Der Azteke
hier herüberzutreiben. Im Augenblick leiden ein paar von meinen Höflingen schrecklich unter einer Krankheit, von der die Ärzte behaupten, sie seien ihr noch nie begegnet. Ich persönlich glaube, wir lassen uns nachgerade alle von dem Gestank dieser unsauberen Fremden vergiften. Und ich hege den starken Verdacht, daß das der Grund ist, warum Motecuzóma mir so viele reiche Geschenke geschickt hat. Er hofft, mich dadurch zu bewegen, diese beiden zu behalten und dafür zu sorgen, daß sie seiner sauberen Stadt nicht zu nahe kommen. Und ich sage außerdem …«
»Es ist in der Tat eine schwere Bürde für Euch gewesen, Herr Mutter«, warf ich eilends ein, um der Aufzählung seiner Kümmernisse ein Ende zu bereiten. »Es ist Euch hoch anzurechnen, daß Ihr diese Verantwortung so lange Zeit hindurch auf Euch genommen habt. Aber jetzt, wo ich hier bin, könnte ich vielleicht ein paar hilfreiche Vorschläge machen. Zunächst einmal – ehe ich diesen Wesen in aller Form vorgestellt werde – würde ich gern Gelegenheit haben, sie sprechen zu hören, ohne daß sie wissen, daß ich lausche.«
»Das ist nicht weiter schwierig«, erklärte Ah Tutál mürrisch.
»Ihr braucht nur über den Hof hinüberzugehen und Euch neben eines ihrer Fenster zu stellen, wo sie Euch nicht sehen können. Tagsüber tun sie überhaupt nichts anderes als unentwegt brabbeln wie die Affen. Aber ich warne Euch: Haltet Euch die Nase zu!«
Ich lächelte nachsichtig, als ich mich empfahl, denn ich nahm an, daß die Mutter in dieser Hinsicht ebenso übertrieb wie in manchem anderen seiner gereizten Einstellung den Fremden gegenüber. Aber ich hatte mich geirrt. Als ich mich ihrer Wohnung näherte, hätte der scheußliche Gestank mich fast dazu gebracht, mich zu übergeben. Ich schnaufte laut, um meine Nase von dem Geruch zu befreien und hielt sie mir dann mit zwei Fingern fest zu, als ich mich an die Mauer des Gebäudes drückte. Drinnen vernahm ich Stimmengemurmel, und zur Seite gehend schlich ich mich näher an die Türöffnung heran, in der Hoffnung, irgendwelche Wörter zu verstehen. Doch damals bedeutete mir der Klang Eurer spanischen Sprache überhaupt nichts, Euer Exzellenz. Jedenfalls sollte ich das bald feststellen, als ich die Ohren spitzte. Eines jedoch wußte ich – daß dies ein historischer Augenblick war, und ich stand wie gebannt und von einer Art erwartungsvollem Schrecken erfüllt da, als ich hörte, wie ein sonderbares neues Wesen, welches durchaus ein Gott sein konnte, voller Nachdruck erklärte, was ich bis auf den heutigen Tag nicht vergessen habe:
»Ich schwöre bei Santiago, ich hab's satt, nackte Mösen zu ficken!«
Und die andere Stimme sagte
Ayya! Habt Ihr mich erschreckt, Euer Exzellenz. Mit welcher Behendigkeit Ihr aufgesprungen seid für einen Mann, der längst das Alter des Niemals erreicht hat. Ich beneide Euch offen gestanden um Eure …
Mit allem Respekt, Euer Exzellenz, ich bedaure, daß ich diese Worte nicht zurücknehmen oder mich für sie entschuldigen kann, denn nicht ich habe sie gesprochen. Ich habe sie mir an diesem Tage nur eingeprägt wie ein Papagei, der alles nachspricht, ohne den Sinn dessen zu verstehen, was er sagt. Ein Papagei könnte derlei Ausdrücke sogar in Eurer Kathedral-Kirche vor sich hinplappern, denn ein Papagei kann ja nicht wissen, was sie bedeuten. Das könnte selbst der schlaueste aller Papageien nicht, zumal ein weiblicher Papagei ja nicht das besitzt, was Ihr zutreffend eine
Sehr wohl, Euer Exzellenz, ich will die Sache nicht weiter ausmalen und mich zurückhalten und nicht genau die Töne wiederholen, die der andere Fremde von sich gab. Es lief das, was er sagte, jedoch darauf hinaus, auch er vermisse und sehne sich nach den Diensten einer guten castilischen Hure, welche zwischen den Beinen reich mit Haarwuchs gesegnet sei. Und das war alles, was ich erlauschen konnte, ohne daß mir zuletzt von dem Gestank doch vollends übel geworden wäre und ich dadurch meine Anwesenheit verraten hätte. Ich eilte zurück in den Thronsaal, atmete unterwegs in großen Zügen frische Luft ein, und sagte dort zu dem Häuptling Ah Tutál :
»Was den Geruch betrifft, so habt Ihr wahrhaftig nicht übertrieben, Herr Mutter. Ich muß sie sehen und versuchen, mit ihnen zu reden, doch würde ich das wirklich lieber im Freien tun.«
Er sagte: »Ich kann ja irgendwelche Mittel unter ihr nächstes Essen mischen und sie dann herausschaffen lassen, wenn sie schlafen.«
»Das ist nicht nötig«, sagte
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