen Red. Er trug ein grellbuntes Hemd mit Blumenmuster und saß vor einer großen Konsole mit hunderten roter, grüner und gelber Anzeigelichter, einer Vielzahl von Bildschirmen, Displays und einer in mehreren Stufen angeordneten Tastatur. Die Tastatur und das wahlweise einsetzbare Spracherkennungssystem verbanden Red mit »Spinhead«, dem Zentralcomputer des Planetoiden.
Spinhead war
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