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Der Auftraggeber

Der Auftraggeber

Titel: Der Auftraggeber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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war heiß und feucht. Im Treppenhaus roch es nach Curry und Terpentin. Eine Wohnungstür öffnete sich, und aus dem Dunkel dahinter tauchte kurz das bärtige Gesicht eines Mannes auf, der ein langes weißes Gewand trug. Nach einem Blick auf Tariq zog er sich wieder in seine Wohnung zurück und schloß lautlos die Tür.
    Sie blieben vor der Tür von Apartment 2A stehen. Tariq klopfte leise zweimal an.
    Leila öffnete die Wohnungstür und zog Jacqueline herein.

4 3 New York Cit y
    Eine Stunde später traf Ari Schamron in der diplomatischen Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in der Second Avenue, Ecke Fortythird Street ein. Er drängte sich mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern durch eine kleine Gruppe von Demonstranten und betrat das Gebäude. Ein Mann vom Sicherheitspersonal erwartete ihn in der Eingangshalle und begleitete ihn in einen abhörsicheren Konferenzraum hinauf. Dort saß der Premierminister, von drei nervös wirkenden Mitarbeitern umgeben, und trommelte mit den Fingern ungeduldig auf die Tischplatte. Schamron nahm Platz und wandte sich an den Stabschef des Premierministers. »Geben Sie mir eine Kopie seines Terminplans, und lassen Sie uns allein.«
    Als die drei den Raum verließen, fragte der Premierminister: »Was ist in Montreal passiert?«
    Schamron erstattete ihm detailliert Bericht. Als er ihn beendet hatte, schloß der Premierminister kurz die Augen und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. »Ich habe Sie aus dem Ruhestand zurückgeholt, damit Sie den guten Ruf des Diensts wiederherstellen, Ari - nicht, damit Sie ein weiteres Desaster verursachen! Müssen wir etwa befürchten, daß die Kanadier von Ihrem Aufenthalt in Montreal wissen?«
    »Nein, Premierminister.«
    »Glauben Sie, daß Ihre Agentin noch lebt?«
    »Schwer zu sagen, aber ihre Chancen sind nicht besonders  groß. Frauen, die in der Vergangenheit mit Tariq zu tun hatten, ist's nicht sonderlich gut ergangen.«
    »Die Presse wird sich auf den Fall stürzen. Ich sehe die Schlagzeilen schon vor mir. ›Französisches Model Geheimagentin Israels!‹ Scheiße, Ari!«
    »Niemand kann sie offiziell mit dem Dienst in Verbindung bringen.«
    »Irgend jemand gräbt die Story aus, Ari. Irgend jemand tut das immer.«
    »Tut das jemand, haben wir Leute wie Benjamin Stone. Ich kann Ihnen versichern, daß sämtliche Aspekte dieser Angelegenheit sich überzeugend abstreiten lassen.«
    »Ich will nichts abstreiten müssen! Sie haben mir Tariqs Kopf auf einem Silbertablett versprochen - ohne Fingerabdrücke, ohne Scherereien! Ich will nach wie vor Tariqs Kopf, und ich will Jacqueline Delacroix lebend zurückhaben.«
    »Das wollen wir auch, Premierminister. Aber im Augenblick hat Ihre Sicherheit oberste Priorität.«
    Schamron griff nach dem Terminplan und begann zu lesen.
    »Nach der Zeremonie bei den Vereinten Nationen geht's in die Wall Street zu einem Gespräch mit Investoren; anschließend besuchen Sie die New Yorker Börse. Danach fahren Sie ins Waldorf zu einem Lunch auf Einladung der Freunde Zions.«
    Schamron sah kurz auf. »Und das ist erst der Vormittag. Nach dem Lunch besuchen Sie ein jüdisches Gemeindezentrum in Brooklyn und nehmen an einer Diskussion über den Friedensprozeß teil. Von dort aus geht's wieder zu Cocktailparties und Empfangen nach Manhattan.«
    Schamron ließ den Terminplan sinken und sah den Premierminister an. »Vom Sicherheitsstandpunkt aus ist das ein Alptraum. Ich möchte, daß Allon für heute in Ihre Leibwache eingegliedert wird.«
    »Warum Allon?«
    »Weil er Tariq in Montreal aus nächster Nähe gesehen hat. Taucht Tariq irgendwo auf, erkennt Gabriel ihn.«
    »Sagen Sie ihm, daß er einen Anzug tragen muß.«
    »Ich glaube nicht, daß er einen hat.«
    »Kaufen Sie ihm einen.«
    Das Apartment war winzig: ein spärlich möbliertes Wohnzimmer, eine Küche mit zweiflammigem Gasherd und einem Porzellanausguß, der mehrere Sprünge aufwies, ein Schlafzimmer und ein Bad, in dem es modrig roch. Die Fenster waren mit dicken Wolldecken verhängt, die das Tageslicht aussperrten. Tariq öffnete den Kleiderschrank und holte einen großen Hartschalenkoffer heraus. Er trug den Koffer ins Wohnzimmer, legte ihn auf den Boden und öffnete ihn. Schwarze Gabardinehose, sorgfältig gebügelt und zusammengelegt, weißes Smokingjackett, weißes Hemd, schwarze Schleife. Im Innenfach des Koffers steckte eine Geldbörse. Tariq klappte sie auf und studierte den Inhalt: ein auf den Namen Emilio Gonzales

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