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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Dämmer auf dem Fluß auf, sah unseren haltenden Trupp, kam durch das flache Wasser geplanscht und begrüßte mich voller Hochachtung:
    »Mixpantzinco! In Eurer erlauchten Gegenwart, Adlerritter, willkommen zurück. Wir hatten schon Angst, Ihr würdet überhaupt nichts von der Feier mitbekommen.«
    »Was für einer Feier?« fragte ich. »Ich kenne keine Zeremonie, bei der die Mitwirkenden baden gehen sollen.«
    Er lachte und sagte: »Ach, dazu hatte ich selbst Lust. Mir war so warm vom Tanzen und vom Lustigsein, daß ich mich abkühlen mußte. Aber ich bin schon oft genug mit dem Knochen gesegnet worden.« Mir schnürte sich der Hals zusammen. Er muß mein Schweigen für ein Zeichen von Nichtverstehen genommen haben und erklärte deshalb: »Ihr selbst habt doch den Priestern gesagt, sie sollten unbedingt alles tun, was die Götter fordern. Gewiß wußtet Ihr doch, daß der Tlacaxípe-Ualízli-Mond schon recht fortgeschritten war, als Ihr uns verließet, und der Gott noch nicht beschworen worden war, das urbar gemachte Land zu segnen.«
    »Nein«, sagte ich oder stöhnte ich vielmehr. Nicht, daß ich ihm nicht geglaubt hätte; ich wußte, um welches Datum es ging. Ich versuchte nichts weiter, als den Gedanken zu verdrängen, welcher mein Herz sich zusammenkrampfen ließ wie eine Faust. Als wäre er stolz darauf, es mir als erster zu berichten, fuhr der Mann fort:
    »Einige wollten Eure Rückkehr abwarten, Gebieter, aber die Priester mußten mit den Vorbereitungen vorankommen. Ihr wißt ja, daß wir keine Leckereien hatten, um die Erwählte zu verwöhnen, und auch keine Instrumente, um die richtige Musik dazu zu machen. Aber wir haben laut gesungen und viel Copáli verbrannt. Und da wir auch keinen Tempel hatten, die nötige Entjungferung darin vorzunehmen, haben die Priester ein Stück weichen Grases, das ganz von Büschen eingerahmt ist, zum Heiligtum erklärt; und an Freiwilligen war auch kein Mangel; viele haben es sogar mehrmals hintereinander gemacht. Da alle dafür waren, unseren Befehlshaber zu ehren, selbst in seiner Abwesenheit, fiel die Wahl derjenigen, die den Gott darstellen sollte, einstimmig aus. Und jetzt seid Ihr doch noch rechtzeitig zurückgekehrt, um den Gott zu sehen, dargestellt in Person …«
    Er hielt unvermittelt inne, denn ich hatte mein Maquáhuitl in seinen Hals sausen lassen, daß dieser bis zum Knochen hinten aufsprang. Béu stieß einen leisen Schrei aus, und die Krieger hinter ihr reckten die Hälse. Einen Augenblick schwankte der Mann, die Augen entsetzt aufgerissen; schweigend öffnete und schloß er den Mund und die weit geöffneten roten Lippen unterhalb seines Kinns. Dann kippte sein Kopf nach hinten, die Wunde klaffte auf, Blut schoß hervor, und er stürzte zu meinen Füßen zu Boden.
    Von Entsetzen gepackt, sagte Béu: »Záa, warum! Warum hast du das getan?«
    »Schweig, Weib!« herrschte Zornig Auf Jedermann sie an.
    Dann packte er mich beim Oberarm, womit er vielleicht verhinderte, daß auch ich zu Boden stürzte, und sagte: »Mixtli, vielleicht kommen wir noch rechtzeitig, um das Schlimmste zu verhüten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du hast ihn gehört. Er ist mit dem Knochen gesegnet worden. Alles, was dieser Gott fordert, ist getan.«
    Qualánqui seufzte und sagte heiser: »Es tut mir leid.«
    Einer von seinen alten Kameraden nahm meinen Arm und sagte:
    »Uns allen tut es leid, junger Mixtli. Möchtest du lieber hier warten, während wir – während wir den Fluß überqueren?«
    Ich sagte: »Nein. Ich führe immer noch das Kommando. Und ich werde befehlen, was in Yanquitlan zu geschehen hat.«
    Der alte Mann nickte, hob dann die Stimme und befahl den Kriegern, die auf dem Pfad zusammengedrängt standen: »Ihr Männer! Zieht euch auseinander und bildet eine Linie wie zu einem Überfall! Das ganze Flußufer entlang. Macht schon!«
    »Sag mir, was geschehen ist!« schrie Béu und rang die Hände. »Sag mir, was wir hier tun!«
    »Nichts«, sagte ich, und meine Stimme krächzte. »Du tust gar nichts, Béu.« Ich schluckte den Kloß hinunter, den ich im Hals hatte, zwinkerte, sodaß die Tränen fortgewischt wurden, und tat mein möglichstes, um kraftvoll und aufrecht dazustehen. »Du tust nichts weiter, als hierzubleiben und auf dieser Seite des Wassers zu warten. Was immer du von drüben hören wirst und so lange es auch dauert – beweg dich nicht von der Stelle, bis ich dich hole.«
    »Allein hierbleiben? Mit dem da?« Sie zeigte auf den Leichnam.
    Ich sagte: »Den

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