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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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betrachteten. Selbstverständlich spreche ich nur von den weißen Soldaten, Euer Exzellenz, welchselbige durch die Bank, vom einfachsten Fußsoldaten bis zu ihrem Oberbefehlshaber Cortés dieser Eigenwilligkeit frönten. Ich bin nicht sonderlich vertraut mit den Badegewohnheiten der später Eingetroffenen wie etwa Euer Exzellenz, doch ist mir schon früh aufgefallen, daß solche hohen Herren reichlich von Duftwässern und Pomaden Gebrauch machen, um den süß riechenden Eindruck von Sauberkeit hervorzurufen.
    Die beiden Fremden waren keine Riesen, wie Ah Tutais Beschreibung mich zuerst hatte glauben lassen. Nur einer von ihnen war in der Tat ein wenig größer als ich, der andere hingegen etwa von meiner Größe, was allerdings bedeutete, daß sie größer waren als die Männer in diesen Landen allgemein. Nur standen sie jetzt mit gebeugten Schultern und zitternd da, als erwarteten sie jeden Augenblick, etwas mit der Peitsche übergezogen zu bekommen, und hielten überdies die Hände vor ihr Gemächt wie ein paar Jungfrauen, die fürchteten, daß ihnen Gewalt angetan werden solle. Infolgedessen war ihre Körpergröße nicht sonderlich beeindruckend. Vielmehr sahen sie ausgesprochen mickerig aus, denn die Farbe ihres Körpers war womöglich noch weißer als die ihres Gesichts.
    Ich sagte zu Ah Tutál : »Ich schaffe es nie, näher an sie heranzugehen, um sie auszufragen, Herr Mutter – es sei denn, sie würden zuvor gewaschen. Wenn sie es nicht selbst tun, müssen wir es eben tun.«
    Er sagte: »Nun, wo ich sie in unbekleidetem Zustand gerochen habe, Ritter Ek Muyal, muß ich es ablehnen, ihnen den Gebrauch meiner Badekammern und Schwitzbäder zu gestatten. Ich müßte sie ja hinterher abreißen und wieder aufbauen lassen.«
    »Ganz meiner Meinung«, sagte ich. »Weist Eure Sklaven an, Wasser und Seife zu bringen und es einfach hier zu tun.«
    Wiewohl die Sklaven des Häuptlings lauwarmes Wasser, sanfte Aschenseife und flauschige Badeschwämme benutzten, wehrten sich die Gegenstände ihrer Aufmerksamkeit und kreischten, als würde man sie mit Fett bestreichen, um sie am Bratspieß zu braten, oder sie überbrühen, wie man Wildleder abbrüht, um ihre Borsten abkratzen zu können. Während all dies unter viel Geschrei vonstatten ging, unterhielt ich mich mit einer Reihe von Mädchen und Frauen aus Tihó, die eine oder mehrere Nächte bei den Fremden verbracht hatten. Die Frauen hatten ein paar Wörter ihrer Sprache aufgeschnappt und sagten sie mir, doch waren das nur neue Ausdrücke für Tipili und Tepúli, den Geschlechtsakt – Wörter, die für eine förmliche Befragung nicht sonderlich viel nützten. Die Frauen gestanden mir, die Fremden seien mit Gliedern ausgestattet, welche der Größe ihres Körpers entsprächen, und seien in aufgerichtetem Zustand durchaus beeindruckend, zumal im Vergleich zu den ihnen vertrauteren Gliedern ihrer Xiu-Männer. Jede Frau würde beglückt sein, einen so mächtigen Tepúli zu Diensten zu haben, erklärten sie, stänken sie nicht von der lebenslangen Ansammlung von käsigen Rückständen, bei deren Anblick oder wenn ihr der Geruch in die Nase steige, es einer Frau hochkomme. Wie ein Mädchen meinte: »Nur ein weiblicher Geier könnte es wirklich genießen, sich mit solchen Geschöpfen zu paaren.«
    Gleichwohl, so bestätigten die Frauen, hätten sie sich pflichtschuldigst bemüht, den Fremden in jeder Hinsicht gefällig zu sein – und gestanden, es habe sie verwirrt, wie geziert und mißbilligend manche von ihren Zärtlichkeiten zurückgewiesen worden seien. Ganz offensichtlich, erklärten die Frauen, kennten die Fremden nur eine Art und eine Stellung, um Lust zu empfangen oder zu schenken, und weigerten sich verlegen und eigensinnig wie ganz junge Männer, sich auf irgendwelche Abwandlungen einzulassen.
    Selbst wenn alles andere, was ich hörte und sah, darauf hingedeutet haben würde, daß es sich bei den Fremden um Götter handelte – die Aussagen der Frauen hätten mich daran zweifeln lassen. Denn wenn ich überhaupt etwas von den Göttern wußte, so dieses eine: daß sie mitnichten prüde waren, wenn es darum ging, ihren Lüsten zu frönen. Infolgedessen vermutete ich schon von einem sehr frühen Zeitpunkt an, daß diese Fremden etwas anderes seien als Götter, wiewohl ich erst viel später erfuhr, daß sie nichts weiter als gute Christen waren. Ihre Unwissenheit und Unerfahrenheit in bezug auf sexuelle Abwechslung spiegelte nur die Tatsache, daß sie sich an christliche

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