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Der Augenblick der Liebe

Der Augenblick der Liebe

Titel: Der Augenblick der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walser
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geht  es  dir,  wird  sie  sagen. Und er: Ich liebe dich auch. Und ohne das  auch  wäre  ihr  der  Satz  lieber.  Vielleicht  läßt  er  dieses  auch  weg.  Dann  der  Gang  zum  Hertzschalter.  Nein,  das  hat  er  ja  schon  erledigt.  Er  ist  ja  schon  seit  dem  Vormittag  im  Land.  Im  Hotel. Also, der Gang zum Auto. 
Bis zuletzt wußte sie nicht, was sie anziehen würde. Sobald  sie  sich  für  ein  Kleid  entschieden  hatte,  drängten  sich  die  Nachteile dieses Kleids vor. Also das nächste. Bis sie wieder  beim  ersten  war.  Dessen  Nachteile  waren  durch  den  Vergleich  mit  den  anderen  Kleidern  nicht  weniger  grell  geworden. Es war ein Spiel. Ein Aufregungsgenußspiel. Eine  Befreierin  kann  anhaben,  was  sie  will.  Sie  mußte  ohnehin,  sobald  sie  anziehen  dachte,  an  ausziehen  denken.  Sie  wußte,  sie war jetzt verrückt. Aber gefahrlos verrückt. Sie war selig  verrückt. Ihr Begleitpaar Angst und Wut gab es nicht mehr.  Sie  wußte  nicht  mehr,  wie  das  war,  eingeklemmt  zwischen  Angst und Wut. Sie war so leicht wie noch nie. Steine in die  Manteltaschen, das brauchte sie. Sonst hob sie ab.   
 
III. 

  Auseinanderkommen 
     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
    I.  
 
 
 
 
Im  Zimmer  riß  er  sofort  ein  Fenster  auf  und  hörte  dem  Geräuschgemenge  zu  wie  einer  Botschaft.  Daß  die  Fenster  des  Flughafenhotels  sich  öffnen  ließen,  machte  ihm  den  Hotelkasten  sympathisch.  Jenseits  der  weiten  Betonpisten,  der  abgestellten  Flugzeuge,  der  hohen  Zäune  das  Meer.  Wenigstens  der  Teil,  der  San  Francisco  Bay  heißt.  Die  far bigen Flugzeuge, Riesenvögel, aber kein bißchen zu groß für  die  Wasserweite.  Obwohl  sich  die  Bay  keine  Brandung  gestattete,  war  das  Ufer  an  diesem  Mittagsaugenblick  von  einer  weißen  Schaumrüsche  geziert.  Bräutlich,  dachte  Gottlieb. 
    Von   seinen  zehntausend  Dollar  versorgte  er  gleich  einmal  neuntausendfünfhundert im Safe. Und kam sich vor wie im  19.  Jahrhundert.  Nach  einem  Code  gefragt,  fiel  ihm  nur  Annas  Geburtsdatum ein.  Im  Flugzeug,  beim  Ausfüllen  der  Fragebögen für die Einreise, hatte er die Zehntausend, die er  bei  der  Bank  aufgenommen  hatte,  nicht  angegeben.  Seinen  Bankherren  hatte  er  ein  Geschäft  in  Kalifornien  vorgegau kelt.  Landkauf  im  Sonoma  Valley.  Zukunftsreichstes  Wein land der Welt. Er fliegt da für einen Kunden hin. Sogar Anna  gegenüber  hatte  er  getan,  als  werde  er  in  den  drei  Wochen  nebenbei  noch  einen  Angebotskatalog  für  deutsche  Anleger  aufreißen.  Das  mußte  er  auch  sich  selber  vormachen.  Selbst  wenn man weiß, daß das, was man sich vormacht, nur etwas  Vorgemachtes ist, wird aus dem Vorgemachten etwas Spür bares, Fastreales. Man kann überhaupt nicht lügen, ohne an  das, was man lügt, zu glauben. Ein bißchen. Man kann nicht  andere  hereinlegen,  ohne  sich  selbst  hereinzulegen.  Zumindest Gottlieb konnte das nicht. Schau lieber hinaus auf  die  bräutliche  Rüsche.  Das  ist  doch  die  reine  Möglichkeit.  Und  dieses  Hotelzimmer  in  seiner  grandiosen  Vermeidung  von  allem  Persönlichen!  Auch  der  geringste  Anhauch  von  Persönlichem,  gar  Geschmack,  könnte  falsch  sein,  könnte  stören.  Dieses  Zimmer  aber,  in  seiner  blaßgrünen  Dien lichkeit,  diese  Nichteinengung  in  Persönliches,  diese  Nicht behauptung, dieses Nichtsbeweisenwollen! Dieses dich ganz  und gar gelten lassende Zimmer ist der Aufbruch. Und war  so  aufgeregt,  daß  er  nicht  im  Zimmer  bleiben  konnte.  In  dreieinhalb Stunden würde er drüben im Flughafen vor Gate  68 stehen, bis sie auftauchte. 
    Im  Aufzug wieder ein paar von diesen FezTrägern, durch  die  er  sich  schon  bei  der  Ankunft  den  Weg  zum  Empfang  gebahnt hatte. Was daheim eine Fasnachtsgesellschaft gewe

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