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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Frau –, Cill vorzog.«
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    In den hellen Augen spiegelte sich so viel Hass, dass Sasha vorsichtshalber nach vorn, zur Sitz-kante ihres Sessels, rutschte. Theoretisch hatte sie nichts zu fürchten, sie war größer, kräftiger und jünger, aber sie wusste nicht, wie verrückt Louise war, und sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie es um ihre Chancen stand, sollte die Frau den schweren Glasaschenbecher als Waffe benutzen.
    »Es tut mir Leid, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin«, sagte sie und bückte sich, um den Block wieder in die Aktentasche zu schieben. »Das war eine taktlose Bemerkung, und ich entschuldige mich dafür.«
    Louise beobachtete sie argwöhnisch. »Was tun Sie da?«, fragte sie scharf.
    »Ich habe Sie lange genug aufgehalten.«
    »Sie sind noch nicht fertig«, fuhr sie Sasha an.
    »Wollen Sie nicht wissen, wie mein Vater reagiert hat, als er hörte, dass ich der Polizei von Cills Vergewaltigung erzählt hatte?«
    Diesmal war es kein Theater, als Sasha sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Es war zu viel 634

    Spannung im Raum, und ihr fehlte die Erfahrung, um zu wissen, wie sie damit umgehen sollte. »Aber ja. Wenn Sie es mir gern erzählen wollen.«
    »Wie immer. Er sagte, sobald meine Mutter aus dem Haus sei, würde er sich mich vornehmen.«
    »Und hat er’s getan?«
    Die Zigarette in Louises Fingern zitterte heftig.
    »Er hat meine Mutter und meinen Bruder zum Einkaufen geschickt, und dann hat er’s mir vor dem laufenden Fernseher von hinten gegeben. Ich weiß sogar noch, was lief – Grandstand , und es wurde gerade ein Pferderennen gezeigt. Ich hasse diese beschissenen Biester, und hier, in diesem Haus, sind sie auf jedem Bildschirm.« Sie lachte hart und bitter. »Sie reden dauernd von Cills Vergewaltigung.
    Was ist denn mit mir, hm?«
    »Gehen Sie« , erklang die Stimme ihres Chefs in Sashas Ohr. »Trevor beobachtet sie … sagt, sie wird jeden Moment ausrasten.«
    Es stimmte. Wut flammte in den Augen der Frau auf wie ein vom Wind angefachtes Feuer. »Na, warum sagen Sie denn nichts? Können Sie sich vorstellen, was für einen Schaden ein ausgewachsener Mann bei so einem dünnen kleinen Mädchen an-richtet, wenn er so was tut? Was glauben Sie, warum ich keine Kinder habe?«
    Sasha griff sich mit zitternder Hand an den Mund. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Damit bin ich überfordert, Mrs. Fletcher. Sie sollten sich 635

    an einen Anwalt wenden oder an jemanden, der auf dem Gebiet des Kindesmissbrauchs arbeitet.«
    Louises Hohn war grenzenlos. »Wie oft sind Sie in den Arsch gefickt worden, Kleine? Haben Sie überhaupt schon mal gevögelt? Vielleicht wenden Sie sich ja jedes Mal gleich an einen Anwalt, wenn ein Mann Sie anschaut, damit Ihrem kleinen fetten Arsch ja nichts passiert. Cill ist vielleicht von drei dummen Jungs gevögelt worden – aber von hinten hat sie’s nie gekriegt. Ich wollte, sie hätte. Dann wär mir vielleicht einiges erspart geblieben.«
    »Gehen Sie auf sie ein …«
    »Es tut mir wirklich Leid«, sagte Sasha, die sich der Situation nicht mehr gewachsen fühlte. »Haben Sie mal daran gedacht, Ihren Vater anzuzeigen?
    Für solche Fälle gibt es keine Verjährung … und ich bin sicher, Ihr Bruder würde Sie unterstützen.
    Er hat uns gegenüber als Erster angedeutet, dass Ihr Vater Sie missbraucht haben könnte.«
    Louise starrte sie an. »Mein Vater hat Micky und mir ein kleines Vermögen bezahlt, damit wir die Klappe halten.«
    »Worüber?«
    »Micky hatte ein Messer – er hat gesagt, er würde meinem Vater den Schwanz abschneiden, wenn er nicht dafür zahlt, was er getan hat.« Sie schwieg, den Blick in irgendeinen finsteren Zeittunnel gerichtet. »Der hatte vielleicht Schiss – er konnte mich gar nicht anschauen, ohne zu zittern. Ich hab 636

    ihn an Cill erinnert. Das macht einen ganz schön high, wenn man so eine Reaktion herausfordert.«
    Sasha achtete nicht auf die Stimme ihres Chefs in ihrer Audio-Brille. Statt auf der Stelle zu gehen, wie er befahl, fragte sie: »Hat er Cill getötet, Mrs. Fletcher? Ihr Bruder sagt, Sie wüssten, was ihr zugestoßen ist.«
    Es kam wieder etwas Leben in Louise. »Howard
    war’s«, sagte sie automatisch.
    »Hat Roy Trent Ihnen befohlen, das zu sagen?«
    Louise verzog den Mund zu einem zynischen Lächeln. Einen Moment lang sah es aus, als wollte sie die Frage bejahen.
    »Sei nicht blöd, Lou«, sagte von der Tür her ein Mann. »Es ist nichts passiert, außer dass dein Stolz ein paar Kratzer

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