Der Augenblick der Liebe
sen wäre, war hier, laut Informationstafel, ein altägyptischer Orden und hieß SCIOTS. Roter Fez, schwarzer Fez, glit zernde Kinkerlitzchen, alles ältere Männer beziehungsweise Herren, sie staksten mehr als sie gingen. Aber jeder stakste anders als der andere. Keine zwei litten unter der selben Beeinträchtigung. Das fand Gottlieb interessant. Im Aufzug sagte ein solcher FezTräger zu den anderen FezTrägern: This is the best chance we ever had to paint these bastards into a corner. Gottlieb war gierig darauf, möglichst viel von Amerika mitzukriegen. Wovon redeten die? Er vermutete, von Feinden der USA, die man nicht länger schonen durfte. Er fühlte sich angeschaut von einem mexikanisch ausse henden Buben, vier oder fünf Jahre alt. Der hatte eine fast zu große Puppe im Arm, die Gottlieb vom Fernsehen her zu kennen glaubte. Gottlieb mußte das Puppenmonster an schauen statt den Buben. Er hatte den Eindruck, das Puppen monster habe den Vierjährigen im Arm.
Als er in der Halle einen Sessel suchte, der ein wenig Abstand erlaubte, blieb eine Dame, die einen FezTräger führte, seinetwegen kurz stehen und rief: I am ninetytwo and I love you. Wahrscheinlich hatte er ihr leid getan, weil er weder den roten noch den schwarzen Fez trug und auch sonst mit keinerlei Kinkerlitzchen ausgezeichnet war. Einige FezTräger hingen in Sesseln, streckten die Beine von sich und schliefen mit klaffenden Mündern. Gottlieb fühlte sich mit allen, die er sah und hörte, solidarisch. Im Stim mengeräusch gaben Frauenstimmen den Ton an. Er fand einen Sessel, der mehr als einen Meter von der nächsten Sitzgelegenheit weg war. Er streckte die Beine auch von sich. Er spürte sich. Wahrscheinlich würde, bevor Beate landen konnte, San Francisco in einem Erdbeben untergehen. Wie 1905. Er spürte, wie sich in der unteren Mitte Wärme sammelte. Sie floß förmlich zusammen. Die Muskulatur schwoll. Sein Geschlechtsteil wollte auf sich aufmerksam machen. Außer ihm sollte nichts mehr spürbar sein. Der angenehme Schmerz des übersteifen Teils. Endlich wieder einmal. Ihm war nach Fortpflanzung. Anfallartig. Drastisch buchstabierte sich in ihm die durch nichts gehemmte Fortpflanzungssucht. Die Wörter droschen auf ihn ein. Beate, kleiderlos und fortpflanzungssüchtig wie er. Das, von beiden empfunden, als Steigerung dessen, was zwischen ihnen, mit ihnen stattfinden konnte. Schluß mit dem grotesken Ver hinderungs und Verhütungszirkus. Scheiden schlämmen. In das schwarzrote Dunkel ihrer Scheidenschlucht den tag hellen milchigen Samen träufen, bis von allen Rändern und Wänden nur noch die lichten Samenschwaden flössen, die Schlucht überschwemmten und schlämmten. Nicht Koitieren macht traurig, sondern der Betrug, das Sichnichtfort pflanzendürfen.
Gottlieb konnte sich wieder loslassen. Der Anfall war zu Ende. Er stakste zur Bar. Bourbon on the rocks. Drei nachein ander. Sollte er Kaltblütigkeit imitieren, hinauf ins Zimmer, den Samen verschleudern, daß dann der Ernstfall keiner Übereilung zum Opfer fiele?
Vor zehn Jahren, ja. Aber jetzt? Sechzig vorbei! Aber einen alkoholischen Dämpfer schon. Keine Details mehr. Wir sind ein Orchester, das keines Dirigenten bedarf. Und warum nicht alles auf Englisch stattfinden lassen? Sie gleich so begrüßen. Und holte sich sofort einen Stoß Zeitungen und jagte nach starken Wörtern. New wavers in skinny tights and fluorescent high heels. Lipstick lesbians in biker chic. Crowds of backstage sycophants with their perpetual condescending sneers. A white buttondown collar oxford cloth shirt open at the neck.
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