Der Ausflug
auf Teufel komm raus auf mich hätte aufmerksam machen wollen, als ich ihn im Schuppen hörte, läge ich jetzt nicht hier. Wer warf sich denn von einem Bett auf den Boden, wenn er keinerlei Möglichkeit hatte, den Fall abzufangen!
Die Warterei begann ihr jetzt ernstlich zuzusetzen. Ihre Adern pochten, ihr war warm, sie wollte saubere, kühle, frisch gebügelte Laken. Abrupt nahm sie die Fernbedienung von dem trostlosen Nachttisch und schaltete den Fernseher über ihrem Bett an. Doch wenn sie die Kopfhörer aufsetzte, würde sie das Telefon nicht hören. Eine Weile schaute sie auf Bilder, die ohne Ton samt und sonders nichtssagend waren.
Gottlob, das Telefon. Reflexartig ordnete sie ihr Haar, richtete sich etwas in den Kissen auf und nahm ab.
»Kann ich Gwen mal eben haben?«, fragte Bobbie. Sie sprach mit derart jagendem Atem, dass es in der Muschel puffte.
»O Bob, du bist es. Gwen ist nicht hier.«
»Ist sie schon auf dem Weg nach Hause?«
»Das wird sie wohl.«
»Dann ist ja gut«, sagte Bobbie darauf in einem Ton, als wolle sie gleich wieder auflegen.
»Alles in Ordnung bei euch?«
»Nein, Babette hat Krämpfe, und Timo ist beim Steuerberater.Ich bin ganz auf mich allein gestellt, Beatrijs. Und ich weiß nicht, ob ich das hinkriege.«
Sie sah Bobbies Mondgesicht mit der beunruhigt gefurchten Stirn vor sich. Sowie Babette einen Pieps machte, waren alle in heller Aufregung. Mit Argusaugen wurde über sie gewacht. »Warum rufst du nicht kurz den Hausarzt an und fragst ihn um Rat?«
»Weißt du, was der Heini gesagt hat? Leg mal ’ne Wärmflasche drauf! Tolle Idee! Babette braucht ein Schmerzmittel, meinst du nicht auch? Sie weint in einem fort, mit Wärmflasche und allem. Eine Schande ist das, finde ich.«
Sie dachte schnell nach. Nie das Schlimmste ausschließen. Womöglich war es eine akute Blinddarmentzündung. Sie hatten Babette doch nicht, gleichsam wie ein Göttergeschenk, zurückbekommen, um sie nun wieder verlieren zu müssen. »Hast du die Nummer von Timos Steuerberater?«
»Aber den kann ich doch jetzt nicht anrufen! Timo ist dort, um unseren, unseren Konkrott, oder wie das heißt, zu regeln. Wir sind nämlich dabei, konkrott zu gehen. Wenn ich da störe, verderb ich vielleicht alles.«
Warum hatte Gwen ihr nicht erzählt, wie groß die Not geworden war? Da lag man ein, zwei Monate im Bett, und keiner nahm einen mehr für voll! Wer weiß, was ihr noch alles verschwiegen wurde. Um sie zu schonen natürlich, um ihr unnötige Grübeleien zu ersparen, aber dennoch. »Hör mal, Bobbie, Babettes Gesundheit ist wichtiger als Geldangelegenheiten. Das findet Timo auch. Ruf ihn also ruhig an. Wenn er murrt, sagst du einfach, ich hätte darauf bestanden.«
»Na, wenn das so ist.« Es klang, als verspreche sie sich nicht viel davon.
»Komm schon, er wird dir nur dankbar dafür sein. Er wird sagen: Ha, unsere Bobbie, die weiß doch immer, worauf es ankommt.Ist doch so! Wenn du mich damals nicht im Häuschen gefunden hättest...«
»Ja, jemanden finden , das ist keine Kunst.«
»Na, ich halte das schon für eine besondere Begabung.«
»Ich nicht«, sagte Bobbie. »Es gibt Sucher, und es gibt Finder. Aber wenn du darauf bestehst, ruf ich den Mann an.« Und damit beendete sie auch sofort das Gespräch.
Beatrijs legte ebenfalls auf, fast ein wenig verdattert, dass sie so tatkräftig agiert hatte. Ja, sie würde Bobbie sogar in zehn Minuten wieder anrufen, um zu hören, wie es ausgegangen war. Und wenn sich dann herausstellte, dass Bobbie nicht den Mut aufgebracht hatte, würde sie die Nummer von diesem Steuerberater aus ihr herausquetschen und selbst anrufen.
Auf dem Nachttisch klingelte erneut das Telefon.
»Hallo, Göttin«, sagte Leander. »Wie...«
»Da ist etwas mit Babette.«
Es war einen Moment still. Dann sagte er. »Es ist nichts.« »Bist du dir sicher?«
»Glaub mir, bis Gwen zu Hause ist, ist alles vorüber.«
Sie atmete auf und fühlte sogleich, wie ihr Herz überfloss vor Liebe und Stolz. Dank ihm herrschte rundum Klarheit, Sicherheit und Geborgenheit. »Ach, Gott sei Dank! Aber ist es bei euch heute so spät geworden, dass Gwen jetzt noch unterwegs ist? Da bist du bestimmt müde.«
»In der Tat, deshalb würde ich es auch gerne kurz machen.«
»Gut. Aber hör mal, wusstest du, dass bei Gwen und Timo ein Konkurs droht? Wir müssen ihnen natürlich helfen. Was haben wir von all meinem Geld auf der Bank, wenn sie am Rande des Abgrunds stehen?«
»Immer mit der Ruhe, mein
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