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Der Augenblick der Wahrheit

Titel: Der Augenblick der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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sind nur ein paar Fragen«, sagte er. »Mehr nicht.«
    Ich beachtete ihn nicht weiter und sah Clara an.
    »Ist der da dein Chef?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Dann solltest du ihn in die Schranken weisen, finde ich.«
    Ihre Augen lächelten.
    »Was möchtest du wissen, Peter?« sagte sie und ignorierte, daß Jakobsen reichlich verschnupft aussah. Das war eine sehr elegante Art, den Schafskopf in die Schranken zu weisen. Ich konnte ihn nicht leiden, obwohl ich nicht recht wußte, wieso. Er sah zwar vertrauenerweckend aus, benahm sich aber in seiner Selbstsicherheit wie der typische Polyp, der glaubt, seine Stellung würde ihn zu allem möglichen ermächtigen. Genau der Typ, der liebend gern ein Geständnis herausprügelt, dachte ich, ohne den mindesten Anhaltspunkt für meinen Verdacht zu haben.
    Ich sah Clara an.
    »Wozu braucht ihr das hier?« fragte ich.
    »Du sollst mir eigentlich nur erzählen, was ich schon weiß.
    Daß du die Fotos aufgenommen hast. Daß es Limes Bilder sind.
    Wann du sie aufgenommen hast und ob du die Personen auf den Fotos identifizieren kannst.«
    »Das war nicht meine Frage.«
    Sie atmete tief ein und schaute zu Jakobsen hinüber, der sich die blauen Bartstoppeln kratzte, die er sicher für ungemein männlich hielt. Ich fand sie bloß abstoßend.
    »Nein, das war nicht deine Frage. Deine Antworten gehen in einen Bericht ein, in mehrere Berichte gewissermaßen. Wir müssen in relativ kurzer Zeit einen Bericht über die Arbeit des PND in den letzten zwanzig Jahren erstellen. Ein Bericht wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, einen erweiterten Bericht erhält die Kontrollkommission des Folketings und einen noch ausführlicheren das Justizministerium. Deine Angaben werden im letztgenannten zu finden sein.«
    »Warum ist das interessant?« fragte ich.
    Sie schaute wieder zu Jakobsen hinüber, und mir wurde klar, daß er ihr Vorgesetzter sein mußte und daß sie mir einfach etwas vorspielten. Ich kannte das von Don Alfonzo. Diese Menschen waren außerstande, irgend etwas geradeheraus zu sagen.
    »Es ist, weil …«, sagte Clara.
    »Warum?«
    »Peter, du hast keinen Kontakt zu Dänemark. Du bist nicht auf dem laufenden. Einer unserer früheren Informanten hat öffentlich bekanntgemacht, daß der PND legale politische Parteien überwacht hat. Wir möchten unseren hohen politischen Tieren gern zeigen, daß es Gründe dafür gab. Aber das geht die Öffentlichkeit nichts an. Wir stehen nicht zur Abstimmung. Wir stehen nicht zur Wahl.«
    »Also gut. Jemand hat gepetzt?«
    Sie lächelte bis zu den Ohrläppchen.
    »Glänzende Definition, Peter«, sagte sie.
    »Und nun soll ich euch Rede und Antwort stehen, damit ihr euern politischen Wachhunden berichten könnt, daß es zwar sein kann, daß ihr ungesetzlich überwacht habt, aber daß es dafür einen Grund gab. Denn dieser Lime hier, der kann praktisch mit einem Foto beweisen, daß ein Mitglied des Folketings in seinen jungen revolutionären Jahren mit deutschen Terroristen Kaffee getrunken hat. Also war es doch ganz gut, daß ihr die Augen offengehalten habt, auch wenn bei dem Kaffeetrinken nichts Großartiges herausgekommen ist. Keine Bomben jedenfalls.
    Hängt es so zusammen?«
    »Wir stellen die Fragen, Lime«, sagte Karl Jakobsen.
    »Ich kann auch gehen«, sagte ich. »Hängt es so zusammen, Clara?«
     
    »Mehr oder weniger.«
    »Okay. Letzte Frage.«
    »Ja, Peter.«
    »Stehe ich in den Akten?« sagte ich.
    Wieder schaute Clara zu Jakobsen hinüber, ehe sie antwortete:
    »Nein. Es gab nichts über dich.«
    »Mach dein Tonband an«, sagte ich.
    »Danke, Peter.«
    Es dauerte nicht lange. Sie fragte, wer ich sei, wie ich hieße, wann ich die beiden Fotos aufgenommen hätte und wer die Menschen auf den Fotos seien. Besonders an dem späteren Folketingsmitglied einer linkssozialistischen Partei war sie interessiert. Jakobsen machte sich Notizen und starrte mich an.
    Wahrscheinlich konnte er weder meinen Zopf noch das, was ich repräsentierte, vertragen – all das, was er selber nicht war.
    Es war keine große Sache, und als wir fertig waren, stand Jakobsen auf und verließ uns mit einem kurzen Nicken. Das Tonbandgerät nahm er mit.
    »Netter Junge«, sagte ich.
    »Vielleicht spricht seine Art gegen ihn«, sagte Clara. »Kannst du morgen vorbeikommen und eine Abschrift unterschreiben?«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    »Was heißt das?« Sie sah besorgt aus. »Wir stehen zur Zeit ein bißchen unter Druck.«
    »Du sollst etwas für mich tun«, sagte

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