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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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helfen. Aber dann gehen Sie bitte, und stehlen Sie nicht meine Zeit.«
    Das schien bei seinem Besucher den Hebel umzulegen.
    In wenigen Minuten quoll all das heraus, was Eric-Michel Lavalle zu berichten hatte.
    Zunächst verzog Alazard sein Gesicht noch zu einer Grimasse, denn es hörte sich an, als ginge es um einen popeligen Diebstahl, auch wenn es sich bei dem Diebesgut um zehn Seiten der in Fachkreisen weltberühmten Aleppo-Bibel handelte.
    Hellhörig wurde der Ermittlungsrichter, als Lavalle behauptete, das Grundstück werde von einer schwer bewaffneten Privatarmee bewacht. Die Söldner aus aller Herren Länder würden dort Menschen gefangen halten und ermorden. Nach einer halben Stunde schließlich begann Maurice Alazard, Fragen zu stellen.
    Alazard misstraute grundsätzlich jeder Form von Macht, gleichgültig, ob sie staatlich, religiös oder wirtschaftlich begründet war. Er benötigte keine zehn Fragen, um den spektakulären und medienwirksamen Unrat herauszuschälen: eine Gruppe des organisierten Verbrechens mit Verbindungen in die ganze Welt versteckte sich unter dem Deckmantel einer christlichen Gemeinschaft auf einem riesigen Anwesen nahe Paris und plante Terroranschläge.
    Alarmiert griff er zum Hörer.

    Bievres bei Paris
    Bièvres war ein kleiner Ort mit ländlichem Charakter und fünftausend Einwohnern im Departement Essonne südlich von Paris an der Linie C der Regionalbahn und Standort der »Schwarzen Panther«. Diese 1985 vom Innenministerium gegründete polizeiliche Spezialeinheit trägt in ihrem Emblem über dem Schriftzug »
RAID
«, der für Réaction, Assistance, Intervention und Dissuasion steht, einen Schwarzen Panther, von dem sich ihr Name herleitet. Als Spezialeinheit der Police Nationale ist sie für ganz Frankreich zuständig.
    Mit ihrer Gründung hatte das Innenministerium seine Abhängigkeit vom Verteidigungsministerium abgestreift. Denn bis dahin hatte man für gefährliche Spezialeinsätze immer die dem Verteidigungsministerium unterstellte
Groupement d’Intervention
der Nationalen Gendarmerie einschalten müssen, die eher paramilitärisch ausgerichtet ist und sich auch aus Militärangehörigen wie Fallschirmjägern rekrutiert.
    Die Anforderung des Ermittlungsrichters nach Unterstützung durch die
RAID
lief am Mittag im Hauptquartier bei Chefinspektor Paul Cambray ein.
    Cambray las die Meldung und starrte dann auf den Dienstplan. Ihm standen insgesamt hundert Männer zur Verfügung, die alle in kleinen Teams von acht bis zehn Mann operierten.
    Zwei seiner Teams waren in Marseille im Einsatz, observierten eine von der Konkurrenz verratene Drogenroute. Ein Team war bei einer Gefängnisrevolte in Fresnes im Einsatz, wo zwei wegen Raubmordes verurteilte Straftäter allein durch die Präsenz seiner Männer zur Aufgabe gezwungen werden sollten. Und ein weiteres Team war nur eingeschränkt einsatzfähig, weil seine Abhörspezialisten in Straßbourg einen Europaabgeordneten der Korruption überführen wollten.
    Es war ganz schön was los, dachte Paul Cambray, der zu den siebzig ersten »Panthern« gehört hatte, die bei der Gründung aus eintausendzweihundert Freiwilligen ausgesiebt worden waren.
    Cambray war nahe der fünfzig, groß und kräftig und hatte ein markant geschnittenes Gesicht, das von einer riesigen Knollennase dominiert wurde. Früher hatte er sich über den Zinken geärgert, aber mittlerweile hatte er ihn als sein Markenzeichen akzeptiert.
    Er las die Meldung mehrmals und schüttelte den Kopf. Da war er wieder, der typische Fehler der anderen Seite.
    Sie glaubte, mit Waffen sicherer zu sein. Dabei war dies genau der Punkt, den keine Polizei auf der Welt akzeptieren konnte. Waffen bedeuteten immer auch Gefahr für das eigene Leben. Und deshalb musste in solchen Fällen umso härter draufgedroschen werden.
    Alazard war ein zuverlässiger Ermittlungsrichter, einer, der
    vor keiner Tür Halt machte, wenn er Unrat witterte. Das brachte ihm bei den Polizisten Sympathie ein, während so mancher ehemals Unantastbare ihn dafür hasste.
    Daher ließ der Chefinspektor mit einem zufriedenen Grunzen die Maschinerie anlaufen und vertiefte sich dann erneut in die Details der Anforderung. Er entschloss sich, den Einsatz selbst zu leiten.

    Fontainebleau
    Henry Marvin hielt das Handy dicht ans Ohr, wanderte durch den Raum, lächelte, verzog immer wieder zufrieden das Gesicht, lachte mal nervös, dann wieder zufrieden und ballte immer wieder die linke Hand zur Faust und schlug in die Luft.

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