Der Augenblick des Magiers
aus, die er gesehen hatte.
Als sie näher kamen, wurde die Realität sogar noch schlimmer. Es waren keine Diener der Gepanzerten, sondern etwas noch viel Finstereres. Gewiß, Form und Aussehen wiesen Ähnlichkeiten auf, aber die Gepanzerten besaßen Gesichter. Die Dämonen, die ihn da gerade einholten, jedoch nicht. Es waren gepanzerte Wesen, doch völlig anders als alles, was er je gesehen hatte. Es waren auch keine Flugtiere wie seine Vettern, denn dort, wo sich eigentlich Schnäbel hätten befinden müssen, waren nur gierige, rasiermesserscharfe, merkwürdig gebogene Fänge zu erkennen.
So sehr er sich auch anstrengte, es gelang ihm nicht, sie abzuhängen, und sie holten mit entsetzlicher Mühelosigkeit auf. In der Hoffnung, sie vielleicht zwischen den Bäumen loszuwerden, tauchte er zwischen die Baumwipfel. Sie folgten ihm ebenso mühelos, und als er wieder aus dem Astwerk hervorschoß, gewannen sie weiter an Boden. Er ging auf Sturzflug, rollte ab und flog Haken, versuchte es mit jedem erdenklichen Manöver, das ihm einfiel, verschwand gelegentlich im Blattwerk, flog manchmal eine Kehrtwendung, um danach wieder emporzusteigen und den Himmel zu prüfen. Doch die Dämonen blieben dicht hinter ihm, verfolgten ihn unaufhaltsam, in finsterer Absicht. Für Pandro bedeuteten sie den Tod.
Einer von ihnen flog zu dicht an einem Riesentocorobaum vorbei, streifte ihn und prallte gegen die Rinde. Pandro, der im selben Augenblick zurückblickte, bemerkte erleichtert, daß das Wesen zerborsten im Spiralflug in die Tiefe hinabstürzte, um schließlich am Boden zu zerschellen. Also gab es noch Hoffnung. Seine Peiniger mochten zwar von dämonischem Wesen sein, doch waren sie weder unverwundbar noch unsterblich. Man konnte sie töten.
Sechs hatten ihn anfangs verfolgt, nun waren es nur noch fünf. Doch er konnte den Kampf nicht bei dieser Geschwindigkeit fortsetzen. All das Hinabtauchen und Hakenschlagen zwischen den Bäumen verzehrte seine Kräfte weitaus schneller, als dies beim reinen Fliegen der Fall gewesen wäre. Doch nachdem er schon versucht hatte, sie durch hohe Fluggeschwindigkeit abzuhängen, hatte er keine große Wahl mehr. Er mußte im Wald bleiben.
Einer seiner Verfolger kurvte um den Stamm eines Waldriesen herum, um sich plötzlich in den Klauen einer riesigen, fleischfressenden Flugechse wiederzufinden. Blut spritzte empor, als die beiden Kämpfenden dem Boden entgegentorkelten, unfähig, sich voneinander zu befreien. Die Echse war wie benommen von der Wildheit des weitaus kleineren Geschöpfs, das sie eingefangen hatte, während der Dämon sich seinerseits nicht aus den scharfen Krallen lösen konnte. Gemeinsam prallten sie unten auf.
Nur noch vier, dachte Pandro erregt. Das Herz schlug ihm heftig gegen das Brustgefieder, und seine Flügelmuskeln schmerzten. Einer der Dämonen war dicht über ihm, und er mußte die Schwingen anlegen und sich wie ein Stein in die Tiefe fallen lassen, in verzweifeltem Sturz auf die Erde, um sich im letzten Augenblick seitlich abzurollen. Doch trotz des Ausweichmanövers peitschten die gebogenen Krallen im Vorbeifliegen nach seinem linken Flügel, und seine schwarzen Federn stoben empor.
Während er zu den Wolken emporstieg, überprüfte er seine Verletzung. Es war zwar lediglich eine oberflächliche Wunde, aber er war nur knapp dem Unheil entgangen. Zu knapp. Und seine Angreifer wirkten noch ebenso frisch und kräftig wie am Anfang ihrer Attacke. Er mußte irgend etwas Drastisches unternehmen, und zwar bald. Denn auf Dauer konnte er ihnen nicht entkommen.
Ein zweites Mal legte er die Flügel eng an den Leib und ließ sich zu Boden fallen. Als hätten sie denselben Gedanken gehabt, folgten ihm die Dämonen mit ihrem Gebrüll in die Tiefe.
Wieder rollte er kurz vor dem Aufprall zur Seite ab, doch diesmal landete er hinter einem ausgesuchten Baum. Seine Verfolger teilten sich und jagten von zwei Seiten hinter ihm her. Der erste schoß über seinen Kopf hinweg, der zweite sauste rechts an ihm vorbei. Der dritte zielte sofort auf seine Gurgel und prallte gegen den Baum. Seine Zähne stoben nach allen Seiten davon, als der Schädel zerschmettert wurde. Der vierte wich ein Stück zurück, um sich die Sache noch einmal zu überlegen.
Pandro peitschte mit seinen Schwingen die Luft, als er gen Quasequa zurückflog. Er hoffte, daß sie ihn nicht bemerken würden. Er hatte vor, sie abzuhängen, um dann in einem weiten Boden wieder zurück nach Norden zu fliegen. Als er einen Blick
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