Der Auftrag
kniete, das gewaltige Panorama der Wildnis hinter sich, und entschied für sich, dass er noch nie ein so schönes Wesen gesehen hatte. Die Worte drängten wie von selbst über seine Lippen.
»Die Wahrheit ist, dass du die schönste Frau bist, die ich je gesehen habe.«
Ein freudiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, das schnell in Besorgnis umschlug. »Solche Dinge musst du nicht sagen.«
»Du hast mich aufgefordert, die Wahrheit zu sagen.«
»Es ist nicht wahr, und außerdem sind wir von verschiedenen Rassen.«
»Nicht so verschieden, dass wir nicht aneinander Schönheit erkennen können«, erwiderte Booly.
»Schluss damit«, entschied Windsüß streng. »Ich verbiete es. Mein Vater würde dich töten, wüsste er, was du gerade gesagt hast. Und merk dir dies, Mensch: Reitlang wagt es nicht, mir ein Leid zuzufügen, aber er würde nicht zögern, dir wehzutun.«
»Na schön«, antwortete Booly, »unter einer Bedingung.«
»Welcher denn?«
»Ich habe einen Namen. Er ist nicht so hübsch wie deiner, aber es ist immerhin ein Name. Er stammt aus einem alten Lied. Mein Name ist Bill. Sag es.«
»Bill.«
»Gut. Lass uns eine Übereinkunft treffen. Ich werde dich nicht >Naa< nennen und du mich nicht >Mensch<.«
Windsüß lachte. Dem Legionär gefiel es, wie ihre Augen dabei tanzten, und der Duft ihres Parfüms überwältigte ihn fast.
»Es soll sein, wie du sagst, Bill. Und jetzt lass uns gehen. Bald wird es dunkel sein, und der Pfad ist schwierig.«
Booly half ihr beim Packen, legte sich das Dooth-Fell über die Schultern und folgte ihr durch den Bogen. Ihre Schritte waren graziös. Ihr wohlgeformter Kopf, das Wippen ihrer schmalen Hüften und das Blitzen ihrer wie mit Daunen bedeckten Beine zogen seine Blicke an.
Und dabei verspürte er ein sexuelles Verlangen, das beinahe wehtat.
Die meisten seiner Freunde hatten die Prostituierten in Naa Town benutzt und prahlerische Geschichten erzählt, wie attraktiv sie doch seien, aber Booly hatte ohne großes Interesse zugehört. Der Gedanke, mit einem Alien Sex zu haben, kam ihm nicht richtig vor und irgendwie verquer.
Aber Windsüß hatte all das verändert. Er konnte sich nicht nur vorstellen, mit ihr Sex zu haben, er wünschte es sich, und das verblüffte ihn ungemein.
Aber ähnlich interessant waren die zärtlichen Gefühle, die er für sie empfand, eine Empfindung, die ihm bei all den weiblichen Legionären, mit denen er geschlafen hatte, stets fremd geblieben war.
Und all das war äußerst beunruhigend, da es Boolys Pflicht war zu fliehen, und er sich doch danach sehnte zu bleiben.
Die Strömungen tragen uns, wohin sie wollen, und wir sind dankbar, denn das Leben ist Bewegung.
Das Say’lynt-Gruppenbewusstsein, bekannt als »Floß Eins«. Nach Diktat an Dr. Valerie Reeman Standardjahr 2836
9
PLANET IH-4762-ASX41, IMPERIUM DER MENSCHHEIT
Der kobaltblaue Himmel hing wie ein riesiger Schirm über dem Ozean. Hie und da wirkte er wie marmoriert, von weißen Streifen durchzogen. Einige dieser Streifen waren Schleierwolken, andere hatten hudathanische Kampfboote zurückgelassen, und diesen Letzteren hatten die Say’lynt ihr Kollektivbewusstsein zugewandt.
Es waren drei Hauptflöße und zwei kleinere Körper, die noch nicht reif genug waren, um am Entscheidungsprozess teilzunehmen.
Jedes Floß umfasste Billiarden individuellen Phytoplanktons und bedeckte mehr als zweieinhalbtausend Quadratkilometer schwach wogenden Ozeans. Die Flöße waren einen Meter dick, bezogen den Großteil ihrer Energie von der Sonne und dominierten die ozeanische Nahrungskette.
Das Mutterfloß hatte Millionen von Jahren gebraucht, um die tausende von Gehirnknötchen zu entwickeln, die, von endlosen Kilometern dünner, fast durchsichtiger Fasern miteinander verbunden, ein Gruppenbewusstsein darstellten. Weitere Millionen von Jahren hatte es gebraucht, um zwei zusätzliche Wesen zu schaffen und schließlich die volle Herrschaft über die Meere an sich zu ziehen.
Denn alles in dem die Welt umspannenden Ozean lebte in Harmonie mit den Say’lynt und war in seiner Existenz von ihnen abhängig.
Es gab die niederen Pflanzen, die sich von den Abfallprodukten des höher entwickelten Planktons ernährten, das Zooplankton, das von ihnen lebte, und das größere Zooplankton, das seine kleineren Vettern verspeiste, und so weiter, bis hinauf zu einigen großen, aber relativ vernunftlosen Vertebraten, die in den Tiefen des Wasserreichs der Say’lynt schwammen.
Die Luft freilich war eine ganz
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