Der Automatische Detektiv
den Tank. Obwohl der Inkompensator meine Leistungsfähigkeit auf zwanzig Prozent senkte, hatte er den komischen Effekt, mich zu zwingen, zweimal so viel Saft zu verbrennen, als für diesen geschwächten Zustand normal gewesen wäre. Außerdem sandte er unangenehme atmosphärische Störungen in mein rechtes Audio.
Normalerweise ging ich für meinen monatlichen Bewährungs-Check im Think Tank vorbei. Heute schlurfte ich an diesen Büros vorüber zu einer Abteilung im zweiten Stock: der Einheit für Hochwissenschaftliche Verbrechen.
Eine Sekretärinnen-Automatische frisch vom Montageband besetzte den Empfangstresen. Die alten Modelle waren strikt funktional in ihrem Design, spindeldürre Maschinen mit monotonen Stimmen und minimalen Persönlichkeitsmasken. Die neueste Generation war für das biologische Auge ästhetisch angenehmer. Es gab sie in vielen verschiedenen Ausführungen, aber dieses Modell war eine kräftige automatische Version einer Platinblonden. Obwohl ihre Zusammensetzung eher aus minderwertigem Stahl bestand als aus Platin. Sie trug ein Namensschild, das sie als Darlene auswies.
Wer auch immer die Rechnungen des Departments zahlte, er hatte das zusätzliche Gesichtsausdruckspaket springen lassen. Sie lächelte und klimperte mich mit ihren Wimpern an. Irgendetwas lief bei einem Automatischen mit Wimpern vollkommen falsch. »Aber hallo, mein Hübscher!«
Phantastisch. Sie wollte flirten.
»Wie kann ich Ihnen helfen, mein Großer?«, flötete sie.
»Sanchez«, antwortete ich. »Ich bin hier, um Sanchez zu sprechen.«
»Zu schade. Ich hatte gehofft, Sie wären hier, um mich zu sprechen.«
Ich nahm an, ich konnte Biologischen nicht vorwerfen, sexbesessen und davon getrieben zu sein. Es war schließlich die Grundlage für ihre Reproduktion. Chaotische Sache, die biologische Existenz. All die Flüssigkeiten und das ganze Gewebe und dann noch das Herumreichen von DNS, alles in der vergeblichen Hoffnung, dass es etwas Nützliches hervorbringen werde. Es war ihre einzige Möglichkeit, abgesehen vom Klonen, und selbst das war immer noch nicht besonders praktisch.
Ich hatte nichts gegen Biologische und die Notwendigkeiten ihrer Existenz: essen, pennen, schwitzen und der ganze Kram. Aber sie mussten ihre Fixierungen nicht anpreisen, und sie mussten mir und meinesgleichen ihre Zwänge nicht unter dem Deckmantel der Benutzerfreundlichkeit aufzwingen. Es war ihre Natur, nicht ihre Schuld, und es war auch nicht Darlenes. Also schob ich meinen Ärger beiseite.
»Sanchez«, wiederholte ich. »Ich möchte gerne Alfredo Sanchez sprechen, den Leiter der Einheit …«
»Ich weiß, wer er ist, Schätzchen. Haben Sie einen Termin?«
»Nein.«
»Ts, ts. Aber weil Sie so ein hübsches Stück Hardware sind, werde ich mal sehen, was ich tun kann.« Darlene drückte einen Knopf an ihrem Tresen und beugte sich über eine Sprechanlage. »Officer Sanchez, hier ist ein Robo, der Sie sprechen will.« Dann sah sie zu mir hoch und zwinkerte.
Sanchez war einverstanden, mich zu empfangen. Sein persönliches Büro war ein Kasten, der für seinen Schreibtisch, ein paar Aktenschränke und eine Wand voller Auszeichnungen der Stadt kaum groß genug war. Ich schaffte es, mich hineinzuzwängen, passte aber auf, dass ich still stand, um nichts zu zerdrücken.
Ich hatte Sanchez vorher noch nie bei der Arbeit besucht. Genau genommen hatte ich ihn überhaupt noch nie irgendwo besucht. Unsere Wege kreuzten sich, aber nie auf Verabredung und nie auf Einladung. Er schien nicht im Mindesten überrascht von meinem nie dagewesenen Hereinschneien. Er fuhr fort, Berichte auszufüllen. Seine Schreibmaschine klickte pausenlos.
»Für so was werden Drohnen gebaut, weißt du«, sagte ich.
»Der Stadthaushalt erlaubt mir entweder 'ne Tippdrohne oder 'ne Kaffeemaschine.« Er hielt inne, hob einen Pappbecher voller dampfender brauner Flüssigkeit. »Ich finde sowieso nicht, dass es einem Mann gut tut, sich zu sehr auf Automatisierung zu verlassen. Nichts für ungut.«
»Schon gut.«
Sanchez nippte an seinem Kaffee und zuckte zusammen. »Diese verfluchte Sekretärinnen-Automatische hat keine Ahnung, wie man eine beschissene Tasse Kaffee kocht!«
»Du könntest ihn selbst machen.«
»Hab keine Zeit. Zu viel zu tun mit Berichtetippen.« Zum Beweis beugte er sich wieder über seine Schreibmaschine und hämmerte los. »Was brauchst du, Mack?«
Sanchez hielt nicht viel von Smalltalk. Er kam gern zum Punkt, und ich wusste das zu schätzen.
»Die
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