Der Babylon Code
kehrte um und stürzte sich wieder in das Gewirr der hügeligen Straßen, bis er schließlich eher durch Zufall hinter einer Hügelkuppe auf die Zufahrt des Pharmakonzerns stieß.
Die Einfahrt bestand aus zwei mit dunklem Marmor verkleideten Pfeilern, in denen der Name
Tysabi
hell eingefräst war. Der Weg selbst führte hinauf zu einem Gebäudekomplex am Hang.
Die steile Straße war leer und verschwand nach gut hundert Metern in einem rechten Bogen hinter dem Hügel. Das Gelände links der Straße war unbebaut, abgeholzt und bot freie Sicht ins Tal.
Er rollte mit dem Motorrad langsam an der Einfahrt vorbei. Ein hoher Metallzaun begrenzte das Grundstück zur Straße hin. Der Hang war bis hinauf zum Gebäude mit Büschen und Blumen bepflanzt.
Das vierstöckige Gebäude oben auf dem Hügel thronte wie eine Burg auf ihrem Bergfried.
Chris stoppte hinter der Biegung. Er stieg vom Motorrad, nahm den Helm ab und tastete sichernd nach dem Rucksack auf seinem Rücken. Dann hastete er zwischen Kiefern und Korkeichen den Hang hinauf. Auf der Kuppe wandte er sich nach rechts und schlich im Schutz der Bäume weiter.
Der Zaun zog sich über den Hügel; hinter einer Reihe von Büschen und Bäumen folgte eine Rasenfläche, ehe die fensterlose Rückseite des Gebäudes wie ein Bunker aufragte.
Chris blieb minutenlang unter den Bäumen stehen und starrte auf den Betonklotz. Das Licht der tief stehenden Sonne beleuchtete die obere Hälfte des Gebäudes, während der untere Teil im Schatten der Bäume lag.
Er holte das Handy heraus und hörte sich Jasmins Nachricht erneut an. Ihre verzweifelte Stimme trieb seinen Blutdruck wieder in die Höhe. Er wählte erneut die Nummer, die sie genannt hatte. Wieder keine Verbindung. So ging das schon den ganzen Tag.
»Scheiße!« Chris spuckte aus.
Sophia Antipolis, das Gebäude von
Tysabi
… er war am richtigen Ort.
Aber er hatte keinen Plan.
». . . keine unbedachten Äußerungen! Zoe? Andrew? Lange werden wir das nicht geheim halten können. Wir müssen schnell sein, sie muss einfach mit…«
Die Stimme mit dem amerikanischen Tonfall erstarb, als Jasmin an der Seite von Sulllivan den schmucklosen Konferenzraum betrat. An der einen Wand war ein Buffet aufgebaut, und in der Mitte stand ein runder Tisch.
Noch standen alle und wandten sich ihr zu.
Jasmins Blick fiel auf Wayne Snider, der ein Champagnerglas in der Hand hielt und unternehmungslustig grinste. Ned Baker nickte ihr gönnerhaft zu, während Zoe Purcell mit verkniffenem Gesicht neben zwei Männern stand, die Jasmin aus der Firmenzeitschrift kannte. Sie war überrascht, wie klein Andrew Folsom, der CEO von
Tysabi
, in Wirklichkeit war.
Das starre Gesicht des CEO mit den herabgezogenen Mundwinkeln wirkte zynisch, und die schmalen Lippen unterstrichen zusammen mit den Wolfsaugen den harten Gesichtsausdruck.
Der andere Mann war Mitte dreißig, schlank und trug eine dunkle Hose und ein blassgelbes Poloshirt unter dem Sakko, womit er sich deutlich lockerer kleidete als der CEO in seinem dunklen Anzug mit roter Krawatte. Unter seinem lockigen Haarschopf funkelten meergrüne Augen. Alle behandelten ihn mit besonderem Respekt, was sich allein schon dadurch ausdrückte, dass jeder Distanz zu ihm hielt.
Hank Thornten, Chairman und Mehrheitsaktionär von
Tysabi
, war persönlich zugegen.
»Schön, Sie hier zu sehen!« Thornten lächelte; er hielt ein Glas Wasser in der Hand und ging auf Jasmin zu, um sie zu begrüßen.
Seine Stimme vibrierte dunkel, und sein gewinnendes, aber zurückhaltendes Lächeln verbreitete eine Aura absoluter Vertrautheit. Er war es, der gesprochen hatte, als sie den Raum betreten hatte.
Der Ruf des Chairman, der selbst in den Urwäldern Südamerikas herumkroch und wissenschaftlich arbeitete, war der eines abwägenden und Argumenten gegenüber offenen Mannes. Wie konnte man solch einen Ruf haben und dann mit solchen Kreaturen wie Zoe Purcell arbeiten?, dachte Jasmin. Oder tat sie der Frau unrecht?
»Wie Sie sehen, sind die Streitereien der vergangenen Tage vergessen – nicht wahr, Wayne?« Hank Thornten lachte fröhlich auf.
Jasmin sah Wayne kalt an. Er hatte seinen Deal bekommen.
Thornten bemerkte Jasmins skeptischen Blick. »Wir können einander verzeihen und sind fähig, die Wissenschaft in den Vordergrund zu stellen. Kommen Sie, ich will Ihnen etwas absolut Sensationelles zeigen.«
An der Stirnwand stand ein Fernseher. Ned Baker hielt die Fernbedienung in Richtung des Geräts. Ein Labor erschien
Weitere Kostenlose Bücher