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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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zählenden Bände und Schriftrollen auf dem Hauptmarktplatz dieser Stadt auf einen Haufen geworfen, zu Asche verbrannt und diese Asche verstreut werde. Wir halten dafür, daß solches das geziemende Ende all dieser heidnischen Zeugnisse war, und wir bezweifeln, daß in den bisher erforschten Gebieten Neuspaniens sich noch irgendwelche anderen Zeugnisse finden lassen.
    Es sei darauf hingewiesen, Sire, daß die indianischen Zuschauer, wiewohl sie jetzt nahezu alle vorgeben, Christen zu sein, bei dieser Verbrennung schamlos ein abscheuliches Maß an Bedauern und Zorn bekundeten: Sie brachen sogar in Tränen aus, als sie den Scheiterhaufen brennen sahen, so daß man hätte meinen sollen, sie wären echte Christen, welche der Entweihung und Vernichtung so vieler heiliger Schriften beiwohnten. Wir sehen darin einen Beweis, daß diese Geschöpfe bis jetzt doch noch nicht so ganz im innersten Herzen zum Christentum bekehrt worden sind, wie wir und unsere Heilige Mutter, die Kirche, es uns wünschten. Folglich hat der alleruntertänigste Diener Eurer Gottesfürchtigen und Höchstfrommen Majestät immer noch viele dringende kirchliche Aufgaben zu erfüllen, so im engen Zusammenhang mit einer wirksamen Verbreitung unseres Glaubens stehen, und werden selbige auch weiterhin noch zu erfüllen haben.
    Wir bitten um Euer Majestät Verständnis, daß obengenannte Pflichten Vorrang haben davor, als Zuhörer und Überprüfer des geschwätzigen Azteken zu fungieren, und selbiges uns in zunehmend seltenen Augenblicken möglich sein wird. Auch bitten wir, daß Euer Majestät Verständnis haben mögen dafür, daß wir gelegentlich eine aus mehreren Konvoluten bestehende Sendung ohne erklärenden Begleitbrief abschicken, ja, sie bisweilen sogar abschicken, ohne daß sie zuvor von uns gelesen worden wären.
    Möge der Herr, Unser Gott, Eurer Geheiligten Majestät Leben schützen und Eure Besitztümer noch auf viele Jahre hinaus mehren; darum bittet in aufrichtigem Gebet
    Euer S. C. C. M. Bischof von Mexíco,
    ( ECCE SIGNUM ) ZUMÀRRAGA

Quinta Pars
    Mein kleiner Sklave Cozcatl hieß mich mit aufrichtiger Freude und Erleichterung wieder daheim willkommen; wie er mir erzählte, war Jadestein Puppe ausgesprochen erbost gewesen, daß ich in den Ferien nach Hause gefahren war, und hatte ihre schlechte Laune an ihm ausgelassen. Obwohl sie über einen ganzen Schwarm von Dienerinnen verfügte, hatte sie Cozcatl gleichfalls mit Beschlag belegt, und er hatte sich für sie abplagen müssen, hatte die ganze Zeit über, da ich fort gewesen war, auf Trab sein oder aber stillhalten müssen, um sich auspeitschen zu lassen.
    Er deutete an, einige der Aufträge, die sie ihm erteilt, seien ausgesprochen erniedrigend gewesen, und als ich nachbohrte, berichtete er auch noch, daß die Etwas Köstliches genannte Frau, nachdem sie das nächstemal in die Gemächer der Königin befohlen worden war, einen ätzenden Xocóyatl-Trank genommen habe – und dort, sich vor Schmerzen windend und mit Schaum vor dem Mund, gestorben sei. Seit dem Selbstmord von Etwas Köstlichem, von dem man außerhalb des Palastes noch nichts wußte, war Jadestein Puppe ihrer heimlichen Spiele wegen auf Cozcatl und die Zofen angewiesen gewesen, daß diese ihr Bettgenossen verschafften. Nach allem, was ich hörte, waren diese offenbar weniger zufriedenstellend gewesen als jene, die ich ihr zuvor beschafft hatte. Allerdings zwang mich die Dame nicht sogleich wieder in ihren Dienst, ja, schickte nicht einmal eine Sklavin über den Gang in meine Wohnung, um mir Grüße ausrichten zu lassen, und ließ auch sonst nicht erkennen, daß sie von meiner Rückkehr wisse oder sich darüber freue. Sie hatte genug mit dem Ochpanitzli-Fest zu tun, das hier in Texcóco genauso gefeiert wurde wie überall sonst.
    Als die Festlichkeiten vorüber waren, trafen wie angekündigt Tlatli und Chimáli im Palast ein, und Jadestein Puppe beschäftigte sich damit, sie unterzubringen, dafür zu sorgen, daß ihre Werkstatt ausreichend mit Ton, Werkzeug und Farben ausgestattet wurde, und gab ihnen im übrigen genaue Anweisungen, welche Art Arbeit sie von ihnen erwartete. Ich ließ mich bei der Ankunft meiner einstigen Gefährten mit Bedacht nicht blicken. Als ich ihnen ein oder zwei Tage später zufällig im Palastgarten begegnete, würdigte ich sie nur eines knappen Grußes, den sie mit einem verlegenen Brummen erwiderten.
    Danach begegnete ich ihnen recht häufig, da ihre Werkstätte im Keller unter Jadestein Puppes

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