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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Trotignon hatte sein provisorisches Quartier im Benediktinerkloster gleich im ersten Raum neben der Eingangstür aufgeschlagen. Weiter ließen sie ihn nicht hinein. Er lag auf der Pritsche und starrte an die getünchte Decke. Trotignon und seine Leute bildeten nur den äußeren Ring der Absicherung. Der Papst hatte seine eigenen Personenschützer aus der
Corpo di Vigilanza
dabei; sein Team war so etwas wie das französische Feigenblatt.
    Es klopfte an der Tür.
    Trotignon hob die rechte Hand und gab damit Claude Dauriac zu verstehen, er solle die Tür öffnen. Dauriac war sein Stellvertreter und hatte ihm berichtet, was tagsüber passiert war, während er nach Fontainebleau gefahren war.
    Elgidio Calvi betrat den karg möblierten Raum.
    »Können wir allein reden?«
    Trotignon setzte sich auf und nickte Dauriac zu, der daraufhin leise den Raum verließ.
    »Ich brauche Ihre Hilfe«, murmelte Calvi und lehnte sich mit der Schulter gegen die Tür. »Es hat mit unserem Flüchtling aus Fontainebleau zu tun.«
    Trotignon verzog das Gesicht. Sie hatten sich wie Anfänger übertölpeln lassen. Er hatte noch keine Ahnung, wie er das in seinem Bericht darstellen sollte.
    »Sie sind der Gast. Was soll ich tun?«
    »Wir brauchen Hubschrauber.«
    Trotignon setzte sich neugierig auf.
    »Es gibt einen internationalen Wissenschaftspark nahe Cannes. Sophia Antipolis. Kennen Sie den?«, fragte Calvi.
    Trotignon schüttelte den Kopf.
    »Dort hat ein Unternehmen namens
Tysabi
ein Forschungszentrum. Wir müssen so schnell wie möglich hin. Da geschieht etwas, was der Kirche schadet. Es wäre gut, wenn die Gendarmerie das Forschungszentrum aufsucht und sich umschaut, bis wir ankommen. Eine innerstaatliche Angelegenheit.«
    »Ich verstehe«, entgegnete Trotignon. »Wenn auch auf französischem Boden.«
    »Die Bitte kommt vom Heiligen Vater«, murmelte Calvi.
    Trotignon zuckte mit den Achseln. »Ich werde meinen Chef informieren. Was soll ich sagen, wenn er mehr wissen will?«
    »Er soll sich an den Staatspräsidenten wenden und fragen, ob dem Wunsch eines Staatsgastes nachzukommen ist.« Calvi grinste schräg.
    »Er wird nicht nachfragen.« »Eben.«

    Sophia Antipolis nahe Cannes
    »Was tun Sie hier?«
    Dufour fuhr herum.
    Ned Baker und Wayne Snider standen in der Tür des Labors.
    »Ich arbeite!«
    »Jetzt? Allein.« Ned Baker trat zwei Schritte vor. »Die Weisung lautet doch, niemand darf sich allein in diesem Labor aufhalten.«
    »Mir ist da eine Idee gekommen…«
    »Was für eine Idee?«
    Ned Baker entdeckte die Reisetasche auf dem Tisch. Er ging weiter und öffnete die Tasche. Die Petrischalen mit den wachsenden Kulturen aus dem Brutkasten lagen mit den Reagenzgläsern aus der Kühltruhe wild durcheinander auf dem Boden der Tasche. Die tief gefrorenen Proben tauten bereits auf. Reagenzgläser waren zerbrochen, und rosafarbene Flüssigkeit versickerte in dem Gewirr aus Glas und Zellkulturen.
    Ned Baker keuchte. »Sie Schwein! Was tun Sie da?« Bakers Stimme überschlug sich.
    »Was ist los?«, rief Wayne Snider.
    »Er zerstört alles! Er hat die Proben aus dem Gefrierschrank und aus dem Brutkasten in die Tasche geworfen. Er vernichtet alles!«
    Wayne Snider jagte mit wenigen Sprüngen an Ned Baker vorbei auf Dufour zu. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt. »Du Sau! Du gönnst mir den Erfolg nicht, was?« Snider rammte Dufour die Faust voll auf die Nase. Dufour schrie vor Schmerzen auf
    und kippte seitlich vom Stuhl. Sein Finger drückte von ganz allein auf die Taste.
    »Verdammt, er löscht die Dateien!«, schrie Snider. Auf dem Bildschirm leuchtete die »Cancel«-Meldung groß und grellrot.
    Snider schlug wieder zu. Er traf Dufour am Schädel; der Schmerz in seiner Faust ließ ihn zurückzucken. Dufour sprang auf und rammte dabei die Schulter gegen Sniders Körper.
    »Ihr werdet mich nicht aufhalten!«, schrie Dufour und stieß dem taumelnden Snider die Hände mit ungeahnter Kraft gegen die Brust. Snider stolperte rückwärts.
    Er ruderte mit den Armen, verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Im Fallen stolperte er zur Seite. Sniders Nacken prallte mit voller Wucht auf die eckige Kante der Arbeitsplatte. Das kurze Knirschen des Genickbruches fuhr Dufour durch alle Glieder.
    »Das… das wollte ich nicht!«, schrie er panisch und starrte entsetzt auf Wayne Snider, dessen Körper für den Bruchteil einer Sekunde wie eine steife Puppe in der Luft hing. Erst dann krachte der Körper auf die Fliesen.
    »Verräter!«
    Ned Baker

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