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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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waren sie sicher, dass sie auch dieses Geheimnis für sich behalten würde.«
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    »Was denn noch für Geheimnisse?«
    Jonathan zuckte mit den Schultern. »Die Vergewaltigung? Der Grund für die Prügelei?«
    »Warum haben die Eltern sie dann am Mittwoch
    nicht auch in die Schule geschickt?«
    »Nun, es hatte sich etwas verändert. Das blutverschmierte Fenster war ein Geheimnis zu viel, und sie bekam einen Panikanfall.«
    »Wenn’s stimmt«, entgegnete George skeptisch.
    »So leicht wie Andrew lasse ich mich nicht einwi-ckeln.«
    »Sie ist sehr raffiniert.«
    »Ach, du meine Güte.« George seufzte. »Sagen Sie mir jetzt bitte nicht, dass Andrew sich in sie vergafft hat.«
    »Kann gut sein«, meinte Jonathan. »Er ist sehr empfänglich für weibliche Reize – wie alle kleinen Männer. Aber ich meinte raffiniert in einem anderen Sinn. Sie hat ihm erzählt, Howard wäre der Täter gewesen, aber in Wirklichkeit hat sie ihn auf ihren Vater und Roy Trent angespitzt.«
    Rachel zupfte nervös an ihren Haaren. »Das ist nicht leicht«, sagte sie. »Ich kenne Robert, meinen Schwiegervater, seit einer Ewigkeit und hätte nie gedacht … Mein Mann sagt jetzt, dass er seine Töchter nicht in seiner Nähe wissen will. Er macht sich sogar Gedanken, ob sein Vater sich nicht an den Mädchen vergriffen hat, als sie noch 556

    klein waren. Ich sag ihm immer wieder, dass das ganz unmöglich ist, sie haben nie bei seinen Eltern übernachtet, und tagsüber war immer seine Mutter da. Aber wenn ich mich jetzt zurückerinnere, ist es schon seltsam. Immer war mein Mann derjenige, der darauf bestanden hat, dass die Mädchen zum Schlafen nach Hause kommen … ich habe darüber eigentlich nie nachgedacht – bis heute. Neulich habe ich ihn gefragt, ob das hier alles der Grund ist …« – mit einer vagen Geste zeigte sie zur E-Mail ihres Schwiegervaters –, »und er sagte, nein, das hätte er vergessen gehabt. Für ihn sei nur wichtig gewesen, die Kinder bei mir aufgehoben zu wissen, wenn er nachts arbeiten musste. Er hat immer geglaubt, es sei ihm so wichtig, weil er fürchtete, es könnte ein Brand ausbrechen – jetzt glaubt er, dass diese unterdrückten Erinnerungen wie eine Art Instinkt wirkten. Ist das nicht verrückt?«
    Sie erwartete keine Antwort, sie sah Sasha nicht einmal an, sondern starrte entschlossen zum Teppich hinunter. »Der Haken ist, dass es nichts Greifbares gibt. Mein Mann hat nie etwas gesehen –
    er erinnert sich nur an Gehörtes, an Bemerkungen, die Louise gemacht hat … sie war zum Beispiel wütend, dass ihre Mutter putzen ging, weil deshalb ihr Vater sich morgens um sie kümmern und dafür sorgen musste, dass sie rechtzeitig zur Schule kamen. Eileen, meine Schwiegermutter, hat morgens von sechs bis zehn in einer Firma geputzt. Die 557

    Kinder durften weiterschlafen, bis Robert gegen sieben von der Nachtschicht nach Hause kam. Billy ist nie vor acht geweckt worden, da war Louise immer schon auf, ihr Vater hat mit ihr zusammen gefrühstückt, und dabei ging es immer lustig zu.
    Mit Billy ist er ganz anders umgegangen – dem hat er sein Essen auf den Tisch geknallt und gesagt, er soll sich gefälligst beeilen.« Sie hielt einen Moment inne. »Man könnte wahrscheinlich sagen, dass das so eine typische Vater-Tochter-Geschichte war
    – Gegensätze ziehen sich an und dergleichen –, aber manchmal ist Billy früher aufgewacht, und dann hat er seinen Vater in Louises Zimmer mit ihr reden hören. Als er noch klein war, hat ihn das eifersüchtig gemacht, weil sein Vater sich für ihn nie Zeit genommen hat, aber jetzt …« Sie schwieg voll Unbehagen.
    Sasha beobachtete sie einen Moment. »Das beweist nicht, dass es da einen sexuellen Missbrauch gegeben hat, Rachel. Es kann, wie Sie selbst schon sagten, eine typische Vater-Tochter-Geschichte gewesen sein.«
    Rachel seufzte. »Ich weiß. Das ist es ja, was meinen Mann umtreibt.« Sie schob die Hände in ihrem Schoß ineinander. »Deswegen sucht er ständig im Internet herum. Es gibt noch anderes, leider genauso vage – aber keinen einzigen handfesten Beweis. Nur wenn man alles zusammen betrachtet, erscheint es verdächtig.«
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    »Erzählen Sie.«
    Billy kam mit dem Teetablett ins Zimmer zurück, während Rachel sprach, und setzte sich, ohne sie zu unterbrechen. Er schien erleichtert, dass sie die Initiative ergriffen hatte, und begann nach einiger Zeit, von sich aus Erinnerungen beizusteuern.
    Sasha, die ihn die ganze Zeit beobachtete, konnte deutlich erkennen,

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