Der Automatische Detektiv
Zeichnung mit dem halbgeschmolzenen Bananenmagneten, den ich aus meiner Wohnung geborgen hatte, an den Kühlschrank. Ich hoffte, der Magnet würde Jung nicht beleidigen. Er fühlte sich mit seinen Menschenaffen-Wurzeln nicht so wohl, wie er gerne vorgab und konnte manchmal ein bisschen empfindlich sein.
»Wo ist dein Fernseher, Jung?«
»Hab keinen.«
Ich seufzte. Zwar tat ich das ein bisschen zu oft für meinen Geschmack, aber es würde eine Weile dauern, bis sich das Gefühl in meiner Persönlichkeitsmaske ausbalanciert hatte.
»Ich dachte, du langweilst dich nie«, sagte Jung.
»Tu ich auch nicht.«
Biologische Geister lechzten nach Stimulation, entweder um der Stimulation willen oder um sich abzulenken. Robos hatten es normalerweise leicht, sie waren in der Lage, die Dateien zu schließen, auf die sie nicht zugreifen wollten. Ich hatte mir viele Nächte in meinem Apartment damit vertrieben, in der Ecke zu stehen und ganz ehrlich an gar nichts zu denken.
Jetzt schien ich das aber einfach nicht zu können, und jedes Mal, wenn ich es versuchte, öffnete dieser verfluchte Glitch wieder die Ordner. Außer in den Momenten, wenn ich mich für meinen Ladezyklus komplett herunterfuhr, hatte ich ein Problem. Selbst das musste nicht unbedingt funktionieren, denn wenn ich mich auflud, nützten die Wartungsprogramme den fehlenden Input, um die Daten des Tages zu defragmentieren.
Ich träumte. Nicht auf dieselbe Art wie Biologische. Meine Träume waren nicht verwirrend und symbolisch. Es waren Wiederholungen, Arbeitsschichten meiner Speichermatrix, die Zergliederung jeder einzelnen Nuance, während mein Evolutionsprogramm versuchte, eine bessere Funktionalität zu adaptieren. Normalerweise machte mir das nichts aus, aber jetzt fühlte ich mich dem gerade nicht gewachsen.
Ich hatte vorgehabt zu versuchen, als nächstes ärztlich angeordnetes Projekt ein Allosaurus-Skelett zusammenzusetzen. Aber das war zerstört worden, zusammen mit meinen anderen Modellen, meiner maßgeschneiderten Garderobe, meinem Kühlschrank. Meine nette, ereignislose Existenz. Ungebeten öffnete mein elektronisches Gehirn den Speicherordner erneut. Ich spulte vor zu dem Zeitpunkt, als mir April diese Zeichnung gab, und stoppte bei diesen sanften, violetten Augen, die mich inständig baten, sie zu retten, es aber nicht laut aussprechen konnten.
Ich schloss den Ordner wieder, aber dies war nur eine vorübergehende Gnadenfrist. Nicht denkende Drohnen hatten keine Ahnung, wie gut sie es hatten.
»Du könntest ein Buch lesen«, schlug Jung vor.
»Hast du die Schatzinsel ?«
Das funktionierte nicht.
Ich hatte nie versucht, ein Buch zu lesen. Wenig überraschend stellte sich heraus, dass ich schnell las. Die Worte flossen mühelos in meine Speichermatrix, ich war viel zu schnell fertig. Ich las es noch ein paar Mal in meinem Speicher. Gute Geschichte, aber nicht in der Lage, mich davon abzuhalten, mich gleichzeitig mit meinen fixen Ideen zu beschäftigen: Julie Bleaker, ihre Kinder, zerstörerische Drohnen, mein explodierendes Apartment.
Ich gab mich geschlagen, schleppte mich in die Ecke und schloss mich an.
»Gut' Nacht, Mack«, sagte Jung.
»Schlaf gut«, antwortete ich und schaltete mich aus.
Ich träumte zweihundertelfmal von dem Kampf. Ich wiederholte meine Sitzung mit dem Doc sechsunddreißigmal, meinen Schrottplatzbesuch hundertfünfzigmal. April und ihre Zeichnung: Dieser Augenblick wiederholte sich nicht weniger als fünfhundertundachtundachtzigmal.
Drei Stunden und sechs Minuten später schaltete ich wieder auf Bewusstsein zurück. Jung war zu Bett gegangen, also stapfte ich so leise ich konnte durch den Raum. Ich nahm die Zeichnung vom Kühlschrank, drehte sie um.
FINDE UNS
Ich heftete sie zurück an den Kühlschrank, sodass mir die zwei Worte entgegenstarrten.
»Ich werde tun, was ich kann, Mädchen.«
FÜNF
Mit jeder verstreichenden Minute wurde die Gefahr, dass den Bleakers etwas Schlimmes passierte, größer. Ich war nicht froh darüber, aber ich war immer noch eine logische Maschine (wenn man hier und da einen Fehltritt dieses verfluchten Freien Willens entschuldigte). Außer herumzuwandern und an Türen zu klopfen, in der Hoffnung, zufällig auf Vierarm zu treffen, konnte ich nicht viel mehr tun, als auf den Morgen zu warten. Es gab in dieser Stadt zu viele Türen, als dass ein Robo sie alle hätte abklappern können. Glücklicherweise nahm ich dank meines internen Chronometers die Zeit als Konstante wahr. Sechs
Weitere Kostenlose Bücher