Der Ausloeser
nach Hause, steckte ihren Anteil vom Geld in die Tasche und marschierte damit zur Bank. Der höfliche, aber ziemlich gelangweilte stellvertretende Filialleiter erläuterte ihr die nötigen Formulare und führte sie ins Hinterzimmer, wo er ihr einen Schlüssel aushändigte und einen weiteren Schlüssel von seinem eigenen Schlüsselbund fummelte. Beide Schlüssel waren nötig, um das Schließfach zu öffnen.
Er hielt ihr den schuhschachtelgroßen Kasten hin und deutete auf eine kleine, durch einen Vorhang abgetrennte Nische. »Dort drüben sind Sie ungestört. Wenn Sie fertig sind, schieben Sie die Kassette einfach in die Öffnung, sperren ab und fertig.«
Jenn bedankte sich freundlich und wartete, bis er endgültig abgezogen war, ehe sie die Kassette auf den kleinen Schreibtisch stellte, in der Tasche kramte und die Ziploc-Tüte mit dem Geld herauszog. Ja, es war die richtige Entscheidung, das Zeug zu verstecken. Endlich hatte sie das Gefühl, einen Schritt voranzukommen, einen Punkt auf ihrer To-do-Liste abzuhaken. Und ihre gute Stimmung hielt sich bis zum späten Nachmittag – bis Mitch anrief, um sie an ihr abendliches Treffen im Rossi’s zu erinnern.
Ob sie wollten oder nicht, der Donnerstagabend-Kneipen-Club musste die nächste Sitzung abhalten.
Als das Handy klingelte, lag Bennett auf dem Bett – auf dem Rücken, lang ausgestreckt, mit auf der Brust verschränkten Händen. Sein Kopf hing seitlich von der Kante. Oben war unten, unten war oben. Das Telefon vibrierte leise, wie das ferne Beben einer Unterwasserbombe. Nach einem Blick aufs Display nahm er ab. »Johnny Love, Johnny Love.«
»Ja, hey, Benn…«
»Spar dir meinen Namen.«
»Warum?«
»Weil du auf meinem Mobiltelefon anrufst.«
»Aber du hast meinen Namen doch auch …«
»Ich hab gestern mit unserem gemeinsamen Freund geplaudert.«
»Ja, davon …« Johnny schien ein wenig außer Atem zu sein. Oder war er nur nervös? »Davon hab ich gehört. Ich weiß nicht, was er dir erzählt hat, aber du solltest wissen, dass ich immer an dich geglaubt habe, Kleiner. Ehrlich!«
»Aber Johnny. Als hätte ich jemals etwas Gegenteiliges behauptet!«
»Okay, da bin ich froh.«
»Aber wenn du mich schon darauf ansprichst, ja, ich überlege durchaus, ob ich dir nicht die Lunge rausreißen sollte, du fettes Arschloch.«
»Was? Hey, nein, das ist …«
»War ein Scherz. Soweit ich weiß, hat er ziemlich hartnäckig nachgefragt.«
»Ja, aber, na ja, du weißt doch, ich würde dich nie ans Messer liefern. Ich hab ihm nur gesagt, dass du in der Sache mit drinhängst, das ist alles.«
»Du hast ihm also nicht nahegelegt, dass ich euch beide abgezockt haben könnte?«
»Äh …« Eine Pause. »Okay, was erwartest du von mir? Der Typ wollte mich aus dem zehnten Stock werfen!«
»Ich muss sagen, der Mann wird mir immer sympathischer. Egal. Was hast du auf dem Herzen, Johnny?«
»Du weißt doch, ich lasse mich die Sache ziemlich viel kosten. Die ganze Stadt weiß von dem Überfall, und dass ich bereit bin, für jeden Hinweis gutes Geld zu zahlen. Und Vic… Also unser gemeinsamer Freund meinte, ich soll mich bei dir melden, wenn ich was habe.«
»Also hast du was?«
»Ja. Da ist so ein jüdischer Buchmacher … Das heißt, er hat auch noch ein Privatcasino und ein paar Mädchen am Start. Katz.«
»Schon mal gehört.«
»Ja, und wie’s aussieht, schuldet ihm irgend so ein Typ, mehr so’n Yuppie, gut dreißig Riesen. Katz wollte ihn schon beseitigen lassen, aber plötzlich meinte der Typ, er hätte da was am Laufen, er und seine Freunde würden wen überfallen, und in ein paar Tagen hätte er sein Geld. Um es kurz zu machen: Gestern kommt der Yuppie plötzlich mit dreißig Riesen reinspaziert. In bar.«
Bennett richtete sich auf. Das Blut sackte aus dem Kopf in den Körper, ihm wurde leicht schwindlig. »Hatte dieser Katz auch einen Namen für dich?«, fragte er, ohne die Augen zu öffnen.
»Ja. Hast du was zum Schreiben? Der Typ heißt Ian Verdon, V-E-R-D-O-N. Die Adresse hat er mir nicht gegeben, aber …«
»Ich finde ihn.«
»In Ordnung. Sollen wir uns da treffen?«
»Nein. Du tust erst mal überhaupt nichts. Du behältst den Namen für dich, du schickst niemanden vorbei, du erzählst niemandem von irgendwas. Du hältst einfach die Klappe. Klar?«
»Ja, klar. Kein Problem, Kleiner, wie du meinst.« Johnny zögerte. »Aber sag dem Boss, dass ich mein Versprechen gehalten habe, okay?«
»Selbstverständlich. Übrigens, Johnny … Wenn das alles
Weitere Kostenlose Bücher