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Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Vorstellbaren sprengten.
    Wie ich später erfahren sollte, hatte ihr Zarin Sukers Martyrium nicht nur den Lebenswillen und einen beachtlichen Teil ihres Verstands geraubt; der Augenarzt hatte ihr auch die Fähigkeit genommen, die Welt auszublenden, indem er ihr die Augenlider entfernte, bevor er sie stundenlang vergewaltigte.
    »Sie kann nicht blinzeln«, sagte Scholle und tippte gegen den Bildschirm, auf dem Tamaras entstelltes Gesicht vor wenigen Sekunden wieder in der Dunkelheit verschwunden war. Zuvor hatte er mir erklärt, dass wir für die nächsten Stunden »ungestört« sein würden, da er die Nachtwache, die sonst auf diesem Flur postiert war, in die Pause geschickt hatte.
    »Ihr Name ist Tamara Schlier. Sie verträgt kein Licht, wie du eben an ihrem Schrei gehört hast. Deshalb sitzt sie Tag und Nacht in der Dunkelheit ihres Patientenzimmers und wird von den Ärzten über eine hochauflösende Überwachungskamera beobachtet.«
    Scholle hatte beim Reden das Licht im Flur wieder angemacht und drehte meinen Rollstuhl so zu sich, dass er mir mitleidig grinsend ins Gesicht sehen konnte.
    »Deswegen muss sie auch ununterbrochen eine Taucherbrille tragen, um Staub und andere Dreckpartikel abzuhalten. Kein schöner Anblick, was?« Er grinste wieder. »Aber wenn ich ehrlich bin, du siehst auch nicht sehr viel besser aus, Zorbach.«
    »Willschtduvonmir?«, nuschelte ich, unfähig, mich deutlicher zu artikulieren.
    »Ich stelle hier die Fragen, Kumpel.«
    Sein Blick blieb auf den Anziehsachen auf meinem Schoß haften.
    »Wie ich sehe, scheinst du noch genügend Kraft in dir zu haben, von hier abhauen zu wollen. Hätt ich dir gar nicht zugetraut, aber danke dafür, dass du mir in die Arme gelaufen bist. Erspart mir einen Weg, denn ich wollte dich gerade noch einmal besuchen kommen.«
    Er suchte meinen Blick.
    »Allein, ohne Stoya und deinen Dr. Roth.«
    Ich wollte verständnislos die Stirn runzeln, aber plötzlich flammten meine Kopfschmerzen derart stark auf, dass sich mein gesamter Körper verkrampfte.
    »Ach komm, Zorbach. Hör endlich auf, den unzurechnungsfähigen Spasti zu spielen. Die Rolle steht dir nicht.«
    Ich schüttelte den Kopf, was meine Schmerzen noch verschlimmerte.
    »Tu nicht so. Ich hab genau gemerkt, dass du uns vorhin auf deinem Zimmer etwas vorgemacht hast. Und anscheinend …«, er hob einen Stiefel an und ließ ihn wieder in meinen Schoß fallen, »… lag ich mal wieder goldrichtig mit meinem Verdacht. Wohin soll die Reise denn gehen?«
    »Weischnicht«, sagte ich wahrheitsgemäß, und ein Teil meines Verstands fragte sich, was diese merkwürdige Unterredung zu bedeuten hatte. Bei unserem letzten Zusammentreffen hatte Scholle versucht, meinen Kopf auf eine glühende Herdplatte zu drücken, weil er glaubte, ich wäre der Augensammler.
    »Was hat Alina dir gesteckt, dass du mitten in der Nacht türmen willst?«
    Die Schmerzen waren jetzt so stark, dass ich die Augen schließen musste.
    »Spar dir die Faxen«, protestierte Scholle. »Ich bin mir sicher, dass viel mehr von meinen Worten in deinem Schädel ankommt, als du zugeben willst. Also hör mir jetzt mal ganz genau zu. Ich weiß, du denkst, ich bin ein Arschloch. Aber auch wenn es so aussieht, diesmal bin ich nicht zurückgekommen, um dich zu schikanieren. Ich bin Polizist.«
    Ich kniff die Augen zusammen.
    »Das heißt, mein Job ist es, die Bösen zu fangen. Ja, ich gebe es zu, nicht jedem gefällt die Wahl meiner Mittel. Aber für mich zählt nur das Ergebnis. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann einem Unschuldigen das Leben retten, dann prügele ich einem Verdächtigen auch mal die Scheiße aus dem Leib …«
    Oder du verbrühst ihm das Gesicht.
    »… auch auf die Gefahr hin, dass er unschuldig ist«, bestätigte er meinen unausgesprochenen Gedanken. »Ein blauer Fleck verheilt. Aber das hier …«, er patschte mit der fleischigen Hand auf den Überwachungsbildschirm neben uns, »… diese Wunden der Frau da werden niemals wieder gut.«
    Erst jetzt registrierte ich die Fernbedienung in seiner Hand, mit der er die Auflösung des Bildschirms veränderte. Das Bild auf dem Monitor bekam mehr Kontrast, und ich konnte Tamara erkennen, wie sie, den Rücken zur Kamera gewandt, vor der Wand am Kopfende ihres Zimmers stand.
    »Tamara Schlier kann ihre Tränenflüssigkeit nicht auf der Pupille verteilen, Zorbach. Weißt du, was das bedeutet?«
    Ich musste reflexartig blinzeln.
    »Alle zwei Stunden kommt ein Pfleger und muss ihre Augen tropfen.

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