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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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den vor ihm liegenden Weg zu konzentrieren.
    Es hatte den Anschein, als bewegten sie sich in einem weiten Bogen zurück nach links, obwohl er in der Dunkelheit völlig die Orientierung verloren hatte. Den Ottern schien das jedoch nichts auszumachen. Er fragte sich, ob sie vielleicht irgendwann wieder zu ihrem Ausgangspunkt unter der Zelle gelangen würden. Da wären sie besser aufgehoben, wenn der See die Wand durchbrach.
    Dann ertönte Frangels Stimme von vorne: »Er wird breiter!« Augenblicke später traten sie aus dem Tunnel in eine riesige offene Kuhle hinaus. Jon-Toms Rücken protestierte, als er sich wieder aufrichtete. Zuerst wirkte die große Höhle ebenso finster wie der Tunnel, doch als seine Augen sich daran gewöhnt hatten, stellte er fest, daß er im Dunkeln schwache Umrisse erkennen konnte.
    Die Lichtquelle war, ihrer großen Entfernung entsprechend, sehr matt: ein winziger Lichtpunkt hoch über ihren Köpfen.
    »Ist wohl so 'ne Art Brunnen im Inneren des verdammten Quorumsgebäudes«, meinte Quorly. »'at einer von euch Burschen schon mal was davon ge'ört?«
    Die Quorumsmitglieder steckten die Köpfe zusammen und berieten sich miteinander. Keiner von ihnen hatte sich jemals sonderlich für die Architektur des zusammengestückelten Gebäudekomplexes interessiert, aus dem heraus sie regiert hatten. Nur Oplode wußte etwas beizusteuern.
    »In weniger zivilisierten Zeiten sollen Gefangene, Gerüchten zufolge, in solche Gruben geworfen worden sein. Es kann sein, daß dies hier ein solcher Ort ist, der vor langer Zeit aufgegeben und erst vor kurzem wiederentdeckt wurde.«
    »Verdammt!« rief Mudge plötzlich. »Was ist denn, was ist los?« fragte ihn Jon-Tom. »Bin über irgendwas gestolpert, Kumpel.« Er tastete ein wenig in der Dunkelheit herum und hob etwas auf, damit sie es alle befühlen konnten. Jon-Tom erkannte es sofort: ein Primatenschädel.
    Oplode nahm ihn Mudge aus den Pfoten, und sie sahen, wie seine Hände über den Knochen fuhren. »Zerschmettert, als sein Besitzer von oben herabgeworfen wurde«, erklärte er. Sofort richteten sich ihre Blicke auf den fernen Lichtkreis.
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann sagte Sasswise: »Kommt schon, ihr Faulpelze. Wollen mal se'en, wie groß dieses Loch ist. Vielleicht gibt es noch 'n anderen Eingang.«
    Sie schwärmten aus und betasteten die Mauern. Ein Emporklettern kam nicht in Frage, nicht einmal für die behenden Otter. Das feuchte Gestein bildete über ihnen eine Kuppel. Nur Oplode hätte es vielleicht schaffen können - in seinen jüngeren Jahren. Jetzt besaß er nicht mehr die Kraft, um einen derart glitschigen Vorsprung zu erklimmen.
    »Ich 'ab 'ne Idee«, sagte Mudge. »Wir bauen 'ne Pyramide.« Die Otter diskutierten kurz über diesen Vorschlag, dann sammelten sie sich in der Mitte des Gewölbes und machten sich daran, eine erstaunliche akrobatische Vorstellung zu geben. Es gelang ihnen, sich vierstöckig aufeinanderzustellen, doch Splitch war immer noch mehrere Fuß von dem Punkt entfernt, wo der senkrechte Brunnenschacht sich zur gewölbten Decke weitete.
    Sie bauten die Pyramide wieder ab, und die Otter wischten sich den Schmutz von Händen und Kleidung, »'ätte auch nichts gebracht, wenn ich dran gekommen wäre«, meinte Splitch. »Der Schacht ist so glatt wie 'ne Eisbahn, und weit und breit kein fester 'alt.« Sie musterten Jon-Tom nachdenklich. »Du bist zwar groß genug dafür, Jonny-Tom, aber wir kriegen dich nicht so weit nach oben.«
    »Wir sollten wohl besser einen anderen Ausgang suchen«, meinte Oplode. »Dieser Schädel ist nämlich frisch.« Alles scharrte unruhig mit den Füßen.
    »Das heißt nichts«, wandte Dormurmur ein. »Wahrscheinlich eines von Markus' jüngsten Opfern.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte Oplode bereitwillig zu. »Die Frage ist nur: Wenn das Opfer frisch ist, wer oder was hat dann so säuberlich das Fleisch von dem Schädel gelöst?« Mattes Licht spiegelte sich in seinen vorgewölbten Augen, als er die Dunkelheit absuchte.
    »Wenn ich doch bloß meine Duar hätte«, murrte Jon-Tom.
    »Dann könnte ich uns eine Leiter oder ein Seil oder so etwas herbeisingen. Wenn wir nur...«
    Über ihm schnitten ihm Stimmen das Wort ab. Stimmen, und das Dröhnen zeremonieller Fanfaren.
    »Alles weg von der Öffnung, und still verhalten!« befahl Oplode. Hastig stoben sie auseinander.
    Über ihnen das Geräusch eines Handgemenges, ein weiterer Fanfarenstoß, und dann ein entsetzlicher schriller Schrei, der immer

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