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Der Augenjäger / Psychothriller

Der Augenjäger / Psychothriller

Titel: Der Augenjäger / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Sag mir, ob es bei dir irgendetwas in der Nähe gibt, wo ich mich abstoßen kann.«
    »Nein. Nichts. Der Tisch zwischen uns, der ist beweglich. Die Plane vielleicht, wenn du die abreißt. Aber die ist zu weit weg, da kommst du nicht ran.«
    Also gut,
dachte Alina. Damit hatte sie gerechnet. So viel Glück auf einmal wäre ja auch unnatürlich gewesen.
    Bleibt nur noch Plan B.
    »Nicola?«
    »Ja.«
    »Hör mir jetzt gut zu, es tut mir leid, aber es geht nicht anders. Wenn ich uns hier rausholen will, kann es sein, dass ich dir gleich ein bisschen weh tun muss.«
    »Was?« Nicola strampelte nervös auf ihrer Liege. »Scheiße, was zum Teufel hast du vor?«

49. Kapitel
    Alexander Zorbach
    I ris, oder wie immer sie sich heute nennt, ist eine Sadistin, wie sie im Buche steht.« Während Tamara redete, tat sie etwas, was ich am liebsten verhindert hätte, obwohl es mir natürlich nicht zustand. Sie zog sich ihre Taucherbrille vom Kopf. Es gab ein schmatzendes Geräusch, dann löste sich die Gummidichtung von ihrer Haut, und tiefe Einkerbungen unter ihren Augen und auf der Stirn wurden sichtbar.
    »Iris ist die perfekte Schauspielerin.«
    Auf dem Nachttisch stand eine kleine Flasche mit Augentropfen, die Tamara jetzt öffnete. »Ein Chamäleon, Sie würden sie nicht erkennen, selbst wenn sie direkt vor Ihnen stünde. Ich selbst habe ja immer nur ihre Stimme gehört, weil unsere Käfige so weit auseinander waren. Und trotzdem glaubte ich, eine intensive emotionale Nähe zwischen uns zu spüren. Aber denken Sie, mir wäre aufgefallen, dass die Person, mit der ich mich in den Schlaf weinte, das gleiche Monstrum war, das mir jeden Mittag maskiert mein Essen brachte?«
    Tamara legte den Kopf in den Nacken und tropfte sich mit einer Pipette zwei Tropfen der Lösung in jedes Auge. Als sie damit fertig war, sah sie aus, als weinte sie Blut.
    »Oh, Iris war so verdammt geschickt«, fuhr sie fort. »Sie tat nicht nur so, als leide sie unter den Verletzungen, die Suker ihr angeblich zugefügt hatte. Es gelang ihr sogar, mir ein Gefühl der Mitschuld zu geben. Ich fühlte mich elend, weil der Kelch an mir vorübergegangen war und jemand anders an meiner Stelle Schmerzen aushalten musste.«
    Tamara fröstelte, und ich griff nach ihren Händen. Ihre Finger waren kalt und zitterten, sie zog sie aber nicht zurück, als ich sie drückte.
    »Iris ging so geschickt vor, und ich war nur eine einfältige Kuh. Es war ja nicht so, als hätte sie um Mitleid gebuhlt. Eher im Gegenteil. Sie beschimpfte mich, war verzweifelt und tat so, als hätte sie sich selbst schon aufgegeben. Erst dadurch weckte sie den Beschützerinstinkt in mir.«
    »Mit welchem Ziel?«
    »Um Suker wütend zu machen. Jedenfalls ist das die einzige Erklärung, die ich habe. Vielleicht ist Iris aber einfach nur wahnsinnig und durch und durch böse? Wer weiß? Ich glaube, sie legt es darauf an, ihre Opfer zu manipulieren, damit die etwas tun, was Suker so in Rage bringt, dass seine Vergewaltigung noch grausamer ausfällt.«
    »Und wozu hat Iris Sie verleitet?«, fragte ich und fürchtete mich im gleichen Atemzug vor ihrer Antwort.
    Tamara atmete schwer. »Oh, zu vielen Dingen. Anfangs planten wir den gemeinsamen Selbstmord. Wir wollten uns beide vergiften, um der Hölle zu entkommen. Sie zeigte mir, wie ich die Schlaftabletten, die ich täglich einnehmen sollte, unter der Zunge sammeln konnte, bis ich einen ausreichenden Vorrat hatte. Aber dann tat sie plötzlich wieder so, als gäbe es doch noch Hoffnung. Sie zeigte mir, wie sich mein Käfig von innen öffnen ließ, wenn man die Bodenplatte hob. Das hatte sie natürlich selbst so arrangiert, und als ich die Flucht dann wagte, lief ich Suker in die Arme.«
    Ich massierte ihr weiter die Hände und wunderte mich, dass ihre Finger trotz meiner Berührungen nicht wärmer werden wollten.
    »Und jetzt haben Sie immer noch Angst vor Iris?«
    »Nein. Julians Tagebuchseite wäre meine Freikarte in die Freiheit gewesen. Sobald ich den Zettel übergeben hätte, hätte Iris mich in Ruhe gelassen. Keine Ahnung, weshalb ihr das so wichtig war, aber so sind die Regeln. Und jetzt haben Sie ihn nicht dabei, und ich kann ihn nicht vorzeigen, und deshalb ist jetzt alles vorbei.«
    Sie gähnte.
    »Ich verstehe, dass Sie müde sind. Nur noch eine letzte Frage: Wie ist Iris hier reingekommen? Schwanenwerder ist eine bewachte Festung. Wie konnte sie Ihnen das Bild meines Sohnes bringen und mit Ihnen diese Vereinbarung treffen?«
    »Oh, Iris kommt

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