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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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dabei helfen, das alte Böse in dieser neuen Welt zu verbreiten, wo diese Seuche aus meiner Welt doch gerade erst ausgemerzt worden ist?«
    »Weil ich dir, wenn du es nicht tust, den Kopf abbeißen und ihn wie einen Kürbis verschlucken werde.«
    Jon-Tom schob sich die Duar vor den Bauch. »Gegen derlei Logik läßt sich schlecht argumentieren.«
    »Aha, du wirst also vernünftig sein. Das ist gut. Wenn du auch weiterhin vernünftig bist, wirst du auch weiterleben. Und im übrigen solltest du stolz darauf sein, daß das Nest Verwendung für deine Dienste hat.«
    »Was genau willst du von mir?« Jon-Tom seufzte.
    Gyrnaught wies auf seine gefiederten Gefährten. »Die dort lassen sich nur schwer begeistern. Noch habe ich nicht alle von ihnen davon überzeugen können, daß sie dazu bestimmt sind, die Welt zu beherrschen, daß sie zur Herrenrasse gehören.«
    »Warum gehören sie dazu? Etwa weil sie Flügel besitzen, und wir anderen nicht?«
    »Natürlich. Es ist nur richtig, daß das Höhere über das Niedere herrscht. Ich werde dafür sorgen, daß alle Raubvögel dieser Welt sich um meine Standarte scharen.«
    »Es gibt nicht genug von euch. Ihr seid nur ein paar Arten unter vielen.«
    Gyrnaught wirkte recht selbstzufrieden. »Wir werden andere für unseren Dienst gewinnen, als Kanonenfutter. Sie werden stolz darauf sein, für uns sterben zu dürfen, wenn sie erst einmal begriffen haben, wie die neue Ordnung aussehen wird.«
    »Du hast auch nicht mehr Erfolgsaussichten als damals dein menschliches Gegenstück.«
    »Der war ein Narr und nur ein Mensch. Ich bin da sehr, sehr zuversichtlich.« Der Schnabel kam näher, doch Jon-Tom blieb stehen. Er hätte ohnehin nirgendwohin entweichen können.
    »Und nun wollen wir mal sehen, ob es stimmt, was du sagst. Singe, bewege die Herzen meiner Gefolgsleute, dann ist dir ein langes Leben beschieden.«
    Jon-Tom gehorchte, auch wenn es ihm innerlich sehr wehtat. Er rechtfertigte sich vor sich selbst, indem er sich sagte, daß er ja nur Zeit schinden wollte. Zeit, bis Mudge ihn von hier befreien würde. Dann würden sie sich etwas einfallen lassen, wie sie diese Seuche, die aus seiner eigenen Welt hier eingedrungen war, ausrotten konnten, bevor sie sich ausbreitete.
    Er sang sämtliche Märsche, die ihm einfielen. Die Raubvögel fühlten sich von der Musik angezogen und flogen tiefer, um ihr zu lauschen. Nach jedem martialischen Stück erhielt er kreischenden Applaus.
    Als schließlich Jon-Toms Lungen versagten, legte Gyrnaught einen freundlichen Flügel über ihn. Plötzlich kam sich Jon-Tom sehr schmutzig vor.
    »Wohlgespielt, Musiker! Leg deine primitiven moralischen Vorurteile aus der Anderwelt beiseite und schließ dich mir an. Ich weiß durchaus jenen zu danken, die ihr Leben mir verschreiben.«
    Jon-Tom hätte dem Adler gern ausführlich mitgeteilt, was er von ihm und seiner totalitären Philosophie hielt, doch war er vernünftig genug, um lediglich achselzuckend zu bemerken: »Vielleicht hast du nicht unrecht. Vielleicht funktioniert es ja in dieser Welt, wenn schon nicht in jener, die wir hinter uns gelassen haben.«
    »Eine solche Einstellung lobe ich mir!« Gyrnaught klopfte ihm auf den Rücken, was Jon-Tom beinahe zu Boden warf. »Die anderen sind zu schnell vorgeprescht und wurden dabei wahnsinnig. Aber ich bin nicht wahnsinnig und werde auch nichts überstürzen. Unser Fortschritt und unser Erfolg werden langsam, aber unaufhaltsam sein. Diesmal wird die Sache siegen.« Er blickte in die Runde.
    »Dort drüben ist eine kleine Höhle. Eine gute Bleibe für dich, es sei denn, du ziehst etwas Höhergelegenes vor.« Jon-Tom ließ seinen Blick die steilen Wände des Schachts emporschweifen.
    »Da käme ich niemals hinauf oder hinunter. Ich glaube, ich bleibe lieber etwas dichter am Boden.«
    »Armes, erdgebundenes Geschöpf! Aber weißt du, mit mir zusammen kannst du fliegen! Tatsächlich wirst du deinen Artgenossen überlegen sein, guter Sänger! Denk mal darüber nach!«
    Noch ein zermalmender Schlag auf den Rücken, dann schritt Gyrnaught davon, um mit seinen Untergebenen zu sprechen.
    Geschickt, dachte Jon-Tom. Charisma besitzt er bis in beide Flügelspitzen! Der Gestank des Gebeinhaufens stach Jon-Tom heftig in die Nase, ein Ebenbild ähnlicher, größerer Schlachthäuser aus der jüngeren Geschichte seiner eigenen Welt. Das konnte sich hier, durfte sich hier nicht wiederholen.
    Doch er mußte vorsichtig sein. Gyrnaught war kein Narr. Er würde sorgfältig auf alles

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