Der Autor und sein Werk
Geschehnisse und in rasantem Tempo. Dies mag nicht jedermanns Geschmack entsprechen, doch Tatsache bleibt, daß dieser Abenteuerroman mit moralischem Anspruch glänzend unterhält und den Leser gleichzeitig tief betroffen macht.
Luzerner Tagblatt, 11.4.74
Um wieder einmal von einem Roman zu sprechen, der zu jenen Büchern zählt, in denen man sich ›festliest‹ – weil sie halt so spannungsreich komponiert sind: Konsaliks ›Neuer‹ ist solch ein Roman; und es ist wieder ein Arztroman. Hauptfigur: Dr. Reinmar Haller; er verläßt die Heimat – infolge eines Schuldspruchs, den er als ungerecht empfindet – und gerät auf die Leprastation Nongkai in Hinterindien. Dort beginnt er zuzupacken, denn das abgelegene Krankendorf steckt voller skandalöser Zustände. Haller lädt sich Ärger über Ärger auf. Nur zwei Menschen halten zu ihm, ein junger indischer Assistenzarzt und Siri, die bezaubernde Tochter des Dorfbürgermeisters. Trotzdem wird Haller das Opfer von Intrigen; sein Leben schwingt hin und her, zwischen aufopfernder Arbeit und herber Enttäuschung. Schließlich wird er infolge Gehirnschlag teilweise gelähmt … Aber das ist noch nicht alles aus der prall gefüllten dramatischen Romanhandlung, die Konsalik zu Papier brachte. Und in jedem Kapitel überrascht der weithin bekannte Autor immer wieder mit neuen, dem Leben abgelauschten Situationen und Konflikten.
Reutlinger General-Anzeiger, 23.3.74
So einen rechten, ehrlichen Schmöker lobe ich mir. Kein Tiefsinn, kein literarischer Ehrgeiz, keine sprachlichen Spitzfindigkeiten. Dialoge wie Pistolenduelle, Aktion im Expreßtempo, Liebe ohne zimperliches oder raffiniertes Getue, Horror, gezielt in kräftigen Dosen verabreicht. Dann und wann Nachdenkliches: »Es gibt Augenblicke im Leben, in denen man spürt, daß in der nächsten Sekunde etwas passiert …« – wie wahr, wie wahr! Und das alles in einer exotischen Welt: Birma diesmal – der Bestseller-Autor Heinz G. Konsalik kennt sich auch dort spielend aus. Sein ›Engel der Vergessenen‹ (C. Bertelsmann Verlag, 461 S.) ist ein deutscher Modearzt, durch einen Justizirrtum daheim disqualifiziert, der sich eine Leprosen-Station im Dschungel als letzte Station seines verpfuschten Lebens ausgesucht hat. Angesichts des menschlichen Elends und der Korruption, die jede Hilfe von außen paralysiert, wird er zum zornig rasenden Retter und macht sich alle Funktionäre zwischen Rangun und Urwald zum Feind. Infame Lügen, gedungene Mörder, asiatische Folter, Rudel von Krokodilen – nichts kann ihm etwas anhaben. Zerschunden, zerschlagen rafft er sich wieder auf, von den Kranken verehrt, von zwei Frauen geliebt: ein Supermann mit sympathischen Schwächen, ein Engel mit Kodderschnauze – wer könnte es fertigbringen, von ihm nicht hingerissen zu sein!
Gertrud Stolte-Adelt
Welt am Sonntag, 3.11.74
Im Tal der bittersüßen Träume
Chaos in der mexikanischen Wüste
In einem kleinen mexikanischen Dorf, von Gott und den Menschen verlassen, kämpfen ein paar hundert Indios einen verzweifelten Kampf gegen den Durst. Unter der brennenden Sonne treibt ein Drama seinem Höhepunkt zu. Die Gegner: Ein skrupelloser Rauschgiftpflanzer, der den einzigen lebensspendenden Brunnen besitzt – auf der anderen Seite ein Schweizer Arzt, ein Priester vom Schlage des Don Camillo und die schöne Evita, die die Indios von der Gewaltherrschaft des Gangsters zu befreien versuchen. Endlose Demütigungen nehmen die entkräfteten Menschen von dem Reichen und Starken hin, aber schließlich überschreitet er jegliches Maß. Ein Chaos bricht los.
Konsalik, der Journalist mit dem sicheren Gefühl für Erfolgsthemen, bringt alles zusammen, was zu einem zünftigen Abenteuerroman gehört. Der Priester, der Arzt und die schöne Evita kämpfen – wie man es auf dem Einband lesen kann – ›mit den Entrechteten für eine schönere Zukunft‹. Von einer solchen Ankündigung darf man sich nicht täuschen lassen. Rauschgiftbekämpfung und soziale Aufklärung sind ›in‹. So sind die zeitgenössischen Probleme zum Rahmen degradiert worden, zum Rahmen für eine der üblichen Gangster- und Lovestories. Der Schriftsteller badet sich in Brutalitäten und viel Sex. Über die Grenzen des Glaubwürdigen geht er dabei weit hinaus. Als i-Punkt funktioniert dann auch die Ironie des Schicksals. Nachdem die grünenden Gärten des Bösen von den Verdurstenden gestürmt und vernichtet worden sind, da endlich beginnt es zu regnen. Aus dem Regen wird eine
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