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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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worden. Starthilfe wurde gegeben durch Spenden, die Klaus Hübotter, ein junger Funktionär der bereits 1951 verbotenen kommunistischen » FDJ «, angeblich beim »Paulskirchenkreis«, bei Verlegern und parteiunabhängigen Politikern gesammelt hatte. Zusammen mit ihm hatten Klaus Rainer Röhl und Peter Rühmkorf das Blatt initiiert.
    Die Redakteure dieses »Magazins für Kultur und Politik« dachten und schrieben in der Tradition eines linken und literarischen Journalismus der »Weltbühne« Carl von Ossietzkys. Auf den Titelseiten fanden sich Collagen, die an John Heartfield erinnerten, im Literaturteil stritt Peter Rühmkorf für Kunst und Aufklärung und gegen die restaurativen Leitbilder der Adenauer-Ära.
    Der Dichter Arno Schmidt schrieb an die Redaktion: »Ihr seid die beste deutsche Kulturzeitung. Warum heißt Ihr ›Studentenkurier‹? Auch Nicht-Studenten sollen Euch kaufen.«
    Im Herbst 1957 wurde der »Studentenkurier« in »konkret« umgetauft. Auf einer Pressekonferenz der Atomwaffengegner hatte der »konkret«-Chefredakteur Röhl 1958 die durch ihre Aktivitäten in Münster bekannt gewordene Studentin Ulrike Meinhof kennengelernt und war ein paar Wochen später mit ihr und anderen »konkret«-Mitarbeitern nach Ostberlin gefahren, um sich dort mit Mitgliedern der verbotenen Kommunistischen Partei Deutschlands zu treffen. Scheppel, alias Manfred Kapluck, später ein wichtiger Funktionär der in der Bundesrepublik neugegründeten DKP , war begeistert: »Die hat eine große politische Karriere vor sich. Eine ganz große Karriere.«
    Tatsächlich spielte Ulrike Meinhof schon bald eine wichtige Rolle im Hauptausschuß der studentischen Atomwaffengegner. Zum 3 ./ 4 . Januar 1959 war zu einem großen Studentenkongreß gegen Atomrüstung in Westberlin aufgerufen worden. Dort standen sich vor allem zwei Fraktionen gegenüber: die Studenten der offiziellen Parteilinie der SPD und die »konkret«-Gruppe im SDS , in den heftigen Diskussionsschlachten hauptsächlich durch Ulrike Meinhof vertreten.
    Die SPD -Fraktion wagte gerade noch ein vages »Gegen den Atomtod in Ost und West« mit allerlei Abgrenzungsmanövern gegenüber der DDR . Auf Initiative der »konkret«-Fraktion legte der Arbeitskreis »Atomrüstung und Wiedervereinigung« dem Kongreß eine Resolution vor, die für Aufregung sorgte: »Die weltpolitische Lage wird in Kürze die beiden Teile Deutschlands zwingen, miteinander zu verhandeln. Damit solche Verhandlungen möglich werden, ist es nötig, daß Formeln wie ›mit Pankow wird nicht verhandelt‹ aus der politischen Argumentation verschwinden.«
    Nach nächtelangen Diskussionen, nach Geschäftsordnungstricks und Zermürbungstaktik setzte sich die »konkret«-Fraktion durch. In der Schlußresolution wurden Verhandlungen mit der DDR gefordert. Der Konsens des Antikommunismus der Adenauer-Zeit wurde öffentlich in Frage gestellt. Die bundesdeutsche Presse war schockiert.
    »Skandal an der Freien Universität – Anti-Atom-Studenten für Konföderation Bonn–Pankow«.
    »Studentenkongreß mit Linksruck und Skandal«.
    »Überrollte Idealisten«.
    »Gefährliche Dummheit«.
    »Ein Kongreß der politischen Scharlatane«.
    Die SPD antwortete mit dem Ausschluß aller »konkret«-Mitarbeiter aus dem SDS . Die Mitarbeit bei »konkret« wurde für unvereinbar mit der SPD -Mitgliedschaft erklärt.
    Richtungskämpfe im SDS folgten. Nach dem Godesberger Parteitag der SPD im November 1959 , dem Kurswechsel von der Arbeiter- zur Volkspartei, erklärte die SPD auch die Unvereinbarkeit von Mitgliedschaft in SDS und SPD . Ein neuer sozialdemokratischer Hochschulbund, der SHB , wurde gegründet.
    Im Herbst 1959 hatte der sowjetische Ministerpräsident Nikita Chruschtschow die USA besucht und sich in Camp David mit US -Präsident Eisenhower getroffen, Anzeichen eines Tauwetters zwischen Ost und West. Der Kalte Krieg schien zu Ende zu gehen. Ulrike Meinhof schrieb in »konkret« ihre erste Kolumne. Überschrift: »Der Friede macht Geschichte«:
    »Die Wende ist da, der Friede ist zum bestimmenden Faktor politischen Handelns geworden. In Camp David haben die Kräfte der Vernunft und der Menschlichkeit gesiegt. Die sie schwächen, stehen auf verlorenem Posten. Die sie stärken, haben das Mandat der Geschichte, handeln im Auftrag der Zukunft.«
    Im Januar 1960 wurde Ulrike Meinhof Chefredakteurin von »konkret«. Am 27 . Dezember 1961 heirateten Ulrike Meinhof und Klaus Rainer Röhl. 
     
    1960 wurde in den USA ein

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