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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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weiß ich nicht, Meister. Ich bin noch nie dort gewesen. Ich kenne keinen in der Stadt, der schon einmal da war.«
    »Und in diese Richtung ist der Vogel geflogen, nachdem er Oplode verlassen hat?« Markus wandte nun seine volle Aufmerksamkeit seinem Spion zu. »Da bist du dir auch wirklich sicher?«
    »V-v-völlig sicher, Weiser! G-ganz gewiß! Er ist aus der N- Nachbarschaft d-des Hexers di-direkt d-davongeflogen. Ich bin ihm mit den Augen von d-den nahen Dächern gefolgt.«
    »Gut, aber wie können wir sicher sein, daß er sich auf einer Mission Oplodes befand?«
    Der Besucher trat näher, darum bemüht, sich bei dem Magier einzuschmeicheln. Seine Barthaare zitterten beim Sprechen.
    »Der Hexer Oplode hat einen jungen Gehilfen namens Flute. Ich ha-habe ihn ge-gesehen, wie er mit dem Raben sprach, bevor der nach Norden davonflog.« Markus nickte geistesabwesend, während er die polierte Intarsienarbeit aus Hartholz bewunderte, die den Tisch hinter ihm zierte. Gegen den Tisch lehnte ein Stuhl.
    Es fehlt noch etwas, dachte Markus. Ein Wasserspeier oder eine Dämonenfratze oder etwas Ähnliches, das oben auf den Stuhlrücken geschnitzt wird, damit die Augen der Besucher in die Höhe gelenkt werden. Und wenn der Tisch schon als Schreibtisch dienen sollte, mußte er auf einem Podest stehen. Er würde ein paar Zimmerleute holen lassen müssen, damit sie die gewünschten Änderungen durchführten.
    Dann bemerkte er seinen Spion, der hoffnungsfroh und stumm neben seinen Beinen stand. »Das war's?«
    »Das ist a-alles, W-Weiser.«
    Markus nickte und warf Prugg einen Blick zu. »Gib ihm ein Goldstück.«
    »Danke, Weiser!« Der Spion war derlei Großzügigkeit nicht gewöhnt, aber Markus hatte es schon immer für die beste Politik gehalten, seinen Helfern so viel zu zahlen wie möglich. Sonst arbeitete irgendwann nur noch der Abschaum für einen - bereit, einen sofort an den nächsthöheren Bieter zu verkaufen. Selbst wenn er für diese bestimmte Information augenblicklich zuviel zahlte, kaufte er sich damit doch gleichzeitig auf alle Zeiten einen wertvollen Diener.
    Der Mäuserich nahm die Münze entgegen, huschte schnell wieder von der drohenden, schweigenden Gestalt Pruggs davon und verließ den Raum des Magiers unter beachtlichen Verneigungen und Kratzfüßen.
    Als die Tür wieder geschlossen war, wandte sich Prugg an seinen Wohltäter. »Was wirst du jetzt tun, Meister?«
    »Was schlägst du vor?«
    Prugg strengte sich an. Das Denken verursachte ihm Kopfschmerzen. »Es gibt Vögel, die viel schneller fliegen können als Raben, Meister. Ich würde sie hinter ihm her schicken. Es wäre besser, kein Risiko einzugehen. Töte ihn.«
    »Er hat fast einen vollen Tag Vorsprung«, murmelte Markus.
    »Aber ich stimme deinem Vorschlag zu.« Prugg lächelte stolz.
    »Ich werde ihm Flieger hinterherschicken, ja. Aber ich werde sie nicht anheuern, sondern herbeizaubern, um unseren Auftrag zu erfüllen.«
    »Ja, Meister«, sagte Prugg bewundernd und sah erwartungsvoll zu, was der Magier als nächstes tun würde.
    Markus baute sich breitbeinig mitten im Raum auf. Dort war der Boden von allem Mobiliar und Zierat freigeräumt worden. Prugg seinerseits stellte sich seitlich auf, um besser sehen zu können. Er fand es erstaunlich, daß Markus keinen besonderen Raum für seine Hexerei benötigte. Er brauchte nur etwas freie Bodenfläche und genügend Armfreiheit.
    Wie immer, murmelte Markus auch diesmal leise seine Beschwörung. Nicht daß Prugg die Worte besser verstanden hätte als Oplode, aber Markus der Unvermeidliche ging keinerlei Risiken ein, was seine Berufsgeheimnisse anbelangte.
    Der Raum war spürbar dunkler geworden, und die Luft wurde sehr still. Prugg hätte mit Hilfe der Leuchtkugeln besser sehen können, doch Markus duldete nichts um sich, was Oplodes Werk war, so daß er statt dessen darauf bestanden hatte, die Beleuchtung durch schlichte Fackeln herzustellen.
    Dann erscholl ein leises Wimmern, ein fremdartiges, mißtönendes Geräusch, das langsam immer lauter wurde. Prugg strengte die Augen an, um mehr zu sehen. In der Raummitte vor Markus nahmen Gestalten feste Form an. Es war genau wie der Magier angekündigt hatte: Flieger, doch keine Flieger, wie Prugg sie auch nur vom Hörensagen gekannt hätte. Er ertappte sich dabei, wie er zurückwich. Sie waren zwar viel kleiner als er, doch häßlich und bedrohlich anzusehen.
    Markus jedoch schien von ihrem Aussehen entzückt zu sein. Sie tanzten und wirbelten um seinen Kopf,

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