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Der Automatische Detektiv

Der Automatische Detektiv

Titel: Der Automatische Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Sir.«
    Dieses Ergebnis war zwar nicht überraschend, aber es ärgerte mich trotzdem und ich fühlte mich irgendwie beleidigt, weil Dennis sich nicht zumindest die Zeit nahm, zurück zu seinem Podium zu gehen und vorzugeben, jemanden anzurufen, damit er zurückkommen und mir sagen konnte, ich sei abgewiesen worden. Das wäre mir höflich erschienen. Stattdessen wurde ich wie ein Lexikonverkäufer behandelt. Ich ignorierte meinen Vernunftemulator und versuchte es weiter.
    »Es geht um einen gemeinsamen Freund. Er heißt Tony Ringo.« Ich wandte mich einer der Scannerdrohnen zu und wiederholte den Namen, für den Fall, dass vielleicht jemand Wichtiges zuhörte. »Tony Ringo.«
    Fünf Geschützdrohnen ließen sich aus ihrer Umlaufbahn um die Proton Towers fallen und kreisten mich ein. Die Ladung in ihren Waffen summte. Die zwei Security-Autos zogen ihre Waffen und legten an. Und was am schlimmsten war, Dennis' Lächeln verschwand vollkommen, ersetzt durch eine entschlossene Ausdruckslosigkeit.
    »Sir, wenn Sie nicht augenblicklich auf eine sichere Entfernung zurücktreten, bin ich befugt, Gewalt anzuwenden.«
    Das Klügste wäre es jetzt gewesen, aus dem Weg zu gehen. Unglücklicherweise hielt mich mein Kernaggressionsindex, das Ding, mit dessen Kontrolle ich keine Probleme haben sollte, davon ab, mich zu rühren. Mein Kampfanalysator entwarf schon Angriffsstrategien.
    »Sir, ich werde Sie nicht noch einmal bitten.«
    Ob ich die intelligente Lösung gewählt und mich zurückgezogen hätte oder nicht, war eine reine Vermutung. Vor allem meine. Aber das Problem wurde durch ein lautes Klingeln, das vom Anstecker des Portiers herrührte, aufgehoben.
    Er befahl der Security, ihre Positionen zu halten, und wandte mir den Rücken zu.
    »Ja, Ma'am?«
    Eine neue Stimme drang aus seinem Anstecker. Unbekannt, aber ich hatte eine starke Ahnung, wem sie gehören konnte.
    »Bitte, Dennis«, sagte Lucia Napier, »schicken Sie Mr. Megaton herauf.«
    Die Geschützdrohnen schossen zurück in ihre Umlaufbahn und die Automatischen steckten ihre Pistolen weg. Dennis wandte sich wieder zu mir um. Das Lächeln, so hell und leuchtend wie eh und je, war in sein Gesicht zurückgekehrt.
    Der Portier führte mich hinein und übergab mich dem Concierge. Der kleine Normale war sorgfältig gepflegt, bis hinab zu seiner knitterfreien schwarzen Hose. Meine Erkennungsdatei pickte immer ein oder zwei Merkmale einer Person heraus, um sie später leichter aus der Speichermatrix abrufen zu können. Die Details, die ich an ihm bemerkte, waren übermäßig gezupfte Augenbrauen und seine Haare: schwarz, bis zur Unterwerfung geölt, mit einem so geraden und präzisen Scheitel, dass es sicherlich eines mathematischen Algorithmus bedurft hatte, um ihn richtig hinzubekommen.
    Er verbeugte sich. »Hallo, Sir. Wenn Sie mir bitte folgen wollen …«
    Der größte Teil der Stadt benutzte immer noch die altmodischen Aufzüge, aber Proton Towers hatte die neuesten Levitatorgondeln. Der Concierge und ich betraten eine Gondel, die mit einer Couch, einer Pflanze und dem Gemälde eines Gartenhäuschens dekoriert war. Ich fand das Gemälde sehr merkwürdig. Ich war in Empire aktiviert worden und hatte nie einen Fuß außerhalb der Stadtgrenzen gesetzt, deshalb konnte ich mir keine Welt vorstellen, in der es solche Dinge gab. Ein Gebäude aus Holz, all das Grün und einen weiten, blauen Himmel.
    Ich fragte mich, ob es überhaupt existierte.
    Der Concierge ertappte mich dabei, wie ich es betrachtete. Eigentlich hatte ich es schon meiner Speicherdatei übergeben und konnte es betrachten, wann ich wollte. Ich hatte mir nur nicht die Mühe gemacht, mich davon abzuwenden.
    »Gefällt es Ihnen, Sir?«, fragte er.
    Vielleicht war gefallen ein zu schweres Wort. Ich hatte keinerlei Wunsch, Empire zu verlassen und den Rest der Welt zu sehen. Aber es gab etwas an diesem Gemälde und seiner Jenseitigkeit, das meine Aufmerksamkeit fesselte. Unerklärlich, ja, doch ein Bestandteil wirklichen Bewusstseins war, von Zeit zu Zeit unerklärliche Reaktionen zu zeigen.
    »Es ist hübsch«, antwortete ich.
    »Ja, Sir, das ist es wirklich.«
    Die Türen schlossen sich, die Gondel schoss nach oben. Sechsundsiebzig Stockwerke flogen in vierzig Sekunden vorbei, und als sich die Türen wieder öffneten, standen Lucia Napier und ihr Penthouse vor mir.
    »Mr. Mack Megaton«, verkündete der Concierge, nur für den Fall, dass sie den Zwei-Meter-dreizehn-Roboter hinter ihm nicht bemerkte. Sie bat mich

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