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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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derselbe sein, der sich mit Jon-Tom am Karstgestein des Wrounipai unterhalten hatte, vielleicht war es aber auch ein anderer, das ließ sich nicht eindeutig erkennen. Die Färbung stellte kein Erkennungsmerkmal dar. »Du singst also immer noch, wie wir hören.«
    »Ja, aber nicht aus freien Stücken. Wir sind hier gefangen.« Er versuchte, die Melodie leicht zu verändern, um Lepards Text durch seine eigenen Worte ersetzen zu können. »Gefangene dieses fürchterlichen dunklen Orts.«
    »Fürchterlich? Was ist denn der Unterschied zwischen einem Vakuum und dem anderen?« fragte ihn der Wurm.
    »Die Bewegungsfreiheit. Etwas, was man für selbstverständlich erachtet. Könnt ihr uns helfen, hier rauszukommen? Ich spiele euch alles, was ihr wollt, und so lange, wie ihr wollt, wenn ihr uns nur helft, hier rauszukommen. Weiter oben gibt es eine Öffnung. Könnt ihr irgendwas machen, damit wir dort hinaufklettern können?«
    »Was ist das, ›klettern‹ ?« wollte ein kühlneugieriger Geol wissen. Die anderen Gefangenen sahen mit gespanntem Schweigen zu. »Was ist das, ›raus‹ ? Eure Leere gefällt uns, aber eure Bewegungen interessieren uns nicht.«
    Es mußte doch irgend etwas geben, was sie tun konnten, dachte Jon-Tom verzweifelt. Was konnten die Geols denn? Sie konnten sich frei durch festes Gestein bewegen, gehen und kommen, wie sie wollten, und...
    Und sie konnten Erdbeben hervorbringen.
    »Sucht einen Riß in dieser Mauer... in dem Gestein, das uns umgibt. Kettet euch wieder aneinander, wie ich es schon einmal bei euch gesehen habe. Fühlt die Musik.«
    »Damit haben wir nichts zu tun«, beharrten die Geols distanziert. »Um zu beben, müßten wir zusammen arbeiten, und im Augenblick ist uns nicht danach, zusammen zuarbeiten.«
    »Euch ist nicht danach, zusammen zuarbeiten?« mischte sich eine andere Stimme ein. Jon-Tom versuchte, gleichzeitig weiterzusingen und Falameezar zu beschwichtigen, doch nun war das politische Bewußtsein des Drachen aufgestachelt, und er weigerte sich, still zu sein. Im Gegenteil, er wirkte geradezu beschwingt.
    »Uberlaß das mal mir, Genosse. Das ist nur eine Frage des Organisierens.«
    »Aber du verstehst nicht, Falameezar«, wandte Jon-Tom verzweifelt ein. »Das hier sind keine gewöhnlichen Leute. Sie werden sich nicht...«
    »Arbeiter aller Länder, vereinigt euch!« dröhnte Falameezar.
    »Schließt euch solidarisch zusammen, dann kann euch nichts mehr aufhalten.«
    »Uns kann auch so schon nichts aufhalten«, erwiderte ein hellblauer Geol. »Und außerdem sind wir keine Arbeiter.«
    Davon wollte Falameezar nichts wissen, und so fuhr er fort, die leuchtenden Gestalten mit den ausführlichsten Tiraden marxistischer Rhetorik zu bombardieren, die Jon-Tom je in seinem Leben gehört hatte. Das Ganze erschien ihm wie der blanke Unsinn, aber die Geols wirkten geradezu hypnotisiert.
    »Sorgt dafür, daß Vladimir Iljitsch stolz auf euch sein kann!« rumpelte Falameezar. »Zeigt der Welt, wozu ein echter Kollektivismus fähig ist!«
    Ob es Jon-Toms Musik war oder die Kampfparolen des Drachen oder eine Kombination von beidem, jedenfalls begannen die Geols, sich auf der gegenüberliegenden Mauer zu sammeln und sich ineinander zu verschlingen.
    »Alles zurück!« warnte Mudge die Zusehenden. »Und wundert euch nicht, egal was passiert. Seid bereit!« Er grinste seinen Freund den Bannsänger an. »Da brat mir doch einer 'ne Malabarratte! Ich glaube, wir kommen 'ier wirklich noch raus!«
    Noch immer drängten sich die Geols zusammen, bis die Mauer von grellblendendem Licht nur so pulsierte. Jon-Tom mußte die Augen schließen, so unerträglich war das Leuchten.
    Falameezar brüllte gerade etwas über den Imperativ der Arbeiterklasse, während Jon-Tom und seine Duar donnernd den Anfang von »Cum On Feel the Noize« von Quiet Riot vorbrachten. Da bebte der Boden, als die riesige Kette der Geols sich aufbäumte. Der Stoß riß Jon-Tom von den Beinen, und sogar Falameezar wurde beiseitegeschleudert.
    Mit dröhnendem Kopf versuchte Jon-Tom weiter zuspielen, versuchte so flüssig vorzutragen, wie Jimi oder Robin Trower oder Eddie van Haien es getan hätten. Schließlich mußte er jedoch aufhören, weil der Staub in seinen Nasenlöchern ihn zu ersticken drohte.
    Er öffnete die Augen, und es bot sich ihm ein völlig verändertes Bild.
    Die Geols waren verschwunden und ein großer Teil der gegenüberliegenden Mauer auch. Licht spülte über den Brunnenboden, weil die rechte Seite des Dachs

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