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Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition)

Titel: Der Baader-Meinhof-Komplex (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Aust
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Klassenhaß aktivierbar sind aus der Konkursmasse der Studentenbewegung, als Folge der sich international und national verschärfenden Klassenkämpfe. Um in der imperialistischen Bundesrepublik den Imperialismus tatsächlich angreifen zu können … Nur Opportunisten konnten die Baader-Befreiung als abenteuerlich, putschistisch, anarchistisch abtun. Nachdem der Erfolg bewiesen hatte, daß sie unter der richtigen Einschätzung der eigenen und der Kräfte der Bullen durchgeführt worden war. Einen kurzfristig mobilisierenden Effekt erwarten und dann vermissen konnten nur Konsumenten der Aktion. Die Baader-Befreiung für den blinden Aktionismus eines unpolitischen Institutsangestellten verantwortlich zu machen, das ist das Bier der Klassenjustiz … Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen. Schickt den Genossen im Knast Rothändle-Zigaretten, Milchschokolade mit Nuß, Obst, Vitamintabletten, Zeitungen, Bücher und Geld.«

5. Ulrike Meinhof
    Ulrike Marie Meinhof wurde am 7 . Oktober 1934 in Oldenburg geboren. Ihr Vater entstammte einer alten württembergischen Familie, die geprägt war von einer Generationsfolge evangelischer Theologen.
    Werner Meinhof brach die Schule ab und wurde Kunst- und Bauschlosser. Auf Druck der Familie holte er das Fachabitur nach und studierte in Halle Kunstgeschichte. Er wurde Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei ( DNVP ), bekam eine Stelle als Zeichenlehrer in Halle und promovierte in Kunstgeschichte. Im März 1928 wurde er nach vielen vergeblichen Bewerbungen wissenschaftlicher Assistent am Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Oldenburg.
    Mit 24 hatte Werner Meinhof 1925 die sechzehnjährige Ingeborg Guthardt kennengelernt, die ihn am liebsten sofort geheiratet hätte. Die Eltern bestanden darauf, daß ihre Tochter zunächst Abitur machen sollte. 1926 verlobten sich die beiden und heirateten am 28 . Dezember 1928 in Halle. Ein Jahr später waren sie gemeinsam in Oldenburg, einer Stadt, in der die Nationalsozialisten schon früh den Ton angaben. Im Juli 1931 bekam Ingeborg Meinhof ihr erstes Kind, ein Mädchen, das auf den Namen Wienke getauft wurde.
    Werner Meinhof trat am 1 . Mai 1933 , drei Monate nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, unter der Mitgliedsnummer 285   63   34 der NSDAP bei. Am 7 . Oktober 1934 wurde eine zweite Tochter geboren, Ulrike Marie Meinhof. Einen Monat zuvor war die Familie einer kleinen christlichen Gemeinschaft, der »Renitenten Kirche ungeänderter Augsburgischer Konfession in Hessen«, beigetreten. Nach späteren Erzählungen in der Familie Meinhof gehörten der Oldenburger Gruppe der »Renitenz« gerade acht Mitglieder an, darunter die Familie Meinhof. Auch mit der nazikritischen Glaubenskraft der Gemeinde scheint es nicht weit her gewesen zu sein. Werner Meinhof, so berichtete später Ulrikes Schwester Wienke der Autorin Jutta Ditfurth, hätten lediglich »einige Einmischungen des Staates in kirchliche Angelegenheiten« mißfallen: »Er wollte, daß sein bewunderter, ja ›genialer Führer‹ Adolf Hitler die Deutsche Evangelische Kirche ernst nahm und sie in seinen politischen Kalkulationen ernst nahm.« Im übrigen sei Werner Meinhof mit den politischen Verhältnissen zufrieden gewesen.
    Ende Januar 1936 wurde Ulrike Meinhofs Vater Museumsdirektor in Jena. Mitte Mai folgten ihm seine Frau und die beiden Töchter Wienke und Ulrike. Acht Monate lang leitete er dort die NSDAP -Kreiskulturstelle. Die Familie lebte in der oberen Etage eines ehemaligen Altersheims mit einem großen Garten am Rande der Innenstadt. Im Frühjahr 1938 wurde das Haus von der Stadt Jena an die Heeresverwaltung verkauft, die Meinhofs zogen um in eine vierstöckige Villa mit Fachwerk, Türmchen und Erkern.
    Als Ulrike Meinhof knapp fünfeinhalb Jahre alt war, starb ihr Vater an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
    Die Mutter erhielt keine staatliche Pension. Werner Meinhof war nicht Beamter, sondern nur Angestellter der Stadt gewesen, die jedoch der jungen Witwe anbot, ihr nach der Heirat abgebrochenes Studium weiterzufinanzieren. Das städtische Stipendium war knapp, die Miete wurde zu teuer, die Studentin der Kunstgeschichte Ingeborg Meinhof suchte einen Untermieter.
    An der Universität hatte sie eine junge Kommilitonin kennengelernt, eine gutaussehende, intelligente und energische Frau, die Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte studierte: Renate Riemeck.
    Die Frauen zogen zusammen und begannen eine Liebesbeziehung.
    Ulrike und ihre Schwester hatten

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