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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Familie«, stimmte ich zu und tat mein Möglichstes, meine Differenzmaschine davon zu überzeugen, dass es eine vernünftige Möglichkeit war.
    Er ließ seine Taschendrohne eine neue Kippe anzünden. »Schau mal. Es ist zwar nicht meine Abteilung, aber ich prüf das nach.«
    Das beruhigte mich etwas, aber er war ein vielbeschäftigter Cop. Ich bezweifelte, dass er seine laufenden Fälle beiseitelegen konnte, um eine Familie ausfindig zu machen, die niemanden interessierte.
    »Wir kümmern uns später um die restlichen Details«, sagte Sanchez. »Du siehst aus, als könntest du eine Nachladung gebrauchen. Weißt du, wo du heute Nacht bleiben kannst?«
    Es gab einen Ort. Ich gab Sanchez die Nummer, und er versicherte mir, er werde mich anrufen, sobald Julie Bleaker und ihre Familie gefunden waren. Ich hatte meine Zweifel, aber ich konnte nichts weiter tun. Also machte ich mich auf den Weg zu Jungs Apartment. Es war nur sieben Blocks entfernt, ein kurzer Fußmarsch. Da jeder Schritt, den ich machte, meine Stromrechnung um einen zwölftel Cent ansteigen ließ, nahm ich den Bus.
    Jung öffnete mir die Tür in einem Pyjama, der mit Segelschiffen und Piraten bedruckt war. Meine Humorversion war gerade entwickelt genug, um eine gewisse Absurdität in diesem Aufzug zu entdecken, und ich hätte sogar gelacht, wenn ich diesen simulierten Reflex schon entwickelt hätte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es so weit war. Noch aber ersparte ich uns beiden einen peinlichen Moment.
    »Bisschen früh fürs Bett, oder nicht?«, fragte ich.
    »Ich habe niemanden erwartet.«
    Er wandte sich um und sprang hinein, und ich nahm es als Einladung, ihm zu folgen. Jungs Apartment war größer als meines. Er fuhr schon länger Taxi, und er konnte gut mit den Kunden umgehen, deshalb war sein Trinkgeld besser. Nicht allzu viel besser. Ich konnte mir auch eine Wohnung wie diese leisten, mit einem extra Schlafzimmer und acht Kubikmetern mehr Wohnraum. Nur brauchte ich es nicht, deshalb wäre dafür zu bezahlen unlogisch gewesen.
    »Du siehst furchtbar aus, Mack.«
    »Mein Apartment ist in die Luft geflogen. Ich lass mich morgen kurz waschen und wachsen, aber im Moment brauche ich einen Platz, wo ich meinen Akku aufladen kann.«
    »Klar.« Er hüpfte auf seine Couch und goss sich etwas Wein ein.
    Er fragte nicht nach Einzelheiten. Er war mein Freund, und in Empire flog ständig irgendwas in die Luft. Hauptsächlich Labore und Forschungseinrichtungen, aber man hatte auch schon von harmloseren Adressen gehört, die mit einem Knall dahingegangen waren. Er ließ den Wein in seinem Glas kreisen, hielt seine geweiteten Nasenflügel an den Rand und schnüffelte. »Da drüben ist ein Anschluss.« Er zeigte die Richtung mit seinem rechten Zeh an.
    »Es ist nur für die Nacht«, sagte ich.
    »Vergiss es, Mack. Wozu hat man Freunde?«
    Er nippte an seinem Wein und nahm ein Buch. Lesen war alles, was der Gorilla in seiner Freizeit tat: Belletristik, Fachliteratur, alles und jedes. Er schätzte Bücher so sehr, dass er ihnen ein Regal reservierte, das zwei Kubikmeter einnahm, vollgestopft mit Büchern. Ich interessierte mich nicht besonders fürs Lesen, vor allem nicht für Belletristik. Doc Mujahid traf den Nagel auf den Kopf: Ich besaß nicht das abstrakte Denken, das nötig war, um sich dafür zu begeistern. Was Fachliteratur anging, so stellte ich fest, dass ich äußerst wenig Verlangen danach hatte, irgendetwas Neues zu lernen, das nicht gezielt zu meinem Funktionieren beitrug.
    Dem Doc zufolge war das eine faule Ausrede dafür, es gar nicht erst zu versuchen. Ich hatte den Glitch. Ich konnte außerhalb meiner Programmierung denken, mich über meine Direktiven hinwegsetzen, wie ich es veranschaulicht hatte, als ich mich weigerte, auf Befehl zu töten. Ich besaß einen vage definierten Respekt für das Leben. Wie hoch genau dieser Respekt in meinem Persönlichkeitsindex rangierte, wusste ich nicht, aber es reichte, um niemanden zu zertreten, nur weil er mich auf dem Gehweg anrempelte. Und es war genug, dass ich mir verdammt große Sorgen um Julie, April und Holt Bleakers Leben machte. Gavin hätte mich kaum weniger interessieren können.
    »Was ist mit dem Gekritzel?«, fragte Jung.
    Natürlich hatte ich die Zeichnung in meiner rechten Hand nicht vergessen, aber es überraschte mich trotzdem irgendwie, dass sie da war.
    »Das ist gar nichts«, antwortete ich. »Macht's dir was aus, wenn ich deinen Kühlschrank benutze?«
    »Nur zu!«
    Ich klatschte Aprils

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