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Der Ausloeser

Der Ausloeser

Titel: Der Ausloeser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sakey
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hatte. Jetzt, in diesem einen Moment, war Scott nur ein Mann, der seine Tochter liebte wie ein Vater. »Du wirst gut auf sie aufpassen, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Scott mit feierlichem Tonfall und festem Blick. »Ich schwöre es.«
    Alex sah seiner Tochter in die Augen. »Ich muss jetzt gehen, Liebling. Ich wollte dir nur noch einmal sagen, wie sehr ich dich liebe.«
    »Wo musst du denn hin?«
    »Ich muss was erledigen. Was Wichtiges.«
    »Wichtiger als ich?«
    »Nein. Du bist wichtiger als alles andere.« Er strich ihr über die Wange. »Das Wichtigste der Welt.«
    Schnell stand er auf, bevor er es sich doch noch anders überlegen konnte, und ging die zehn Schritte bis zum Wagen, die schwersten Schritte seines Lebens. Hinter sich hörte er ihre Stimme: »Bitte, bleib da.« Endlich konnte er die Autotür aufreißen und einsteigen. Den Motor anlassen, den Rückwärtsgang einlegen, und nichts wie weg hier.
    Ich tue es für dich, Liebling. Nur für dich.
    Am Ende der Straße bremste er und warf einen Blick in den Rückspiegel. Da waren sie, alle drei: Cassie, die ihm gebannt nachschaute, dahinter Trish, mit den Händen auf den Schultern ihrer Tochter, daneben Scott in aufrechter Haltung. Eine Familie. Sie sahen aus, als hätten sie eine echte Chance, glücklich zu sein.
    Alex musste sicherstellen, dass ihnen diese Chance nicht genommen wurde. Während er um die Ecke lenkte, tastete er nach dem Handy.

32
    ZU DRITT STANDEN SIE IM STRÖMENDEN REGEN UND STARRTEN IN DEN LEEREN KOFFERRAUM. Mitch hätte ihn am liebsten geschlossen und gleich wieder geöffnet, als könnte er die Tasche dadurch wieder herbeizaubern.
    »Victor?«, fragte Ian nach einer Weile.
    Jenn schüttelte den Kopf. »Er hat keine Ahnung, wo das Zeug ist. War.«
    »Stimmt«, meinte Mitch mit tonloser Stimme. »Außer uns wusste niemand davon.«
    Und was hat das zu bedeuten? Denk nach!
    Einerseits war er erleichtert. Das Zeug war weg, sie konnten es nicht ändern. Warum sollten sie sich jetzt noch stellen? Sie hatten die richtige, moralisch korrekte Entscheidung getroffen, aber der Zufall war ihnen in die Quere gekommen. Noch mal Glück gehabt.
    Andererseits reichte ein einziger Tropfen Sarin, um einen Menschen umzubringen. Und sie hatten eine ganze Gallone davon im Kofferraum versteckt, statt zur Polizei zu gehen oder das FBI zu informieren. Jetzt waren die Flaschen verschwunden. Wie viele Menschen würden dafür bezahlen?
    »O Gott.« Jenn legte sich die Hand vor den Mund. »Verdammt.«
    »Ja. Wir sitzen in der Scheiße.«
    »Nein, ich meine …« Sie blickte ihn an. Ihr Gesicht war blass geworden. »Es ist mir einfach so rausgerutscht.«
    »Was?«
    »Ich hatte nicht die Absicht, ihm davon zu erzählen, aber heute Nachmittag stand er plötzlich vor der Tür, um sich zu entschuldigen, und als wir geredet haben … ist es mir einfach so rausgerutscht. Dass das Zeug im Kofferraum ist.«
    Mitch sah ihr in die Augen. »Wer stand plötzlich vor der Tür? Wem hast du es gesagt?« Doch tief in seinem Innern kannte er längst die Antwort.
    »Alex.«
    Es ging steil bergab.
    Das heißt, überlegte Ian, als sie wieder in Jenns Küche saßen, genau genommen war es nie wirklich   bergauf   gegangen. Bei Licht betrachtet waren sie von Anfang an ziemlich in der Scheiße gesessen.
    Er zupfte sich das durchnässte Sakko vom Oberkörper.   Okay. Es sieht nicht gut aus. Gar nicht gut. Also was tun?
    Es gab nur einen Weg – seine übliche Strategie, wenn es eng wurde: Er musste das Ganze als Spiel betrachten.
    Nicht als Glücksspiel, auch nicht als politisches Planspiel, sondern eher als taktisches Problem. Als wäre es eines dieser Strategiespiele, mit denen er sich im College die Zeit vertrieben hatte: Stärken und Schwächen ausbalancieren, ein klares Ziel definieren, die nötigen Schritte einleiten.   Und bloß nicht an die Telefonnummer denken, die du im Kopf hast. Bloß nicht daran denken, dass du nur eine Nummer wählen und kurz beim Geldautomaten vorbeischauen musst, um all die Angst, all die Zweifel hinter dir zu lassen.   Er schaute auf die Uhr: Gerade   mal Mitternacht. Schon in einer halben Stunde könnte er stolzer Besitzer eines hübschen Tütchens Kokain sein.
    Nein. Konzentrier dich auf das Spiel.
    Also gut. Nur die Ruhe. Fangen wir mit den Stärken an.
    »Er hat es sich einfach geholt.« Jenn wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger wie eine Telefonschnur. »Ich kann es nicht fassen.«
    »Ich schon«, meinte Mitch.
    »Ich weiß, du kannst ihn

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